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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür
Autoren: Henry Slesar
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»›Ganz meinerseits, Miss Gunnerson.‹«
    »Wer könnte Sie beauftragen, mich zu verfolgen?«
    »Sie zu beschützen. Alles ganz positiv gemeint, glauben Sie mir.«
    Und da wußte sie natürlich Bescheid. Worte wie »beschützen« konnten nur aus einer Ecke kommen.
    »Die Bank«, sagte sie tonlos. »Sie arbeiten für die Fiduciary.«
    »Berichtigung. Ich bin freiberuflicher Detektiv. Die Bank hat meine Dienste gemietet, nicht aber mich.«
    »Wo liegt da der Unterschied?«
    »Mr. Tedesco von der Bank hielt es für ratsam festzustellen, was Sie bekümmert.«
    »Wer behauptet, daß mich etwas bekümmert? Außer Ihnen?«
    Er atmete tief ein. »Im letzten Monat haben Sie viermal bei der Polizei angerufen.«
    »Nur einmal. Die übrigen Male hat Mrs. Bellinger telefoniert. Meine Haushälterin.«
    »Auf Ihr Ersuchen.«
    »Ich habe im Haus… Geräusche gehört. Ich nahm an, es könne sich um einen Vagabunden handeln, einen Einbrecher, irgend jemanden.«
    »Und was hat die Polizei angenommen?«
    »Es hat nichts gefehlt, es gab keine Hinweise, keine Einbruchsspuren. Die Beamten sagen, ich müsse mich geirrt haben. Sie haben sich weiter keine Gedanken darüber gemacht.«
    »Nun, Mr. Tedesco hat sich aber Gedanken gemacht. Sie wissen, die Bank interessiert sich für alles, was mit Ihnen passiert.«
    Ärgerlich sagte sie: »Die Fiduciary Bank, Mr. Tyner, ist wie eine dicke alte Glucke. Jede Marmorsäule in der Kassenhalle zittert, wenn ich bloß niese.«
    »Die Leute tun nur ihre Pflicht. Sie passen auf Sie auf – und auf Ihr Geld. Sie sind ein reiches kleines Mädchen.«
    »Ja, und wenn Sie mich nicht endlich in Ruhe lassen, kaufe ich die Fiduciary und mache einen Waschsalon daraus.«
    »Waren Sie mit den Ermittlungen der Polizei zufrieden? Haben die Beamten Sie überzeugt, daß wirklich alles nur Ihrer Phantasie entsprungen ist?«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Gail und preßte die Lippen zusammen. »Sie sind Privatdetektiv, und Sie scheuen sich nicht, in öffentlichen Lokalen um Klienten zu werben. Geht es darum, Mr. Tyner?«
    »Ich stehe doch längst auf Ihrer Seite; wie kann ich Sie nur davon überzeugen? Hören Sie, selbst wenn die Polizisten keine aufgebrochenen Türen oder Fußabdrücke in der Speisekammer gefunden haben, besteht doch die Möglichkeit, daß es die Geräusche, die Sie im Haus gehört haben, wirklich gegeben hat. Daß jemand Ihr Haus im Auge hat, daß er erkundende Schritte unternimmt – eine Generalprobe für den großen Eröffnungsabend. Etwa die Eröffnung Ihres Wandsafes und so.«
    »Ich habe keinen Wandsafe. Bis auf das Silber und ein bißchen persönlichen Schmuck sind keine Wertsachen im Haus.«
    »Aber ein sehr wertvolles Stück befindet sich dort.«
    »Und das wäre?«
    »Sie«, sagte Steve Tyner. »Wir dürfen nicht nur an einen schweren Einbruch denken, Miss Gunnerson. Es gibt auch andere Verbrechen. Etwa Entführung und Erpressung. Wenn die … Probleme, mit denen Sie sich herumschlagen, zu Ereignissen dieser Art führen, müssen Sie scharf beobachtet werden.«
    Sie stand auf und schob dabei nachdrücklich ihr Tablett gegen die Wand. »Tut mir leid, Mr. Tyner. Ich stelle heute keine Leute ein. Und Sie können Mr. Tedesco sagen, daß ich keine Geräusche im Haus mehr höre und daß ich sicher wäre, die Sache ist vorbei.«
    »Das wird ihm aber nicht genügen.«
    »Also gut. Sagen Sie ihm außerdem, sein väterliches Getue wäre mir ebenso verhaßt wie sein finanzielles Kauderwelsch und seine fiesen spionierenden Schwindeldetektive! Nein, lassen Sie das lieber, ich sag‘s ihm heute nachmittag selbst. Und ich werde ihm sagen, wenn Sie mir je wieder unter die Augen kommen, Mr. Tyner, wird mein Konto am 2. Dezember von der Fiduciary abgezogen. Falls Ihnen das Datum nichts bedeutet, fragen Sie Mr. Tedesco. Für ihn ist dieser Tag sehr wichtig!«
    »He«, sagte Steve schwach. »Sie machen mich arbeitslos, wissen Sie das?«
    »Da habe ich einen prächtigen Vorschlag für Sie.«
    »Was?«
    Sie griff nach dem Hörnchen und reichte es ihm.
    »Erschießen Sie sich!«
    Sie verließ die Cafeteria so hastig, daß sie fast zu zahlen vergaß. Steve sah ihr nach, wie sie durch die Drehtür verschwand, und lehnte sich seufzend zurück. Er betrachtete das Gebäck in seiner Hand und richtete es auf seine Schläfe.
    »Peng!« sagte er.
    »Sie hat an dem Tag Geburtstag«, berichtete Tedesco.
    »Na und?«
    »Kein gewöhnlicher Geburtstag, jedenfalls nicht nach den Bedingungen des Treuhandfonds, den ihr Vater für
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