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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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Conner alarmiert hätte, daß sie allein in die Nacht hinauswanderte. Sie hatte dies in letzter Zeit immer häufiger getan, von einer seltsamen Ruhelosigkeit getrieben, die sie nicht verstand. Sie wußte nur, daß sie in der klaren, von Mondlicht erhellten Stille der Landschaft Frieden fand.
    »Können Sie reiten, Mrs. Kennedy?« fragte Case.
    »Ja.«
    »Ich werde Sie sicher nach Hause bringen.«
    »Das ist nicht nötig, Mr., äh ...«
    »Nennen Sie mich einfach Case. Mein Pferd ist in einer grasbewachsenen Rinne weiter im Süden«, erklärte er. »Kennen Sie den Ort?«
    »Ja.«
    »Gut. Dann gehen Sie voraus, und ich werde Ihnen folgen.«
    Sarah wollte etwas sagen, dann zuckte sie die Achseln und wandte sich ab. Es hatte keinen Sinn, mit ihm zu streiten. Wenn er sie nach Hause begleiten wollte, dann würde er das tun, ob es ihr gefiel oder nicht.
    Doch wenn er ihr tatsächlich folgte, dann mußte er es völlig geräuschlos tun. Nach ein paar Minuten gewann ihre Neugier die Oberhand, und sie blieb stehen und drehte sich um.
    Er war nur wenige Schritte hinter ihr.
    Der erschrockene Laut, der über ihre Lippen kam, als sie ihn so dicht hinter sich aufragen sah, erzeugte eine noch erschreckendere Reaktion bei Case. Im einen Moment waren seine Hände noch leer. Im nächsten schimmerte ein sechsschüssiger Revolver im Mondlicht, mit gespanntem Hahn und schußbereit.
    Case bewegte sich mit geschmeidigen Schritten auf sie zu, bis er nahe genug war, um eine leise Frage in Sarahs Ohr zu raunen.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Ich habe Sie nicht gehört, deshalb habe ich mich umgedreht, um zu sehen, wo Sie sind, und Sie waren mir direkt auf den Fersen«, flüsterte sie. »Ich habe mich erschrocken, das ist alles.«
    Der Revolver verschwand genauso lautlos und schnell wieder in dem Holster, wie er in seiner Hand erschienen war.
    »Laut zu sein kann einen Mann umbringen«, erklärte er nüchtern. »Besonders im Krieg.«
    Sarah holte zitternd Luft, wandte sich ab und strebte erneut weiter.
    Sein Pferd wartete an dem schmalen Ende der windgeschützten Bodenrinne. Das einzige Geräusch, das das große Tier machte, war das leise Rupfen von Gras, während es in der kleinen Oase graste. Als der Hengst Sarahs Geruch witterte, hob er ruckartig den Kopf, die Ohren wachsam gespitzt.
    Die Silhouette des Pferdekopfes gegen das helle Mondlicht sagte ihr, daß dies kein gewöhnliches Tier war. Die klaren Linien, die gerade, feingeformte Nase, die geblähten Nüstern und die weit auseinanderstehenden Augen zeugten von edler Zucht.
    »Bleiben Sie zurück«, sagte Case. Dann: »Ganz ruhig, Cricket. Ich bin’s nur.«
    Als er an Sarah vorbeieilte, erkannte sie, warum er so leise auf den Füßen war. Er trug kniehohe, fransenbesetzte Mokassins statt der schweren Lederstiefel, die die meisten weißen Männer trugen.
    Mit schnellen, geschickten Bewegungen zog Case den Sattelgurt fester, griff nach den Zügeln und führte Cricket zu Sarah.
    Das Pferd war riesig.
    »Sie haben Ihr Pferd Cricket - Grille - getauft? Ich muß schon sagen, das ist die größte Grille, die ich je gesehen habe«, murmelte sie. »Stockmaß einen Meter siebzig, wenn nicht sogar noch mehr.«
    »Er war nicht größer als eine Grille, als ich ihm den Namen gab.«
    Sie hatte zwar ihre Zweifel daran, hielt aber den Mund.
    »Lassen Sie ihn Ihren Geruch aufnehmen«, sagte Case. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Er ist zwar ein Hengst, aber er benimmt sich wie ein Gentleman, solange ich in der Nähe bin.«
    »Ich und Angst vor Pferden?« gab sie spöttisch zurück. »Niemals.«
    Dann veränderte sich ihre Stimme. Sie wurde sanft, beruhigend, fast ein lockender Singsang, so klar und einlullend wie das Murmeln von Wasser in einem Bach.
    Cricket war ebenso entzückt über die melodischen Laute wie Case. Das überraschend feine Samtmaul des Hengstes bewegte sich schnüffelnd über ihren Hut, knabberte an ihren langen Zöpfen und schnoberte behutsam an ihrer Wolljacke. Dann senkte Cricket den Kopf und stupste sie gegen die Brust in einer unmißverständlichen Bitte, getätschelt zu werden.
    Sarahs perlendes Lachen leckte wie Feuerzungen über Cases Körper. Er schaute schweigend zu, wie sie ihre Handschuhe abstreifte und den Hengst liebevoll an Kopf und Ohren kraulte. Sie ließ ihre Finger unter den Zaum gleiten, wo Leder auf Pferdefell juckte und nur eine menschliche Hand kratzen konnte.
    Cricket seufzte, stupste sie erneut an und lehnte dann seinen Kopf an ihre Brust, so entspannt wie
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