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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern
Autoren: Anthea Bischof
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Wir müssen die Anlage jetzt ausschalten“, ordnete Karl an.
    „Ich habe dem Fertigungsmanager vorhin gesagt, dass der Druck zu hoch ist, aber er hat gesagt, wir sollen’s ruhig auf Volllast laufen lassen. Sonst sehen wir nicht, was die Anlage aushält“, erklärte der andere.
    „Anton?“ knurrte Karl. „Wir sehen sicher nicht, was das Ding aushält, wenn wir es beim ersten Testlauf vermurksen.“
    Kopfschüttelnd wandte er sich ab und verli ess das Lagerhaus, um Anton anzurufen. Er bemerkte einen Wagen, der keinem aus dem Projektteam gehörte und fragte sich, wie er auf das Gelände kam. CAi AG musste irgendwann ein entsprechendes Schild anbringen, dachte er. Diese Leute liebten Verbotsschilder.
    „Anton?“, sagte er, als dieser sich meldete. „Wir können die Anlage so nicht laufen lassen, die geht uns kaputt, bevor wir die Testergebnisse vorliegen haben. Sie müssen die Anweisung an den Projektleiter und die Arbeiter ändern.“
    Karls Ton liess keine Widerrede zu, doch Anton druckste herum.
    „Hören Sie, das ganze Projekt steht auf dem Spiel, wenn wir jetzt nicht abschalten. Und der Vorarbeiter tut nichts ohne die Weisung des Fertigungsmanager, ver…“
    Hinter Karl gab es einen unglaublichen Knall und er fuhr herum. Im Sekundenbruchteil sah er, dass Fässer vom Förderband herunter stürzten. Er erkannte, dass die Fässer sich in der Halterung verbogen hatten, als das Öl eingespritzt wurde. Dadurch verloren sie das Gleichgewicht und hielten nicht mehr die vorgesehene Bahn. Polternd kippten die befüllten Fässer herab und rissen die anderen vom Förderband mit sich. Rasselnd rollten die schweren Behälter zu den Paletten und warfen die Fässer um, so dass sie nach allen Seiten stürzten. Eines donnerte heftig gegen die Vakuumpumpe und verschob das schwache Schraubglied der Einspeisung.
    Karl steckte das Telefon ein, rannte ohne nachzudenken ins Lagerhaus, riss die Tür auf und hechtete zum Hauptschalter, als sich der dicke Ölschlauch durch die Vibration löste und heillos durch die Halle spritzte. Spuckend schnellte der schwere Schlauch über den Boden und riss den Arbeiter um, während der Vorarbeiter sich vor den unvorhersehbaren Bewegungen in Sicherheit zu bringen versuchte.
    Als Karl den Hauptschalter erreichte, hörte er heftiges Knirschen, als die Halterung die Fässer eines nach dem anderen zerriss. Mit einer heftigen Bewegung hackte er auf das Schaltbrett und die Maschine kam zum Stehen.
    Die Pumpe aber, die das Öl aus dem Fass stiess, war einem anderen Stromkreis angeschlossen und weiter schlug der Schlauch dröhnend nach allen Seiten und stiess immer wieder heftig gegen die Anlage.
    „Schalt die verfluchte Pumpe aus“, brüllte Karl zum Vorarbeiter, als dieser die Schaltung soeben erreichte.
    Hinter Karl gab es einen Knall und als er sich umwandte sah er, dass das Öl auf dem Boden Feuer gefangen hatte.
    „Verfluchte Scheisse, auch das noch“, rief er, riss sich die Anzugjacke vom Leib und versuchte das Feuer zu löschen, ohne auf das mörderische Reissen in seiner Brust zu achten. Doch gegen das Feuer war nicht anzukommen und es breitete sich immer mehr aus. Karl konnte es sich nicht erklären, doch er hatte andere Sorgen. Der Feuerlöscher, wusste er, war auf der anderen Seite der Anlage, jenseits der riesigen Öllache und den zertrümmerten Fässern.
    Er ging vorsichtig über die schmierige Flüssigkeit. Rutschig war es und beinah wäre er gestürzt, bis er den Feuerlöscher erreichte. Er riss die Sicherung ab und wollte ihn in Betrieb nehmen, doch da hatte sich das Feuer schon weit ausgebreitet, es griff rasend um sich und die Anlage stand in Flammen. Unerträgliche Hitze herrschte in der Halle.
    „Kommt raus, kommt alle aus dem Lagerhaus“, brüllte er durch die ganze Halle, in der Hoffnung die Männer würden ihn hören.
    Den schweren Feuerlöscher immer noch in der Hand eilte er mit tastenden Schritten um die Anlage herum und blickte nach den beiden Arbeitern. Er sah, dass der eine leblos im Feuer lag. Ein herabstürzendes Fass hatte ihn niedergeschlagen, so dass er unter die Anlage gefallen war. Karl blickte auf den Körper des Mannes, der in den lodernden Flammen unbeweglich lag und immer unkenntlicher wurde. War es das Flimmern der Hitze oder der Brand, das Gesicht wurde zusehends entstellter. Karl richtete den Strahl des Feuerlöschers auf den leblosen Körper. Doch er richtete nichts aus. Der Feuerlöscher war leer oder unbrauchbar und Karl warf ihn zu Boden.
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