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"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

"Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten

Titel: "Hinsetzen, anschnallen, Klappe halten!" - die unglaublichsten Mitfahrgeschichten
Autoren: Heyne
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bloß bei Nässe«, mault Jürgen.
    Auch noch völlig umsonst wach geworden, denke ich.
    Nicht ganz, denn Iris verteidigt ihre Bremsung. »Es hat heute schon geregnet«, sagt sie und
fügt hinzu: »Man muss stets sehr vorsichtig sein.«
    »Genau das bist du aber nicht, wenn du volle Pulle von 130 auf 80 abbremst und dabei das Auto fast auf den Kopf stellst.« Jürgen scheint erhebliche Vorbehalte gegenüber dem Fahrstil seiner Freundin zu hegen.
    Jetzt ist Iris sauer. »Willst du vielleicht weiterfahren?«
    Er hebt beschwichtigend die Hände. »Nein, nein, fahr du mal, du weißt ja eh alles besser.«
    Schade! Was hätte ich für einen Fahrerwechsel gegeben!
    So aber bleibt uns Iris’ Fahrweise erhalten. Um es zumindest nicht mehr mit ansehen zu müssen, beschließe ich, die Augen wieder zuzumachen und zu schlafen. Monoton aber dringen die Kommentare unserer Fahrerin in mein Unterbewusstsein: »So, jetzt ist die Baustelle zu Ende.«  – »Und jetzt dürfen wir beschleunigen.«  – »Hier ist Überholen verboten.«  – »Bei durchgezogenen Linien darf man nicht die Spur wechseln.«
    Beim letzten Satz platzt Jürgen der Kragen, und ich bin mit einem Schlag hellwach. »Herrgott, Iris! Manchmal glaube ich, das sagst du
auch noch, wenn ein brennendes Fahrzeug auf deiner Spur steht«, donnert er los.
    »Hier steht aber kein brennendes Fahrzeug«, gibt sie unbeirrt zurück.
    »Noch nicht, aber bald. Mir knallt nämlich gleich die Sicherung durch«, mischt sich Carina ein.
    Iris jedoch lässt sich durch nichts von ihrer Auslegung der Verkehrsregeln abbringen und schleicht weiter nach München. Neun Stunden können einem wie eine ganze Ewigkeit vorkommen.
     
    Nina
    Und sie verfährt sich doch
    »Fein, dass ihr alle so pünktlich seid«, strahlt Insa, als sie uns drei Mitfahrerinnen am Münchner Hauptbahnhof vor ihrem Auto begrüßt.
    Außer mir sind das Fabienne und Charlotte, die beide ein Wochenende in München verbracht haben. Während wir unser Gepäck verstauen, betrachtet uns Insa voller Enthusiasmus. »Voll schön, so eine Mädelstruppe.«
    Mag ja sein, denke ich, aber was wäre denn mit Losfahren? Doch Insa scheint alle Zeit der Welt zu haben. »Will jemand noch irgendwas? Ich meine, wenn ihr euch vorher einen Kaffee holen wollt oder so?«
    »Nein, lass uns mal«, drängelt auch Charlotte.
    Gesagt, getan: Wir fahren los, doch bereits nach ein paar Minuten wundere ich mich über die Route, sage aber nichts, weil es sich ja um einen speziellen Schleichweg handeln könnte. Als wir allerdings eher auf die Salzburger Autobahn zuhalten, rufe ich: »Stopp! Wo willst denn du eigentlich auf die Autobahn?«
    »Oh, meine Güte, gut, dass du was sagst. Ich hab mich total verfranst.« Insa lacht. Charlotte
seufzt. Fabienne wirft uns vielsagende Blicke zu, und ich erkläre Insa, wie sie fahren soll.
    Ich muss wohl kurz eingenickt sein, denn als ich aufwache, stelle ich fest, dass wir entgegen meinen Anweisungen nicht auf der A8 nach Stuttgart sind. »Wieso fährst du denn hier?«, frage ich sie.
    Sie schaut verwundert. »Also, ich bin einfach mal in Richtung Norden gefahren. Da können wir doch nicht falsch sein.«
    »Na ja, wie man’s nimmt. Auf der Stuttgarter Autobahn bist du jedenfalls nicht, sondern fährst schnurstracks auf Nürnberg zu.«
    Insas gute Laune scheint unverwüstlich zu sein. »Ach so«, lacht sie. »Wie sagt man so schön: Alle Wege führen nach Rom.«
    »Mag ja sein«, wirft Charlotte leicht angesäuert ein. »Was mich betrifft  – ich ziehe heute Heidelberg vor.«
    Insa kichert. »Klar doch, richte ich ein.«
    Noch sei es nicht zu spät, erkläre ich ihr, weil sie beim Kreuz Nürnberg-Süd wieder gen Westen Richtung Heilbronn fahren könne. Aber was macht sie? Nimmt einfach die erstbeste Ausfahrt. »He, was soll das? Warum fährst du von der Autobahn?«
    »Ach, wir könnten doch alle mal eine Pause gebrauchen.« Sagt sie und steuert ungeachtet unserer Proteste eine Ewigkeit über Bundes-und Landstraßen, bis wir irgendwo eine Tankstelle entdecken. Autobahnraststätten seien ihr zu teuer, hat sie uns zuvor bereits erklärt.
    Auf dem Parkplatz zwingt sie uns zum Aussteigen, packt seelenruhig auf der Motorhaube eine Tasche aus und öffnet eine Tupperdose, in der sich Gebäck befindet, das schon ziemlich weit gereist aussieht. Ähnlich wie wir.
    »Können wir dann vielleicht mal weiterfahren?«, fragt Fabienne vorsichtig.
    »Na gut, ich dachte, ihr wolltet auch mal kurz durchschnaufen.«
    So steigt
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