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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Autoren: Heyne
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uns.
    »München, soso«, wiederholt sie gedehnt. »Na ja, dann wird’s halt etwas kuschlig.«
    Irgendwann kommen wir tatsächlich an unserem Bestimmungsort an. Der Manu aus Heidelberg, der Lutz aus Mannheim, die Rosi aus Speyer, der Flo und die Eva aus Baden-Baden, Matze und Pia aus Göppingen und die Klara, die man »noch fix« in Geretsried abgeholt hat. Und schließlich wir.
    Dauer der Fahrt: acht Stunden.
     
    Petra & Nina

    Höllentrip mit Diskomucke
    Eine meiner unvergesslichsten, weil schrecklichsten Fahrten ging von Heidelberg nach München; eine Strecke, die ich regelmäßig und beinahe alle 14 Tage mit Fremden gefahren bin.
    Es ist wieder mal ein Sonntagabend, an dem ich nach München zurückmuss, aber diesmal habe ich ein ganz mulmiges Gefühl. Das begann schon beim Telefonat mit Gregor, der die Mitfahrgelegenheit angeboten hat.
    Ich stehe am Heidelberger Bahnhof beziehungsweise schlendere auf und ab und halte Ausschau nach einem schwarzen Audi mit Stuttgarter Kennzeichen, doch nichts tut sich. Irgendwann kommt eine SMS bei mir an: »Hey, Petra, ich fahre nicht, sondern mein Bruder. Kommt mit anderem Auto, einem blauen Passat. Tschüs, Gregor.«
    Mein Unbehagen wächst, und am liebsten würde ich die Fahrt abblasen, doch ich habe am nächsten Morgen einen wichtigen Termin. Also warte ich. Schließlich fährt ein hellblauer Passat vor, und ein Mann steigt aus. Ich frage ihn, ob er Gregors Bruder sei, doch er zuckt bloß mit den Achseln und redet Unverständliches auf
mich ein  – Russisch, wie ich zu erkennen meine. Ich will mich schon wieder abwenden, als er mir sein Handy zeigt, in dessen Display mein Name und meine Nummer stehen. Er ist also der Richtige, wenngleich er im Gegensatz zu seinem Bruder kein Wort Deutsch spricht.
    Zögernd steige ich ein. Riecht der Wagen nicht nach Alkohol? Was, wenn der Fahrer getrunken hat? Ich muss wirklich lebensmüde sein. Bloß der Gedanke an meinen Termin hindert mich daran, in letzter Minute aus dem Auto zu springen.
    »Do you speak English?«, frage ich ihn. Er schaut mich fragend an, redet wieder Russisch, programmiert sein Navi, wobei er fortwährend etwas vom Display seines Handys abliest, offenbar unser Ziel. Wenigstens ein Navi hat er, denke ich noch. Dann geht’s los. Rasant fährt er um die Kurven und dreht den CD-Player auf volle Lautstärke. Das Auto bebt im Takt, die CDs in den Seitenfächern klappern rhythmisch gegen die Türen. Zwischendurch hört man die weibliche Stimme des Navis, die den Weg weist. Auf Russisch.
    Auf der Autobahn angekommen, wundere ich mich, dass er nicht auf die A5 Richtung Stuttgart,
sondern weiter geradeaus nach Mannheim fährt. Aber wie sage ich ihm das? »Äh, sorry, we have to drive to Stuttgart«, versuche ich mein Glück, doch er lacht mich nur fröhlich an und gibt Gas.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, murmle ich verzweifelt in mich hinein, während aus den Boxen in ohrenbetäubender Lautstärke russische Diskomusik dringt. Ich muss an Wladimir Kaminer und seine »Russendisko« denken, aber nichts heitert mich auf. Ich habe Angst! Richtig Angst!
    In Mannheim angekommen, rast er wie eine Wildsau Richtung Hauptbahnhof. Als er an der Post anhält und aussteigt, spiele ich kurz mit dem Gedanken, einfach abzuhauen, doch irgendwie klebe ich förmlich am Sitz fest, wage nicht, einfach wegzulaufen.
    Meine Rettung naht kurz darauf, denn  – dem Himmel sei Dank  – zwei weitere Mitfahrer steigen zu. Ich könnte die beiden Männer küssen, denn ich bin froh, zwei Menschen dabeizuhaben, mit denen ich mich verständigen kann. Die sind ebenso irritiert über den Fahrer, wie ich es in Heidelberg war, denn auch ihnen zeigt er nur sein Handy und redet Russisch.

    »Was ist das denn für ein Typ? Ist das echt der Bruder von diesem Gregor?«, fragt mich Willi, der hinter mir Platz genommen hat. »Und wo hat er dich aufgegabelt?«
    »In Heidelberg«, sage ich. »Und ich wusste nicht, dass er noch nach Mannheim fährt.«
    »Heidelberg?«, fragt Willi ungläubig. »Das gibt’s nicht. Von dort bin ich gerade mit dem Zug gekommen. So eine Scheiße!«
    Ernesto neben ihm verzieht misstrauisch das Gesicht. »Fährt der jetzt wirklich nach München?«
    Ich zucke die Achseln. »Hoffen wir das Beste. Er versteht jedenfalls weder Deutsch noch Englisch.«
    »Na, das kann ja heiter werden«, seufzt Willi. Schließlich fahren wir auf die A5 Richtung Stuttgart, und trotz der extrem lauten Musik und der lebensbedrohlichen Fahrweise versuche ich
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