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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Autoren: Heyne
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Regina«, sagt die Fahrerin. »Das sind Till und Lena. In der Tasche da vor deinen Füßen
findest du Tupperdosen mit Butterkeksen, Apfelschnitzen und Brei, zwei Trinkflaschen und Lätzchen. Wenn die beiden was wollen, weißt du Bescheid.«
    Es geht auch gleich los. Während die genervte Jungmutter ihr Auto abwürgt und herzhaft flucht, schreit hinten ihr Sohn nach Keksen, wühlt Susa in den Taschen herum. Ich auf dem Beifahrersitz habe es eindeutig besser getroffen.
    Wir fahren auf die Autobahn, und gerade als ich das Gefühl habe, dass Regina sich etwas entspannt, schreit sie plötzlich so laut »Scheiße!«, dass Lena und Till vor lauter Schreck zu plärren anfangen.
    »Was ist denn?«, frage ich vorsichtig.
    »Wir müssen noch mal zurück  – ich habe das Geschenk für meine Schwester vergessen.«
    Na, großartig, denke ich, mit Glück 30 Kilometer geschafft und dann wieder zurück, doch ich werde die Frau kaum daran hindern können. Als Mitfahrer ist man zudem an so manches gewöhnt.
    Knapp eine halbe Stunde später stehen wir vor ihrem Wohnhaus, sie rast hinein, um kurz darauf mit einer gigantischen und offensichtlich
sauschweren Kühlbox zurückzukommen, die sie schnell noch irgendwie in den Kofferraum schiebt.
    Verschwitzt klemmt sie sich anschließend hinters Steuer. »Da hab ich doch fast das Reh vergessen, das mein Mann voriges Wochenende geschossen hat.«
    Ich verziehe das Gesicht. »Oh.«
    »Meine Schwester hätte mich gekillt.«
    Lena singt ein Lied von einem Elefanten, Till futtert Kekse, und Susa sieht schon jetzt völlig fertig aus. Wir fahren erneut auf die Autobahn. Eine Stunde ist vergangen, ohne dass wir weiter vorangekommen wären. Im Radio sagen sie überdies acht Kilometer Stau an.
    Nach vier Stunden im stickigen Auto, in denen die Kinder abwechselnd brüllen, essen und singen, die Mutter über den Stau flucht und Susa und ich sehnlichst das Ende herbeiwünschen, kommen wir im Münchner Umland an. Es dämmert bereits.
    »Verdammte Kacke!« Regina schlägt aufs Lenkrad. »Jetzt hab ich den Ausdruck des Routenplaners zu Hause vergessen.«
    Zum Glück verzichtet sie darauf, erneut zurückzufahren, zuckelt stattdessen ziellos über menschenleere Landstraßen, durch Wälder, Felder
und Dörfer, ohne eine brauchbare Ausschilderung zu entdecken. Plötzlich hält Regina mitten in der Pampa an und kramt ihr Handy hervor, ruft ihre Schwester an, um sich den Weg erklären zu lassen. Wider Erwarten haut es diesmal hin, denn nach zehn Minuten erreichen wir wirklich das Schild, das unserer Irrfahrt ein Ende setzen soll. Und von wo es nicht mehr weit ist bis zur S-Bahn nach München.
    »Galgen« steht da, genauer: Gemeinde Galgen, Kreis Fürstenfeldbruck.
    Galgen. Wie passend, denke ich, denn während der elenden Fahrt habe ich Regina mehr als einmal zum Henker gewünscht.
     
    Petra

    Up in the air
    Mit einem voll besetzten Mercedes Vito geht es an einem Sonntagnachmittag von Karlsruhe nach München. Pino, der Fahrer, erzählt uns in der ersten Viertelstunde durchgehend von seiner »mamma« , die zwar die beste Pasta der Welt machen könne, aber leider nicht talentiert sei für die Herstellung von Pizza. Weshalb er die bevorzugt bei der Esso-Tankstelle in seinem Ort isst.
    Ich sitze mit Laptop in der letzten Reihe links und schreibe, bekomme nur Bruchstücke der Unterhaltungen mit. Pino hält jetzt einen Monolog über die Mietpreise in München im Vergleich zu denen in »Napoli«, die beiden Studentinnen neben mir diskutieren über Gertrude Stein und ihre Bedeutung für die Literaturgeschichte, vor mir döst einer mit Kopfhörern, aus denen leise Hip-Hop-Musik ertönt, neben ihm sitzt eine lesende Frau und rechts von dieser ein junger Mann, der mir durch seine Selbstgespräche auffällt. »Oh, ist der Himmel heute aber blau«, sagt er plötzlich. Niemand reagiert. »Ein Wetter, um in Urlaub zu fahren«, fährt er fort.

    »Wer von euch«, fragt Pino, »will am Stuttgarter Flughafen aussteigen?«
    Die lesende Frau meldet sich. »Ich bin das.«
    »Okay«, sagt unser Fahrer und fädelt sich zum Airport ein. Damit die Leseratte aussteigen kann, muss erst der Mann mit den Selbstgesprächen das Auto verlassen. Gerade will er wieder einsteigen, als er zögert. »Soll ich oder soll ich nicht? … Schön wär’s ja«, hören wir ihn murmeln. Kurz darauf schiebt er die Tür zu und spricht draußen mit Pino, der für die Ausgestiegene den Koffer bereitstellt.
    Pino steigt wieder ein und lacht. »So einen habe ich
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