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Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Autoren: Michael Böckler
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liebsten nach Dienstschluss … Viberti räusperte sich. Aber dieser begriffsstutzige Journalist aus Mailand, der hatte ihm gerade noch gefehlt. Riccardo war ein Rompipalle, eine Nervensäge, wie sie in dieser Impertinenz nur aus der Lombardei kommen konnte. Schon allein die Tatsache, dass dieser Schmierenschreiber ein bekennender Fan von Inter Mailand war, diskreditierte ihn in jeglicher Hinsicht. Außerdem arbeitete er für die falsche Zeitung, aber das war vergleichsweise unerheblich.
    Mit gedämpfter Stimme versuchte Riccardo sein Anliegen vorzutragen. »Maresciallo, ich würde gerne Ihre persönliche Einschätzung hören …«
    »Perfetto«, unterbrach ihn Viberti mit einem schelmischen Grinsen, dabei am Kaffee riechend, »könnte nicht besser sein. Come sempre!«
    »Scusi, ich wollte nicht Ihre Bewertung des Caffè macchiato in Erfahrung bringen.«
    Viberti stellte die Espressotasse ab. »Tut mir leid, aber der Caffè ist wirklich eccellente. Das sollten Sie wissen. Ich war letzte Woche in Mailand, in einem sogenannten Caffè hinter der Scala …«
    »Maresciallo, auch in Mailand gibt es guten Caffè macchiato, das können Sie mir glauben, wie überall in Italien …«
    »Aber Ihr könnt keinen trinkbaren Bicerin machen«, ließ sich Viberti nicht so schnell vom Thema abbringen. »Den professionellen Umgang mit Kaffee, Milch und Schokolade beherrschen nur die Baristi im Piemont. Wissen Sie, dass wir den Kakao unserem Herzog Emanuele Filiberto zu verdanken haben? Ich glaube, das war bereits im 17. Jahrhundert …«
    »Maresciallo«, beschloss Riccardo endlich auf den Punkt zu kommen, »wie erklären Sie sich den gewaltsamen Tod Ihres berühmtesten Trüffelsuchers?«
    Der Maresciallo gab dem Barista ein Zeichen. »Piero, bitte einen Bicerin, unser Freund aus Mailand braucht etwas Nachhilfeunterricht.« Dann wendete er sich Riccardo zu. »Ildefonso Battardi? Nun, die Erklärung ist so einfach, dass ich Ihre Frage nicht verstehe. Ein Stahlmantelgeschoss, das von hinten ins Herz eindringt, führt normalerweise zum Tode. È così semplice.«
    »Das ist mir klar, Maresciallo. Aber wer könnte ein Interesse daran haben, Signor Battardi zu töten? Was ist Ihre persönliche Meinung?«
    Viberti zog eine Augenbraue nach oben. »Mein lieber Riccardo, erstens bin ich mehr oder weniger im Dienst und deshalb nicht befugt, eine persönliche Meinung kundzutun. Zweitens ist der Tod im Distrikt von Asti* erfolgt und fällt deshalb nicht in den Zuständigkeitsbereich der Carabinieri von Alba.« Er bekreuzigte sich. »Grazie a Dio! Drittens war Ildefonso ein ehrenwerter Bürger unserer Gemeinde – da ist niemand, der ein Interesse haben könnte, ihn zu töten. Und viertens muss ich in Kürze zurück in mein Büro. Der Aufenthalt in diesem Caffè soll meiner Entspannung dienen. Ich sehe mich nicht in der Lage, kompliziertere Zusammenhänge zu erläutern.«
    Der Barista kippte etwas Caffè in heiße Schokolade und ließ über einen umgedrehten Löffel halbfest geschlagene Sahne laufen.
    »Wie wahrscheinlich ist ein Jagdunfall?«, gab Riccardo noch nicht auf.
    Viberti wischte einen kaum wahrnehmbaren Zuckerbrösel von seiner Uniformmütze, die er auf der Theke abgelegt hatte. »Leider ist es so, dass die Trüffelzeit mit der Jagdsaison zusammenfällt. Sie können das selbst ausprobieren: Schleichen Sie in gebückter Haltung frühmorgens durch den Wald und finden Sie heraus, ob Sie einige Stunden später noch am Leben sind. Falls nicht, stellt sich nur die Frage, ob Sie mit einem Hasen oder mit einem Wildschwein verwechselt wurden. Reicht Ihnen das als Antwort?«
    »Ich denke schon. Auch wenn ich auf das von Ihnen vorgeschlagene Experiment verzichten möchte.«
    Viberti flüsterte: »Wie schade!«
    »Das heißt«, fuhr Riccardo unverdrossen fort, »es könnte ein Jagdunfall gewesen sein. Ich gehe mal davon aus, dass in diese Richtung ermittelt wird. Möglich wäre aber doch auch, dass Ildefonso Battardi von einem anderen Trüffelsucher getötet wurde, oder?«
    »Drei Schuss!«
    »Wie bitte?«
    »Per Gesetz darf der Jäger drei Schuss in Folge abgeben. Bei Ildefonso war bereits der erste ein Volltreffer, wie die Spurensicherung eindeutig ergeben hat. Das spricht für einen Cacciatore. Ein Trüffelsucher ist selten ein so guter Schütze. Jedenfalls ist die Guardiacaccia, die Jagdaufsicht, in die Ermittlungen eingebunden. Aber Sie haben recht, rein theoretisch könnte ein anderer Trifolao* der Täter sein. Dann würden wir allerdings
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