Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
»Schluss damit!« Casanova blinzelte überrascht und streckte erneut die Hand nach mir aus. Diesmal war das Gefühl von Wärme noch stärker, als er mich berührte. Ein Hitzeschauer lief mir über die Haut, und plötzlich dachte ich an warme spanische Nächte, den Duft von Jasmin und goldene Haut an der meinen. Ich schloss die Augen, schluckte und versuchte, diese Empfindungen beiseite zu schieben, aber dadurch schienen sie nur stärker und realer zu werden. Jemand drückte mich auf eine dicke Matratze – ich versank fast darin und spürte die weichen Laken unter den Händen. Seidenes Haar fiel über mich, und starke Hände tasteten über meine Seiten. Sie berührten mich kaum, aber trotzdem wurde mir heiß.
    Ganz plötzlich änderte sich das Gefühl, und aus verführerischer Wärme wurde sengende Hitze. Für einen Moment dachte ich, Casanova würde tatsächlich versuchen, mich zu verbrennen, doch er ließ meine Hand los, bevor das Gefühl eine schmerzhafte Intensität gewann. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass wir noch immer in der Bar saßen. Den einzigen Hinweis darauf, dass etwas geschehen war, boten mein glühendes Gesicht und der rasende Puls.
    Casanova seufzte und lehnte sich zurück. »Wer auch immer hinter deinem
Geis
steckt, er hat gute Arbeit geleistet«, sagte er und gab dem Kellner ein Zeichen. »Aus reiner Neugier … Wer ist dafür verantwortlich? Ich hätte gedacht, dass es keinen Zauber dieser Art gibt, den ich nicht brechen kann.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du da redest.« Ich rieb mir die Stellen der Hand, wo Casanovas Finger Brandmale zurückgelassen zu haben schienen, und richtete dabei einen finsteren Blick auf ihn. Von der versuchten Ablenkung hielt ich nichts – immerhin war ich nicht sein kleines Nachmittagsvergnügen.
    »Der
Geis.
Ich wusste nicht, dass jemand Anspruch auf dich hat und …«
    »Was ist ein Gehs?«, fragte ich.
    Casanova buchstabierte das Wort, was mir kaum weiterhalf. Der Kellner brachte neue Drinks, und ich trank einen Schluck. Mit meiner Stimmung ging’s immer mehr bergab.
    »Stell dich nicht dumm, Cassie. Du weißt, was ich bin. Hast du gedacht, ich würde nichts bemerken?«, fragte Casanova ungeduldig. Dann sah er meinen Gesichtsausdruck, und seine Augen wurden groß. »Du hast wirklich nichts davon gewusst?«
    Ich schaute ihn böse an. Weitere Komplikationen – genau das, was ich brauchte. »Erklär mir endlich, was los ist, oder …«
    »Jemand – ein mächtiger Anwender der Magie oder ein Meistervampir – hat Anspruch auf dich erhoben«, sagte Casanova geduldig und fügte hinzu: »Nein, ›Anspruch‹ genügt nicht als Beschreibung. Es ist mehr ein LASS-DIE-FINGER-VON-IHR-Schild, einen Kilometer hoch.«
    Ein neuer Hitzeschauer kroch mir über den Nacken, als ich dasaß und das Gehörte zu verarbeiten versuchte. Ich erinnerte mich an die kultivierte, amüsierte Stimme eines Mannes, der mir sagte, dass ich ihm gehörte und ihm immer gehören würde. Mistkerl. »Was bedeutet das genau?«
    »Ein
Geis
ist ein Zauber, der ein Tabu oder ein Verbot beinhaltet.« Casanovasah meine Verwirrung. »Kennst du die Geschichte von Melusine?«
    Eine Kindheitserinnerung regte sich in mir, war aber recht vage. »Ein Märchen. Französisch, glaube ich. Sie war eine halbe Fee, die sich in einen Drachen verwandelte, nicht wahr?«
    Casanova seufzte erneut und kommentierte meine Ignoranz mit einem Kopfschütteln. »Melusine war für sechs Tage in der Woche eine schöne Frau und dazu verdammt, am siebten als halbe Schlange zu erscheinen. Sie heiratete Raymond von Lusignan, nachdem er sich zu einem
Geis
bereiterklärte, der es ihm verbot, sie am Samstag zu sehen, obwohl sie ihm keinen Grund dafür nannte. Sie verbrachten viele glückliche Jahre, bis ein Cousin Raymond einredete, dass seine Frau die Samstage mit einem Liebhaber verbrachte. Daraufhin spionierte er ihr nach, um die Wahrheit herauszufinden. Damit brach er den
Geis,
was zur Folge hatte, dass Melusine dauerhaft zu einem Drachen wurde und Raymond die Liebe seines Lebens verlor.«
    »Willst du behaupten, es sei eine wahre Geschichte?«
    »Keine Ahnung. Ich wollte dir nur veranschaulichen, wie ein
Geis
funktioniert.« Casanovas Hand schwebte über meiner, aber er berührte mich nicht noch einmal. »Deiner ist der stärkste, den ich je gespürt habe, und er existiert schon seit einer ganzen Weile. Er hat sich gut festgesetzt.«
    »Was meinst du mit ›einer ganzen Weile‹?«
    »Jahre«, antwortete Casanova und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher