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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern
Autoren: Anthea Bischof
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schloss die Türe und setzte sich mit ihrem Mann in die Stube.
     
    Karl erwachte, als Fayna schon von der Arbeit zurück war. Sie erzählte, dass sie unter einem Vorwand bei CAi AG angerufen habe und herausgefunden, dass man davon ausgehe, er sei am Vortag in den Flammen umgekommen. Die Leiche war zur Unkenntlichkeit verkohlt, aber man gehe mit grossem Bedauern davon aus, dass es sich um Karl Graf handelte, so jedenfalls die Annahme der Behörden.
    „Das ist gut, Karl“, erklärte ihm Fayna. „Das gibt dir Zeit, deine Sachen zu ordnen, ehe die dich suchen und dir allerhand Fragen stellen.“
    „Ich wollte schon immer wissen wie das Leben nach dem Tod ist“, sagte Karl sarkastisch. Er hatte allerdings nicht angenommen, dass es sich in einer Plattenbausiedlung abspielen würde. „Meinst du mit ‚die‘ die Polizei?“
    „Ich hoffe nicht , dass die den Brand gelegt haben“, erwiderte Fayna. „Es hat keinen Sinn, naiv zu sein. Wenn man sich Feinde macht, dann hat man Feinde. Ich habe gehört, du warst immer mit aller Gewalt gegen MetalO. Aber die haben auch ihre Verbindungen, kann ich dir sagen.“
    „Was für Verbindungen?“ erkundigte er sich hellhörig.
    „ Frag besser nicht. Halt dich raus, dann hast du’s am besten. Übrigens war ich mit deinem Krankenrezept in der Apotheke und habe dir von deinen Schmerzmitteln mitgebracht“, erklärte Fayna weiter.
    „Danke dir. Hast du auch einen Vorschlag, wie ich zu Geld komme, wenn ich nicht in mein Haus und an meinen Computer kann?“ fragte er. „Oder wie ich mit meinen Bankkarten verfahren soll, wenn ich angeblich nicht mehr am Leben bin?“
    „Darüber mus st du dir keine Sorgen machen. Es findet sich immer jemand, der deine Bankkarten verwendet, ohne dass du dazu am Leben sein musst“, erwiderte Fayna nun ihrerseits sarkastisch. „Ausserdem kann mein Bruder nachts in dein Haus gehen und abholen, was du haben möchtest. Aber vielleicht solltest du deine Familie informieren, dass es falscher Alarm ist, der sie bald erreicht.“
    „Hatte ich mir auch schon üb erlegt“, meinte Karl.
    Er be schloss, das habe Zeit. Stattdessen wollte er lieber eine grössere Summe Bargeld auftreiben. Er war sich sicher, das erleichterte das Nachdenken immens. Fayna verwandelte sich wieder in ein Schulmädchen in Jeans und kurzem Oberteil und fuhr ihn dann zu einem Bankomaten. Karl hob die grösstmögliche Summe ab und reichte ihr 5‘000 Hrywnja für seine Unterkunft.
    „Spinnst du, was soll ich damit?“ fragte sie.
    „Ich falle euch genug zur Last, oder?“ fragte er wider.
    „Meine Eltern würden das nie annehmen“, erklärte sie.
    „Dann gib’s ihnen erst, wenn ich wieder weg bin“, schlug er vor. Er drückte ihr das Geld in die Hand und schloss ihre Faust darum.
    Fayna blickte auf ihre Hand in der seinen.
    „Was hast du denn jetzt vor?“ fragte sie.
    „Ich werde mir wohl einen neuen Job suchen. Ich bin mir nur nicht sicher wo. Es wäre vernünftig, in die Nähe meiner Familie zu ziehen. Ich glaube, es ist eine schlechte Idee, in Kiew zu bleiben…“, meinte er.
    „Das ist jetzt in der Tat eine schlechte Idee. Wenn es wahr ist, dass jemand hinter dir her war, dann solltest du dich aus dem Staub machen, ehe sie herausfinden, dass sie den Falschen erwischt haben. Du bist hier nicht gebunden, du hast keine Familie, nicht wahr, da fällt es dir leicht“, erwiderte sie.
    Karl blickte sie an und erwog, ob das so wahr sei.
    „Hast du Lust mich zu begleiten?“ fragte er sie.
    Sie standen unter ein paar Bäumen und es begann zu dämmern. Unfern erglänzten die Türme der Stefanskathedrale und der Strassenverkehr war so leise, dass man ihn für das Rauschen des Abendwindes in den Bäumen hätte halten können.
    „Wohin?“ fragt sie.
    „Wohin auch immer. Ich muss sehen, wo ich ein gutes Jobangebot bekomme“, erwiderte er.
    „Naja, ich will aber auch einen guten Job, verstehst du“, sagte sie.
    „Du bist so jung. Ist dir Spass nicht wichtiger als eine gute Arbeit? Darum kannst du dich auch später kümmern. Vielleicht mache ich auch erst einmal Ferien. Spanne aus und tue gar nichts“, meinte Karl.
    Sie blickte in die Dunkelheit der Bäume. „Du kannst mich ja einladen, da, wohin du gehst. Ich besuche dich sicher“, sagte sie, als sie sich ihm wieder zuwandte. „Lass uns gehen, mein Bruder kommt irgendwann von der Arbeit und dann kann er deine Sachen aus dem Haus holen. Je eher desto besser.“
    Er ging zu ihr und legte die Arme um sie. „Du bist so
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