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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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Die Luft, die sie in ihre Lungen sog, schmeckte nach Leder und war mit einem reizvollen Duft gewürzt.
    Äpfel, dachte sie. Er muß gerade einen Apfel gegessen haben.
    Die schmerzhafte Anspannung in ihrem Körper ließ ein ganz klein wenig nach.
    Ihr Ehemann hatte immer nur Sex von ihr verlangt, wenn er getrunken hatte, nicht, wenn er aß.
    Noch beruhigender für sie war, daß nicht die schwächste Spur von Alkohol im Atem des Fremden zu riechen war. Auch an seiner Haut oder seinen Kleidern haftete keinerlei Geruch nach Alkohol. Alles, was sie riechen konnte, war ein Hauch von Seife, Leder, Hitze und ... Apfel.
    Deshalb also bin ich nicht so verängstigt, wie ich eigentlich sein sollte, erkannte sie. Er mag vielleicht ein Bandit sein, aber er ist nüchtern, riecht sauber und mag Äpfel.
    Vielleicht ist er nicht bösartiger, als er unbedingt sein muß.
    Der Mann, der wie eine schwere, lebendige Decke auf ihr lag, spürte, wie die furchtsame Anspannung allmählich aus ihrem Körper wich.
    »So ist es schon besser«, murmelte er. »Ich werde Sie jetzt etwas von der Last meines Gewichts befreien. Aber bewegen Sie sich um Gottes willen nicht. Bleiben Sie ganz still liegen. Haben Sie mich verstanden?«
    Sarah nickte schweigend.
    Mit einer Lautlosigkeit und Schnelligkeit, die sie fast schwindelig machte, verlagerte der Mann sein Gewicht und rollte sich auf die Seite.
    Die scharfkantigen Felsen gruben sich nicht länger in ihre Brüste und ihren Bauch. Jetzt ruhten das Gewicht und die Kraft des Mannes leicht entlang ihrer rechten Körperseite.
    Er war noch da, noch immer wachsam. Wenn er wollte, könnte er sie ebenso schnell und geräuschlos wieder überwältigen, wie er es schon einmal getan hatte.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte der Fremde leise.
    Sie nickte.
    Dann fragte sie sich, ob er ihre stumme Kommunikation überhaupt verstehen würde, nachdem er ihr jetzt nicht mehr so nahe war, daß er jeden Herzschlag von ihr spüren konnte. Denn unter dem Felsüberhang war es so dunkel wie im Inneren eines Stiefels.
    »Braves Mädchen«, murmelte er.
    Er muß Augen wie ein Adler haben, dachte Sarah. Gott, wenn ich doch nur die Flügel eines Adlers hätte, dann würde ich mich jetzt einfach in die Luft schwingen und davonfliegen.
    Bei dem Gedanken überlief sie ein Schauder verzweifelter Sehnsucht.
    »Nun führen Sie sich mal nicht gleich so widerborstig gegen mich auf«, sagte der Fremde leise, als er ihr Frösteln spürte. »Wir sind noch lange nicht aus diesem Schlamassel heraus.«
    Wirf fragte sie stumm. Als ich das letzte Mal hingeschaut habe, war ich allein, und von einem Schlamassel war weit und breit nichts zu erkennen!
    Rauhe Männerstimmen, das Knirschen von Sattelleder und das ungeduldige Schnauben eines Pferdes drangen aus der Finsternis am Fuße der Felsen zu ihnen herauf.
    In der nächtlichen Stille der roten Felswüste war jedes Geräusch meilenweit zu hören.
    Na schön, gab Sarah schweigend zu. Ich war allein, und die Schwierigkeiten haben sich um mich herum zusammengebraut.
    Jetzt bin ich nicht mehr allein. Und die Gefahr ist in unmittelbarer Reichweite.
    Und sie duftet nach Äpfeln.
    Sie kämpfte gegen ein Lächeln an.
    Vergeblich.
    Case Maxwell sah das flüchtige Aufblitzen von Weiß, als sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. Und er fragte sich verwundert, was das Mädchen wohl so amüsant an dieser üblen Klemme fand, in der sie steckten.
    Denn trotz der Dunkelheit, trotz der schweren Männerkleider, die sie trug, hatte Case keinen Zweifel daran, daß es eine Frau war, an deren Seite er lag. Ihr Körper war schlank und verführerisch weich, und sie duftete nach Sommerrosen.
    Sie muß Sarah Kennedy sein, entschied er. Entweder das oder Big Lola. Sie sind die einzigen weißen Frauen im Umkreis von mehreren Tagesritten.
    Irgendwie bezweifelte er, daß es sich bei dem Mädchen, das er in der niedrigen Höhle entdeckt hatte, um Big Lola handelte. Es ging das Gerücht um, daß Big Lola so groß und so kräftig wie ein Mann war, so hart wie ein Mann und so zäh wie jede Dirne, die sich jemals westlich des Mississippi vorgewagt hatte.
    Das schlanke, kleine Ding, das sich ein Lächeln zu verkneifen versuchte, hatte nicht das Benehmen - oder den Geruch - einer Hure.
    Sarah Kennedy, sagte er sich. Sie muß es sein.
    Wie während des Sezessionskrieges, so arbeitete sein Verstand auch jetzt blitzschnell, als er die Informationen zusammentrug, die er über ein Mädchen namens Sarah Kennedy hatte.
    Witwe.
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