Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)

Titel: Himmlische Versuchung - Engelsjägerin #1 (German Edition)
Autoren: Kira Licht
Vom Netzwerk:
deutete durch die Tür. »Geh doch bitte einfach wieder, ja?«
    Ich sah sie wortlos an, dann verließ ich den Raum, ohne mich noch einmal umzusehen. Im Flur wartete Jaro schon. »Eiskalte Schlange«, flüsterte ich, als wir außer Hörweite waren.
    »Sie tun mir auch so manches Mal leid, aber Mayra ist da unbeirrt. Ikanto ist auch ihrer Meinung. Wir können nichts tun, es sind schließlich ihre Kinder.«
    »Das sind keine Kinder, das sind dressierte Puppen.«
    Jaro lachte traurig auf. »Irgendwie hast du recht.«

15. Kapitel
    Flügellahmer Phönix
     
    N ach einer Woche erfolgreichen Nichtstuns und den regelmäßigen Aufforderungen meiner Mutter, endlich wieder aus dem Bett aufzustehen, beschloss ich, dass es Zeit war, wieder zu mir zu fahren, um endlich wieder allein zu sein, ungestört herumliegen zu können und nicht ständig herumkommandiert zu werden. Eli hatte wie versprochen angerufen und ich hatte mir vorgenommen, nach dieser ersten Anprobe direkt abzureisen. Meine Mutter war nicht nur überrascht, sie war regelrecht beleidigt. Dabei war sie es ja, die ständig ungefragt in meinen Räumen auftauchte und mir Vorträge hielt, was ich alles tun oder lassen sollte.
    Eli war pünktlich, und als sie mir den real gewordenen Entwurf präsentierte, war ich regelrecht überwältigt. Das Kleid war atemberaubender, als ich es mir vorgestellt hatte.
    Eli half mir, hineinzuschlüpfen, weil alles nur provisorisch zusammengehalten wurde, doch schon jetzt ließ sich erkennen, es würde mir haargenau passen. Die Stoffe harmonierten wunderbar. Die Muster der schwarzen Spitze waren außergewöhnlich schön und ich hätte nie gedacht, dass schwarze Spitze mal anders als altmodisch und tantenhaft auf mich wirken könnte. Kurz bevor Eli wieder gehen wollte, erschien Jaro. Er trug sogar ein Oberhemd und ich glaubte, er hatte sich sogar extra die Haare etwas ordentlicher gekämmt.
    »Guten Tag, die Damen«, sagte er fast etwas schüchtern und ich sah, wie Eli ihn interessiert anlächelte.
    »Eli, das ist mein Bruder Jaro. Jaro, das ist Noelina Scarsi, die Enkelin von Frau Scarsi.«
    Als Jaro Eli die Hand hinstreckte, sah ich, wie sie zitterte. So hatte ich meinen Bruder noch nie erlebt.
    »Freut mich, Jaro.«
    »Mich auch, Noelina«, erwiderte Jaro und sein Blick war ungewöhnlich ernst.
    »Sag doch einfach Eli«, erwiderte sie. Ihre Blicke kreisten scheu umeinander, die Spannung zwischen ihnen war förmlich greifbar und ich fühlte mich ziemlich überflüssig.
    »Ach herrje«, sagte ich und sah auf meine imaginäre Armbanduhr. »Ich hatte versprochen, Yaris anzurufen. Sie wird sich schon Sorgen machen. Eli, ich muss los. Du rufst an, ja?«
    »Mache ich«, sagte Eli, aber sie hatte nur noch Augen für meinen Bruder.
    »Gut, dann …«, murmelte ich grinsend und räumte das Feld. Als ich die Tür hinter ihnen schloss, hörte ich sie gerade beide nervös lachen. So aufgelöst hatte ich meinen Bruder noch nie erlebt. Sonst war er der lässige Verführer, heute wirkte er wie ein unsicherer Schuljunge, der noch nicht wusste, was der Ernst des Lebens für ihn bereithielt.
     
    »Du kannst jetzt nicht abreisen, wir geben in fünf Tagen ein Abendessen für dich«, sagte Mutter und blickte so vorwurfsvoll wie eben möglich.
    »Dann kann ich ja wiederkommen«, erwiderte ich und warf meine Umhängetasche in den bereitstehenden Wagen. »Danke für alles.« Ich umarmte sie, doch Mutter schmollte immer noch.
    »Du solltest bleiben.«
    »Es geht nicht, versteh doch.«
    »Aber es wäre sicherer.«
    »Warum?«, fragte ich und sah sie forschend an. »Warum reden alle darüber, dass es sicherer wäre, wieder hier zu wohnen? Gerade jetzt, wo sich die Engel scheinbar nicht mehr blicken lassen? Wann wäre es sicherer als jetzt?«
    »Du weißt, wie ich das meine«, wich Mutter aus.
    »Nein, weiß ich nicht«, sagte ich und ließ mich auf die Rückbank fallen. Der Fahrer startete den Motor, ich zog die Tür zu und lehnte mich zurück. »Aber ich finde es heraus«, murmelte ich so leise, dass der Fahrer mich nicht hören konnte.
    Während der Fahrt sah ich gelangweilt aus dem Fenster und eigentlich graute es mir vor meiner Wohnung genauso sehr wie bei dem Gedanken, wieder bei meinen Eltern einziehen zu müssen. Seit Levian weg war, fühlte ich mich seltsam heimatlos, leer und gestrandet in einem Leben, das seinen wichtigsten Baustein verloren hatte. Ich hätte nie gedacht, mal so für jemanden zu empfinden. Diese allgegenwärtige Trauer lag über meinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher