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Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
Autoren: Kira Licht
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Gemüt wie eine lähmende Decke aus Blei. Ich konnte mich eine Weile beherrschen, zum Beispiel, wenn Jaro mit mir herumalberte oder meine Mutter mir wieder irgendwelche gut gemeinten Vorträge hielt. Doch kurz darauf war ich emotional so erschöpft, dass ich sogar in der Öffentlichkeit in Tränen ausbrach, konnte ich mich nicht rechtzeitig in ein Bett verziehen. Ich fragte mich, ob es nun für immer so bleiben würde.
    In meiner Wohnung stank es nach schimmelnder Suppe und der Geruch von getrocknetem Blut hing schwer in jedem Zimmer. Alles war so, wie ich es verlassen hatte, und einmal mehr verdichtete sich die Gewissheit, Levian würde nicht mehr wiederkommen.
    Ich riss überall die Fenster auf und der Durchzug wehte mir die graue Feder entgegen, die ich achtlos hatte fallen lassen, kurz bevor ich zu meinen Eltern gefahren war. Ich hob sie hoch und steckte sie in meine Hosentasche. Dann holte ich einen großen Müllsack und warf alles hinein, was vom Kochen übrig war. Zum Schluss riss ich das Kabel aus der Steckdose und warf die Kochplatten hinterher. Es schepperte, als sie im Inneren des Müllsacks auf den ungespülten Topf knallten, doch ich verzog keine Miene und knotete das graue Plastik zu. Ich zog den Sack bis in den Hausflur vor unsere Müllrutsche, öffnete eine Klappe in der Wand und hob den Sack hoch. Klappernd verschwand er in der schwarzen Röhre und ewige Sekunden später hörte ich, wie er mit einem dumpfen Aufprall im Keller landete.
    Zurück in meiner Wohnung schloss ich die Fenster wieder und schob mir die Lederboots von den Füßen. Im Schlafzimmer zog ich die Tagesdecke vom Bett und schmiss sie in eine Ecke. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nun das Bett frisch zu beziehen, doch ich setzte mich auf die Decken mit dem getrockneten Blut und zog ein Kopfkissen zu mir. Meine Nase berührte den weichen Stoff und ich seufzte leise. Ich konnte das Bettzeug unmöglich waschen, es ging einfach nicht. Vorsichtig ließ ich das Kissen sinken. Es roch noch nach ihm.
    Ich zog mir die schwere Lederhose aus und kroch in die Decken. Dann vergrub ich mein Gesicht zwischen den Kissen und für einen ewigen Moment war er wieder da. Seine Stimme, sein Lachen, sein Geruch. Ich blieb so liegen, Stunde um Stunde, weil ich mich einfach nicht mehr rühren wollte. Im Wohnzimmer klingelte mein Telefon. Dann das Handy in meiner Hosentasche. Ich schloss die Augen und hörte einfach nicht mehr hin. Der Tag ging übergangslos in eine schwarze Nacht über und dann ging wieder ein Tag vorbei, ohne dass ich mich gerührt hatte. Der Akku meines Handys piepte eine Weile anklagend und verstummte irgendwann. Wieder wurde es Nacht und ich lag wach und sah in den Himmel. Meine Lippen waren rissig und trocken, ich brauchte dringend Blut, doch ich wollte nicht mehr aufstehen. Jeder Weg war zu viel und sinnlos noch dazu. Die Sonne ging auf und ich sah ihrem Lauf zu, bis sie wieder verschwand und eine bleiche Sichel am Himmel erschien. Sein Geruch wurde schwächer und ich kämpfte den sinnlosen Kampf um eine vergängliche Erinnerung.
    Irgendwo im Haus knallten Türen und mein Mund war mittlerweile so trocken, dass meine Zunge wie ein Fremdkörper an meinem Gaumen klebte. Ich dämmerte vor mich hin, und als es erneut dunkel wurde, klingelte es plötzlich Sturm an meiner Tür. Ich zog mir ein Kissen über die Ohren, doch es hörte einfach nicht auf, bis plötzlich Stille eintrat. Ich atmete gerade erleichtert auf, als meine Tür förmlich zu explodieren schien. Ich sah, wie sie an meiner Schlafzimmertür vorbeiflog, als wäre sie aus Pappe und schließlich vermutlich an meinem Schreibtisch abprallte. Stimmen schwirrten durcheinander, als man meinen Namen rief.
    Yaris’ Kopf erschien in der Tür. »Warte einen Moment, Mik«, sagte sie und ich hörte ein widerwilliges Brummen. Yaris stürzte ins Schlafzimmer, streichelte meine Wange und zog geistesgegenwärtig die Tagesdecke über die Blutflecken.
    Mik stand plötzlich im Zimmer. »Scheiße, Püppi, was machst du für Sachen?«
    Die Matratze schwankte gefährlich, als er sich setzte und dank des Blutmangels wurde mir sofort schwindlig. Ich musste würgen, beugte mich über den Bettrand, doch ich war ausgetrocknet, sodass nur ein heiseres Husten aus mir herauskam.
    »Was ist mit ihr?«, flüsterte Mik hilflos.
    »So wie sie aussieht, hat sie tagelang nichts zu sich genommen.«
    Mik umgriff meine Schultern und mein Kopf fiel kraftlos nach hinten, als er mich hochzog. Ich hörte ihn
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