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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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Gedanken hastig. Anthony würde nicht sterben. Er würde leben. Er musste leben. Sie hatten ihre Zukunft noch vor sich, sie mussten eine Familie gründen.
    Plötzlich machte sie sich bewusst, wie viele Familien am morgigen Tag auseinandergerissen werden würden, wie viele Mütter, Schwestern, Frauen und Verlobte ihre geliebten Männer niemals wiedersehen würden. Die Trostlosigkeit dieser Vision erfüllte Claudia mit eiskaltem Entsetzen. Es würde sein, als wäre auch ein Teil von ihr gestorben. Die Decke über sich ziehend, rollte sie sich an der Stelle zusammen, an der Anthony vor so kurzer Zeit gelegen hatte, und begann zu beten.

23. KAPITEL
    A m Morgen hatte der Regen aufgehört, und zurück blieb ein frischer, sauberer Geruch nach feuchter Erde und Gras. Das blasse Licht drang durch die Bäume und fiel auf die noch regennassen Getreidefelder.
    Um neun ritt der Duke of Wellington auf seinem gefürchteten Hengst Copenhagen die Linien der Alliierten ab, prüfte die Anordnung seiner Truppen, nahm letzte Änderungen vor und hielt gelegentlich inne, um die Lage durch sein Fernglas zu sondieren. Die Männer folgten ihm mit den Blicken.
    „Sie mögen ihn ja nicht lieben“, sagte Falconbridge leise, „aber sie vertrauen ihm.“
    „Und mit Recht“, entgegnete Anthony. „Es gibt keinen fähigeren Feldherren.“
    Als der Duke sie sah, zügelte er sein Pferd. „Ah, Colonel Falconbridge, guten Morgen. Schöner Tag für unser Vorhaben, was?“
    „In der Tat, Euer Gnaden.“
    Die durchdringenden blauen Augen ruhten auf Anthony. „Schön, Sie zu sehen, Major Brudenell. Wie ich höre, haben Sie und Ihre Frau mir neulich einen großen Dienst erwiesen. Ich bin Ihnen beiden sehr verpflichtet. Sobald sich Ihnen die Gelegenheit bietet, richten Sie Ihrer Ladyschaft bitte meine Empfehlung aus.“
    „Das werde ich, Euer Gnaden. Ich danke Ihnen.“
    „Was gäbe ich nicht darum, wenigstens ein weiteres Dutzend meiner Veteranen zur Verfügung zu haben. Die Besten, jeder Einzelne von ihnen. Ich bin froh, Sie bei mir zu haben. Hab schon gedacht, Vittoria hätte Sie erledigt, und ich bin verdammt froh, dass ich mich irrte.“
    „Ich auch, Euer Gnaden.“
    Der Duke lachte bellend. „Sorgen Sie nur dafür, dass man Ihnen nicht den Kopf wegbläst, Mann. Ich brauche ihn auf Ihren Schultern.“
    Anthony salutierte. „Ich werde mein Bestes geben, Euer Gnaden.“
    In diesem Moment kam ein Bote mit einer Nachricht aus Wavre. Wellington öffnete sie und überflog den Inhalt. Dann wandte er sich an Uxbridge, den Befehlshaber der Kavallerie, an seiner Seite. „Es kommt von Blücher.“ Er las vor: „Versichern Sie dem Duke of Wellington, dass ich mich, wie krank ich auch sein mag, an die Spitze meiner Truppen stellen und die rechte Flanke der Franzosen angreifen werde, falls diese etwas gegen ihn unternehmen sollten.“
    Er faltete den Brief wieder zusammen und verstaute ihn in seiner Jacke. „Umso besser“, meinte er dann. „Wir werden jeden einzelnen Mann brauchen. Meine Armee ist geschwächt und schlecht ausgerüstet, und mein Stab ist unerfahren.“
    „Sie werden ihre Pflicht erfüllen, Euer Gnaden“, sagte Uxbridge.
    Falconbridge sah Anthony an. „Das werden wir“, bestätigte er leise.
    Für jene, die in Brüssel geblieben waren, schien der Tag nicht enden zu wollen. Claudia und Sabrina halfen wieder bei der Versorgung der Verwundeten. Sie arbeiteten schweigend, die Lippen vor Anspannung zusammengepresst, und versuchten, nicht an das Gemetzel zu denken, das nur wenige Meilen von ihnen entfernt stattfand, dessen Ergebnis sie allerdings an den schrecklichen Wunden sahen, die sie säuberten und verbanden.
    Claudia wusste, dass es im Militärhospital am Rand der Stadt noch schlimmer zuging. Viele von jenen, die lebendig vom Schlachtfeld gebracht wurden, starben qualvoll unter dem Messer des Wundarztes. Von den Überlebenden waren viele entstellt oder verstümmelt. Sie versuchte, nicht daran zu denken, sondern mechanisch ihre Arbeit zu erledigen. Entschlossen ignorierte sie den Geruch nach Blut, schenkte einem Verwundeten ein Lächeln, einem anderen ein tröstendes Wort. Sie wusste, sobald sie aufhörte, sich mit der Arbeit abzulenken, würde die Angst in ihr die Oberhand gewinnen, und sie würde zusammenbrechen.
    Es war fast fünf Uhr, bevor sie und Sabrina das Haus verließen. Die sengende Hitze des Tages hatte sich zwar gelegt, aber es war noch immer sehr warm. In den Straßen wimmelte es von Menschen, da viele Brüsseler ihre
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