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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz
Autoren: Alastair Reynolds
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würde ich es tun. Leider schaffen wir es nicht mehr, euch mit allen Einzelheiten vertraut zu machen, bevor ihr aufbrecht. Also solltet ihr das Schiff einfach sich selbst überlassen, bis ihr die Zeit findet, mehr über die Bordsysteme zu lernen.«
    »Keine Sorge. Es ist nicht das erste Mal, dass wir improvisieren müssen.«
    »Wir sind uns nicht sicher, was Saul Regis betrifft«, sagte Svetlana und drückte Parrys Hand fester. »Er möchte uns begleiten, aber …« Sie hatten sich lange und intensiv über ihn unterhalten, ohne sich entscheiden zu können, ob er in das Erkundungsteam passte. Immer wieder musste sie an das schwierige Gespräch in Bellas Büro denken, als Regis die Hinrichtungsszene aus der alten Fernsehserie erwähnt hatte, der dieses Schiff den Namen verdankte. Damals hatte sie seine Sehnsucht nach einer Welt gespürt, die mehr Ähnlichkeit mit jenen knallbunten Filmkulissen hatte als mit der, in der er lebte, und nun hatte sie es wieder gespürt, als Regis zu ihr gekommen war, um einen Platz an Bord des neuen Schiffs zu beantragen.
    »Interessiert euch meine Meinung?«, fragte McKinley.
    Die beiden Menschen sahen sich mit einem Achselzucken an. »Es kann nicht schaden, sie zu hören.«
    »Nehmt Regis mit. Nehmt jeden, der unbedingt mitkommen will, bevor ihr alle Plätze zugeteilt habt. Sie alle wissen um die Risiken, die mit dieser Mission verbunden sind.«
    »Meinst du?«, fragte Svetlana.
    McKinley rollte an ihnen vorbei und hielt am Rand der Aussichtsplattform an. »Wir haben diese Waffe nicht zum Spaß hochfrisiert, Svetlana. Oder die Hülle in dreifacher Dicke gepanzert. Da draußen gibt es etwas, das nicht gut auf Neugierige zu sprechen ist. Und ihr werdet euch damit auseinandersetzen müssen.«
    Sie nickte, und für einen kurzen Moment dachte sie an die Alternative – das Projekt aufzugeben, stattdessen die ursprünglich geplante Strafe anzutreten, die auf dem Tisch gelegen hatte, bevor sie dem Justizausschuss einen anderen Vorschlag unterbreitet hatte. Doch der Moment hielt nicht lange an. Sie würde auf jeden Fall fliegen.
    Als würde er ihre Zweifel spüren, drückte Parry ihre Hand fester. Was immer dort draußen geschah, sagte ihr diese Geste, sie würden es gemeinsam durchstehen, ohne Furcht, als Liebespaar.
    »Wir machen es trotzdem, McKinley. Nichts kann uns jetzt noch davon abbringen.«
    »Alles klar«, sagte der Alien.
    »Und Bella …«, begann Svetlana. »Wie geht es mit ihr voran?«
    »Es wird nicht so schnell und einfach gehen, wie wir gedacht haben«, sagte McKinley, bevor er sich umdrehte und an ihnen vorbeirollte.

 
Einundvierzig
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    Bella erwachte nach einem langen und bedächtigen Aufstieg aus einem tiefen Zustand ozeanischer Bewusstlosigkeit. Er war dem Tod so ähnlich, der Nichtexistenz so nahe, dass er sich kaum davon unterschied. Sie wusste nicht, wo sie war, nur dass sie entweder schon einmal hier gewesen war, wenn auch vor sehr langer Zeit, oder dass es ein Ort war, der so ähnlich war, dass er genau die gleiche Kombination aus Ruhe und Glück in ihr hervorrief. Sie war von gelassener Akzeptanz erfüllt, dem kindlichen Vertrauen, dass sie sich in unendlich weisen, unendlich wissenden Händen befand. Sie war in einer flachen Mulde mit Wasser erwacht, das wie das ferne Lachen glücklicher Kinder sprudelte. Sie hob eine Hand zum falschen Himmel und spürte das Echo von tausend hallenden Déjà-vus.
    »Bella«, sagte eine freundliche Stimme, »du bist zurück.«
    Allmählich wurde ihr bewusst, dass sie nicht allein war, dass jemand sie beobachtet und darauf gewartet hatte, dass sie Lebenszeichen von sich gab. Ein Mann hockte neben ihr, die Hände auf die Knie gestützt. Er vermied es, sie anzusehen, richtete seine Aufmerksamkeit etwas zur Seite, als hätte sich dort ein seltener Vogel oder Schmetterling auf einem Stein niedergelassen.
    »Mir ist kalt«, sagte sie.
    »Ich habe dir einen Bademantel mitgebracht. Wenn du dich aufsetzt …« Er wandte sich für einen Moment von ihr ab, und sie fand die Kraft, sich aus dem kühlen Wasser zu erheben. Die Kraft entglitt ihr im nächsten Moment. Sie war mit verblüffender Intensität gekommen, aber es war schon so lange her, dass sie sich kaum erinnerte, wie sie aufgerufen wurde. Sie spürte, wie sich Stoff um ihre Schultern legte, sie trocknete und wärmte, als er sich an ihre Haut drückte.
    »Offenbar kannst du mich verstehen«, sagte der Mann. »Aber an wie viel erinnerst du dich?«
    Langsam klärte sich das Bild,
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