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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall
Autoren: Regine Kölpin
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können.
    Krechting war müde, war es ihm doch gelungen, den Mörder festzusetzen. Obwohl er Garbrand nicht wohlgesonnen war, konnte er sich ihn dennoch nur schwer als mordende Bestie vorstellen, und es ging ihm schon gar nicht in den Kopf, dass er Hiske etwas angetan haben sollte. Etwas passte ganz und gar nicht.
    Er schrak auf, als Jan Valkensteyn mit Anneke im Schlepp in die Amtsstube der Burg stürzte. »Ich weiß, wo Hiske ist, und ich habe die wahre Täterin!«
    Die Marketenderin sah zerzaust aus, über ihr faltiges Gesicht zog sich eine Tränenspur.
    Jan fasste mit wenigen Worten zusammen, was er in Erfahrung gebracht hatte, und Krechting zögerte nicht, Anneke sofort nach nebenan zum Landrichter Wolter Schemering zu bringen.
    »Und nun suchen wir die Hebamme und holen Garbrand aus seinem Loch«, sagte Krechting. Trotz der schwierigen Lage und trotz der Sorge, alles könne einen bösen Ausgang nehmen, haftete ihm wieder etwas von seinem früheren Tatendrang an. Es war offensichtlich, wie glücklich er darüber war, nicht den falschen Mörder aufs Schafott führen zu müssen. Auch wenn er den Mönch auf diese Weise losgeworden wäre. Krechting war und blieb Jurist, und Gerechtigkeit war eines seiner obersten Gebote.
    Jan folgte ihm zum Kellergewölbe.
    Krechting schob sich mit vernichtendem Blick an den Wachleuten vorbei, die betreten zu Boden blickten. Er würde den Verräter finden, und dem würde es nicht gut ergehen. Sie nahmen sich jeder eine Fackel und betraten das Gewölbe, an dessen Wänden die herabfallenden Tropfen einen ewigen Takt schlugen.
    Hiske sah auf, als das Licht einer Fackel den Gang erhellte. Kam der Satan nun persönlich, um den Leichnam Krommengas zu holen? Sie schloss die Augen, wollte es gar nicht sehen. Wäre sie bloß nie wieder aufgewacht.
    »Hiske?«
    Das war Jans Stimme. Jan, den sie nie wieder hatte sehen wollen, weil er Anneke liebte. Jan, der aber ins Moor gegangen war, um für sie den Wortsammler zu suchen. »Der Junge«, flüsterte sie. »Hast du den Jungen?«
    »Ja, und es geht ihm gut.« Jan nahm die Hebamme in den Arm, eine Wärme umspülte sie, sein Herz schlug im gleichen Takt wie das ihre. Hiske hielt die Luft an. War sie schon im Paradies, war schon alles vorbei, dass sie nun diese Wärme fühlte? Dann aber zuckte sie zurück. Sie musste unendlich stinken, denn Klaas hatte sich nicht die Mühe gemacht, für Abhilfe zu sorgen, wenn sie ihre Notdurft verrichten musste. Jan aber schien es nicht zu stören.
    »Was hat er mit dir gemacht?« Jan sah auf den toten Scharfrichter, der zusammengekrümmt in der Ecke lag. Er nahm ihre Hand, schaute auf die tiefen Einschnitte der Schellen, betrachtete den gefolterten Finger ohne Nagel, auf dessen Wunde sich Eiter zeigte, und übersah auch die Zahnspuren der Ratten nicht, die an ihren Zehen genagt hatten. Hiske konnte nicht antworten. Sie merkte kaum, dass man die Schellen löste, konnte weder auf Jans Fragen noch auf die Hinrich Krechtings antworten. Ihr Kopf war leer, sie glaubte nicht einmal, dass es der Wirklichkeit entsprach, als sie aus dem Kerker in die Sonne trat, die Hitze des Sommers sie umfing und das Leben sie ein weiteres Mal einholte.

Zwei Wochen später
    Anneke ist also im Kerker?«, fragte Hiske.
    Jan saß zusammen mit ihr und Garbrand am Tisch in der roten Kate.
    Jan nickte. » Sie wird wahrscheinlich hingerichtet.«
    »Ich wollte sie retten«, sagte Garbrand. »Ich hätte Friso van Heek getötet, wenn sie es nicht getan hätte, ich bin genauso schuld.«
    Jan schüttelte den Kopf. »Nein, das hättest du nicht. Und du hast es auch nicht getan, Garbrand.«
    »Vielleicht wirklich nicht«, murmelte er. »Aber verdient hat er es. Außerdem …«
    »Was, außerdem?« Jan wurde hellhörig. Wenn Garbrand so seltsam war, führte er etwas im Schilde.
    »Außerdem bin ich jetzt die rechte Hand Krechtings, helfe ihm bei der Armenfürsorge. Hebrich ist der Meinung, ich sei der richtige Mann.«
    »Krechting meint das als überzeugter Täufer sicher nicht. Er wird sich schwertun, mit einem Papisten zu arbeiten«, lächelte Hiske.
    »Nun, nach außen ist er reformiert. Und er hat Westerburg an seiner Seite, der wird nämlich endgültig bleiben.«
    »Das ist es aber nicht, was du eigentlich sagen willst«, hakte Jan nach. Er kannte seinen Freund einfach zu gut, obwohl Hiske immer wieder erstaunt schien, wie tief diese Bindung zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen mit verschiedener Glaubensgesinnung war.
    Garbrand senkte
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