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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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daß ich dir mit einer ordentlichen Tracht Prügel Vernunft einbleuen könnte, würden wir uns jetzt im Schmutz herumwälzen. Aber es würde nichts nützen.«
    Die einzige Antwort, die Case gab, war ein Pfiff, dessen schriller Klang durch die Nacht schnitt. Wenige Augenblicke später kam Cricket herbeigetrottet.
    Case machte sich nicht erst die Mühe, den Hengst zu satteln oder aufzuzäumen. Er schwang sich einfach auf den Rücken des Tieres und galoppierte davon in die sich herabsenkende Nacht.
    Um ihn herum hoben Pyramidenpappeln ihre kahlen Zweige, umarmten den eisigen Griff des Winters. Das filigrane Muster von reinem Schwarz gegen den sich langsam dunkler verfärbenden Himmel war so wunderschön wie der elegante Flug eines Habichts.
    Die Luft war kalt und klar, von Zeit und Ferne und unendlicher Stille erfüllt. Jenseits des Flusses ragten schroffe Felsen in ebenholzschwarzen Reihen auf und schulterten die herabsinkende Nacht mit massiver Mühelosigkeit.
    Die Hälfte von all dem hier ist mein , dachte Case.
    Er wartete, aber er fühlte keine Freude in sich aufsteigen bei dem Gedanken, daß ihm die Hälfte dieses wilden, atemberaubend schönen Landes gehörte. Der Preis dafür, es zu besitzen, war höher, als er vermutet hatte.
    Sarah liebte dieses Land ebensosehr wie er. Ihre Worte hallten unablässig in seinem Gedächtnis wider.
    Die Lost River Ranch ist alles, was ich mir vom Leben wünsche. Hier zu leben erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit.
    Dennoch verließ sie ihre geliebte Ranch.
    Seinetwegen.
    Blindlings ritt Case tiefer in die Nacht hinein. Die Zeit verlor jede Bedeutung. Nur er war lebendig. Er und die Nacht.
    Er und die Nacht und eine grenzenlose Qual, die er weder ertragen noch ignorieren konnte.
    Mondschein glitt über die Oberfläche des Lost River in silbernen Wirbeln, die ihn an Sarahs Augen erinnerten, geheimnisvolle Tiefe und strahlendes Licht zugleich. Das flüssige Murmeln des Wassers war wie ihr gedämpftes, glückseliges Lachen, wenn sie eng umschlungen dalagen und gemeinsam die warmen, köstlichen Nachwirkungen der Leidenschaft erlebten.
    Noch auf seinem Sterbebett würde er sich an ihr geflüstertes Geständnis erinnern, als sie das harte Fleisch liebkoste, das sie einst so gefürchtet hatte.
    Ich liebe dich, Case.
    Ergriffenheit überwältigte ihn und erschütterte ihn bis ins Innerste.
    Nein, dachte er erbittert. Ich kann es nicht noch einmal durchmachen, die Liebe und dann den unerträglichen Verlust. Genau dazu ist Schmerz da - um einen zu lehren, wie man weiteren Schmerz in der Zukunft vermeidet.
    Aber nicht für Sarah. Für sie war Schmerz, genau wie Lust und Freude, ganz einfach Teil des Lebens.
    Sarah, die ein wärmendes, tröstliches Feuer im Mittelpunkt seines eisigen Lebens war. Ohne sie würde es kein Feuer mehr geben. Keine Wärme. Keinen Trost.
    Nur Winter.
    Qual schnitt wie ein Messer durch Case hindurch, ein Schmerz, so stark, daß er kaum noch atmen konnte. Es war ein Gefühl, als würde er innerlich entzweigerissen.
    Nein!
    Es kann nicht sein. Es darf einfach nicht sein!
    Dennoch war es so.
    Die Qual tobte wie ein lebendiges Wesen in seinem Inneren, verschlang ihn unerbittlich. Er hatte kein solches Leid mehr gefühlt, seit er seine tote Nichte in seinen Armen gewiegt und gewußt hatte, daß er nichts, aber auch gar nichts tun konnte, um zu ändern, was geschehen war.
    Damals hatte er nicht geweint.
    Jetzt vergoß er heiße Tränen.
    Sarah wollte nicht erwachen. Wach zu sein bedeutete, daß es Morgen war, und Morgen bedeutete, daß sie auf dem Weg in die Fremde sein würde, um alles hinter sich zu lassen, was sie liebte.
    Sie wimmerte leise und bewegte sich unruhig, während sie der Morgendämmerung zu entfliehen versuchte, von der sie selbst im Schlaf wußte, daß sie kommen mußte.
    Zärtliche Küsse beschwichtigten ihre Unruhe. Starke Arme hielten sie umfangen, besänftigten sie. Wärme drang durch ihre Haut und breitete sich in ihr aus, als läge sie neben einem lodernden Feuer.
    Seufzend streckte sie die Arme aus nach dem Traum, den sie dringender brauchte als Luft zum Atmen. Sie hüllte sich in die Hitze ein wie in eine schützende Decke gegen die Kälte des nahenden Morgengrauens.
    Die Spitze einer warmen Zunge zeichnete behutsam die Umrisse ihrer Lippen nach. Sie lächelte und genoß den sinnlichen Traum.
    Nur ein Traum.
    Ein Traum von Sonnenlicht , das mich am ganzen Körper liebkost. Sonnenschein und...
    »Case!«
    Sarah fuhr mit einem Ruck im Bett hoch. Die
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