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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe
Autoren: Daphne Unruh
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so unwirklich. Tim, in der magischen Welt, in Sommerlaune und Sommerkleidung und alles sollte rundum in Ordnung sein?!
    „Ja, es ist wahr!“ Er hob mich hoch und wirbelte mich herum. Mitten auf dem Altar. Dann gab er mir einen ganz sanften Kuss und ich beschloss, nicht mehr herausfinden zu wollen, wo Träume, Realitäten und magische Welten begannen oder wieder aufhörten oder ineinander übergingen. Neve schien sich wie immer in solchen Momenten zurückgezogen zu haben. Wir setzten uns auf den kühlen Steinfußboden, genau in den Kreis der Sonne, den sie dorthin malte. Tim nahm meine Hände und erzählte mir, was geschehen war.
     
    „Weißt du, die Tage mit Minchin in meinem Zimmer gehören wohl zu den schrecklichsten meines Lebens. Jemandem so nahe zu sein, den man nicht liebt. Gezwungen zu sein und das für immer … Sie war furchtbar launisch, sie war es nicht gewohnt, dass jemand immun gegen ihr Äußeres blieb …“
    „Selbst unter den Undinen sticht sie ja mit ihrer Schönheit hervor.“ Ich konnte mir eine Bemerkung, die ihre beneidenswerte Schönheit noch unterstrich, nicht verkneifen. Tim machte nur eine wegwerfende Bewegung und antwortete:
    „Minchin ist vielleicht die Schönste im ganzen Land, aber hinter den Bergen, bei den magischen Hexen, Engeln und Feen …“
    „Ja, ja … schon gut!“, unterbrach ich ihn, während er meine Hand zu seinem Mund führte und sie küsste. Ich spürte ein Kribbeln auf meiner Haut. Wahrscheinlich würde ich noch ewig verlegen sein in Tims Gegenwart.
    „Was hast du deinem Vater erzählt?“, fragte ich ihn schnell.
    „Ach, dass es Liebe auf den ersten Blick war und wir zusammen ziehen wollen. Aber er hat es mir nicht richtig abgenommen und versucht, mir ins Gewissen zu reden, ich solle nicht nach Äußerlichkeiten gehen, er merke, dass ich doch gar nicht von ihrem Wesen berührt sei. Trotzdem  musste er Minchin dauernd anstarren. Sie hat ihn verwirrt, trotz seinem Schwur auf innere Werte. Anstrengend jedenfalls, dauernd auch noch von meinem Vater beobachtet zu werden. Meinetwegen sollte Minchin schnell eine Wohnung finden. Jeden Tag sahen wir uns neue Lofts oder Villen an. Aber nichts war ihr gut genug.“
    „Lofts oder Villen? Aber wie wollte sie das denn finanzieren?“
    „Undinen sind unerhört reich. Wusstest du das nicht? Ihnen gehören Steine und Korallen, die nur im magischen See vorkommen und in der
    realen Welt unvorstellbar wertvoll sind. Natürlich bewachen die Undinen diese Schätze, so dass sich niemand aus der magischen Welt daran bereichern kann. Trotzdem sind über die Jahrhunderte immer wieder Steine und Korallen in die reale Welt gelangt, wurden dort für hohe Preise gehandelt, während sich um ihre Herkunft Geschichten und Legenden ranken und es nicht wenige Taucher gibt, die in den Meeren und Seen der Welt danach suchen.“
    „Sie ist unerhört schön und unerhört reich … trotzdem ist ihr Leben so … schwierig …“, überlegte ich.
    „Das reicht eben nicht aus, um aufrichtig geliebt zu werden. Meist ist es sogar kontraproduktiv“, resümierte Tim. Ich nickte, für den Moment tat mir Minchin fast leid, obwohl ich sie gleichzeitig verabscheute.
    „Und wie ging es weiter, hat sie denn was gefunden?“
    „Ja, ein Schloss in Brandenburg. Aber als es so konkret wurde, war mir klar, ich würde dort niemals mit ihr einziehen. Ich wollte nirgendwohin ziehen mit Minchin. Ich wollte das alles nicht. Jedes Mal, wenn ich die Beherrschung verlor wegen der ganzen Situation und Minchin spürte, dass sie meine Liebe nicht erringen würde, bedrohte sie mich mit dem Tod. Irgendwann war mir das einfach egal. Wahrscheinlich würde es besser sein zu sterben, als sein Leben mit jemandem verbringen zu müssen, den man nicht liebte. Tim führte meine Hände zusammen und umschloss sie mit seinen großen, warmen Händen.
    „Ich habe ihr das gesagt. Ich habe ihr gestanden, dass mir ein Leben mit ihr einfach nicht möglich ist. Dass mein Herz dir gehört. Und dass das immer so sein wird. Dass man Liebe nicht erzwingen kann. Dass sie keiner noch so großen Macht gehorcht, selbst, wenn sie einen mit dem Tod bedroht. Ich brachte diesen abgedroschenen Spruch, dass Liebe stärker ist als der Tod. In diesem Moment verstand ich ihn zum ersten Mal in seiner wahren Bedeutung. Denn das ist sie wirklich! Ich wäre lieber gestorben, als mit jemandem zusammen sein zu müssen, den ich nicht lieben kann. Minchin wurde fuchsteufelswild, weil sie begriff, dass der Tod kein
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