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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot
Autoren: Karen Chance
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dem, was manche Leute glaubten, war Prostitution in Las Vegas verboten. Aber Vampire hatten sich nie groß um die Gesetze der Menschen geschert. »Wie wird Sklaverei heutzutage bestraft?«, fragte ich eisig. Zum ersten Mal verlor Casanova sein überlegenes Gehabe. Er ließ die Zigarette fallen. Heiße Asche krümelte auf den Anzug und hinterließ kleine Brandflecken, bevor er sie wegstreichen konnte. »Damit hatte ich nie etwas zu tun!«
    Seine Reaktion überraschte mich nicht. Tony verstieß nicht nur gegen die Gesetze der Menschen, sondern auch die der Vampire, indem er einem besonders einträglichen Geschäft nachging: Er verkaufte Anwender der Magie. Der Silberne Kreis – der Magier-Rat, der in der magischen Gesellschaft die gleichen Aufgaben wahrnahm wie der Senat bei den Vampiren – war strikt dagegen, und sein Abkommen mit dem Senat verbot es ausdrücklich. Wer dem Abkommen keine Beachtung schenkte, riskierte Krieg, und allein dafür hätte der Senat Tony umbringen lassen, wenn er nicht schon genug Gründe gehabt hätte, seinen Tod zu wollen.
    »Es dürfte dir schwer fallen, den Senat davon zu überzeugen, wenn dein Boss alles auf dich abwälzt.« Casanovas Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass er das durchaus für möglich hielt. Er kannte seinen Arbeitgeber so gut wie ich. »Aber wenn ich ihn zuerst finde, verschwindet er von der Bildfläche, und dann hast du nichts mehr zu befürchten. Es ist also in deinem Interesse, mir zu helfen.« Ich hoffte, damit weiterzukommen – Eigeninteresse war bei Vampiren immer ein guter Ansatzpunkt –, aber Casanova erholte sich schnell.
    Mit ruhigen Fingern zündete er sich eine weitere Zigarette an. »Warum bist du so sicher, dass ich weiß, wo er ist? Er sagt mir nicht alles. Er hat jetzt diesen Alphonse, der ihm hilft.«
    Alphonse war derzeit Tonys rechte Hand und persönlicher Leibwächter. Ich kannte keinen hässlicheren Vampir, und seine Persönlichkeit zeichnete sich durch den gleichen Mangel an Attraktivität aus wie sein Gesicht. Doch er war mir immer noch lieber als sein Boss. Alphonse mochte mich nicht unbedingt, aber ich bezweifelte, dass er mich zur Strecke bringen würde, wenn Tony den Befehl gab.
    »Tony musste sich von jemandem vertreten lassen, als er untertauchte. Ich wette, er überließ dir das Ruder, was bedeutet, du weißt, wo er ist.« Casanova musterte mich durch eine Rauchwolke und schwieg eine Weile. »Ich habe vorübergehend die Leitung«, sagte er schließlich. »Aber das gilt nur für Vegas. Du solltest es mit Philly versuchen.« Sofort schüttelte ich den Kopf. Daran lag mir ganz und gar nichts. Philadelphia war Tonys wichtigstes Betätigungsfeld, und dort gab es zu viele Leute, die keine liebevollen Erinnerungen mit mir verbanden. »Oh, dort bekäme ich etwas, aber es wären keine Informationen.« Casanovas Lippen zuckten, und die Erheiterung in seinen whiskyfarbenen Augen war noch verlockender als die glühende Aura der Verführung, die ihn umgab. Ich schluckte und gab mich gleichgültig, was mir ein Lächeln einbrachte, aber keine Informationen.
    »Du weißt ebenso gut wie ich, wie wenig die Familie von Untreue hält«, murmelte Casanova. »Das gilt insbesondere für einen Dämon-Vampir-Mischling, den die meisten für einen Freak halten. Und der Umstand, dass ich vorübergehend die Leitung an diesem Ort habe, hat mir keine Bewunderer eingebracht. Viele warten darauf, dass ich einen Fehler mache, und meinen Boss zu verraten … Das wäre der größte aller Fehler.«
    Offenheit hatte ich nicht erwartet und war dementsprechend überrascht. Ich sah ihn groß an, während Furcht in mir aufstieg. Rasch versuchte ich, sie aus mir zu verbannen – ich konnte es mir nicht leisten, jetzt Unsicherheit zu zeigen. Wenn ich nicht schnell eine Möglichkeit fand, aus Casanova herauszuholen, was ich wissen wollte … dann würde Myra bald Dinge aus
mir
herausholen, mit einem Messer.
    Ich beugte mich vor und spielte meine beste Karte aus. »Mir ist klar, welche Vorstellungen die Familie von Rache hat. Aber denk mal nach. Wenn Tony vernichtet wird, durch mich oder den Senat, bist du in der idealen Position, dir das eine oder andere anzueignen. Würde es dir nicht gefallen, der Eigentümer dieses Ladens zu werden?«
    Casanova strich mit der Hand durch sein schulterlanges kastanienbraunes Haar, das perfekte Wellen bildete – es schien eine ganze normale Bewegung zu sein, ohne Berechnung. Er trug einen Anzug aus Rohseide, dessen Braun fast dem der Augen
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