Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo

Titel: Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
Psychologe bei der Polizei gearbeitet. Nach einigen brutalen Morden, von denen er bis heute glaubte, dass er sie vielleicht hätte verhindern können, hatte er den Job hingeschmissen. Eine kleine Erbschaft ermöglichte es ihm, auch ohne Arbeit mit Stil und einigem Komfort über die Runden zu kommen. Seine Ansprüche waren relativ bescheiden – sah man einmal davon ab, dass er eine kostensteigernde Vorliebe für großartige Weine hatte. Aber auch diese Passion konnte er sich leisten, wurde sie doch sozusagen gegenfinanziert durch kleine Ermittlungsaufträge, die er gelegentlich annahm. Er hatte sich auf Betrügereien spezialisiert, die im weitesten Sinne mit Wein zu tun hatten. Da konnte er das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

    Gianfranco oder Giorgio? Er würde im Korbsessel darüber nachdenken. Auf dem Weg von der Küche zur Loggia fiel sein Blick im Wohnzimmer auf sein Notebook. Ob er es zur Abwechslung mal einschalten und nach seinen E-Mails sehen sollte? Vielleicht bekam er auf diese Weise heraus, warum unter dem dicken Kissen sein Telefon immer wieder erstickte Klingeltöne vernehmen ließ. Er startete seinen Computer und ging online. Da hatte er tatsächlich eine neue Nachricht im virtuellen Briefkasten. Er stellte sein Glas ab und rief sie auf: »Buon giorno, lieber Hippolyt Hermanus. Kann Sie telefonisch leider nicht erreichen …«
    Das glaube ich gerne, dachte Hipp mit einem Blick auf das Kissen.
    »Ich brauche dringend Ihre Hilfe. Ich werde bedroht und weiß nicht, wie ich mit der für mich ungewohnten Situation umgehen soll. Es geht um Leben und Tod! Bitte melden Sie sich. Mit herzlichen Grüßen, Ihr Hubertus G. Rettenstein. Alba, Piemont.«
    Hubertus G. Rettenstein? Hipp kannte den Mann, recht gut sogar. Er war ihm schon häufig auf Weinproben begegnet. Das letzte Mal in einer renommierten Enoteca in Turin. Sie hatten sich gelegentlich zum Essen verabredet, hatten in seinem Weinkeller ganz privat einige Raritäten verkostet und über die hohe Kunst des Weinmachens philosophiert. Rettenstein wusste von Hipps Vergangenheit als Polizeipsychologe, auch dass er gelegentlich Ermittlungsaufträge übernahm.
    »Es geht um Leben und Tod!« Nun, wenn es etwas gab, dem er geflissentlich aus dem Weg ging, dann allem, was nur entfernt mit Mord und Totschlag zu tun hatte. Dass ihm das in den letzten Jahren trotz dieses hehren Vorsatzes nicht immer gelungen war, stand auf einem anderen Blatt und machte ihn alles andere als glücklich. »Es geht um Leben und Tod!« Sehr theatralisch formuliert. Und in aller Regel dramatisch überspitzt. Beim Wildschwein für das Gulasch, ja, bei diesem Cinghiale war es vor kurzem um Leben und Tod gegangen. Aber doch höchst unwahrscheinlich bei diesem Signor Rettenstein. Und selbst wenn, er war gewiss der falsche Ansprechpartner. Er war froh, dass er nicht ans Telefon gegangen war. Hipp beschloss, sich mit der Beantwortung Zeit zu lassen. Und Hubertus Rettenstein dann den Rat zu geben, sich an die Polizei zu wenden. Oder an die Carabinieri in Alba, da könnte er ihm mit dem Maresciallo Viberti sogar einen Kontakt vermitteln.

    Im Korbsessel ruhend, die Beine hochgelegt, im Glas den Rest des Chianti aus der Küche, dachte Hipp an den Besuch, den er morgen erwartete. Nein, weder Gianfranco noch Giorgio. Sein Gast sah zweifellos besser aus als die beiden, hatte schwarze Haare, dunklen Teint und konnte herzhaft lachen. Das war nicht immer so gewesen. Sabrina würde über Nacht bleiben. Hipp schloss die Augen. Nach kurzem Nachdenken entschied er sich für Giorgio. Sicher, ein Brunello* von Gianfranco, von Gianfranco Soldera, wäre als Begleitung zum Cinghiale über jeden Zweifel erhaben. Aber die E-Mail aus dem Piemont hatte den Ausschlag für Giorgio gegeben. Er würde eine Flasche Barbaresco* öffnen, von Giorgio Rivetti. Das war eine vortreffliche Wahl. Im Einschlafen glaubte Hipp feine Fruchtaromen wahrzunehmen, ihm stieg ein Hauch von Lakritze und Schokolade in die Nase. Da war noch ein anderer, schwer beschreibbarer, betörender Duft. Hipp lächelte. Nein, dieses feminine Aroma gehörte definitiv nicht zum Barbaresco.

3
    M aresciallo Viberti von den Carabinieri* in Alba* war alles andere als erfreut, als er an der Theke des Caffè Calissano angesprochen wurde. Nicht, dass er grundsätzlich etwas gegen eine Unterhaltung einzuwenden hätte, ganz im Gegenteil, diese attraktive Signorina am Tischchen neben dem Eingang würde er gern einem kleinen Verhör unterziehen, am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher