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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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einen Feind – in dessen Sechs-Uhr-Position – gingen.
    Jetzt lächelte Pogo. »Heißt das, dass wir auf sie schießen dürfen?«
    »Komm bloß nicht auf krumme Gedanken«, betonte Zack, der sich im Augenblick nicht über dieses spezielle Thema auslassen wollte. »Außerdem wären sie gar nicht imstande, denselben Trick anzuwenden. Dazu sind die Treibstoffvorräte der Brahma zu begrenzt, und sie machen sich Sorgen wegen der Leitsysteme.« Das Schiff der Koalition war auf indische und russische Weltraum-Tracking-Systeme angewiesen, die wesentlich weniger leisteten als das NASA Deep Space Network, das der Destiny zur Verfügung stand. »Halte du nur weiter Ausschau«, wies er Pogo an, ehe er zum Hauptkontrollpanel zurückschwebte.
    Die Kabine der Destiny besaß das doppelte Innenvolumen des Apollo-Raumschiffs, und trotzdem war der Raum immer noch knapp mit dem Gewirr an Kabeln und den beiden wuchtigen EVA -Anzügen.
    »Ich hab sie!« Pogo benutzte ein Touchpad, um einen Cursor über das Bild zu schieben, und mit einem Klick übertrug er es auf Zacks Schirm. Erst dann drehte der Pilot den Kopf und grinste schief. » RCS -Fahne. Dämliche Arschlöcher.« Dass der Air-Force-Astronaut das rivalisierende Raumschiff, dessen Crew und überhaupt die ganze Taktik aus tiefstem Herzen verachtete, war allgemein bekannt. Um ein Haar hätte ihn diese Einstellung seine Teilnahme an dieser Mission gekostet.
    »Jeder muss mal seine Flugbahn justieren«, entgegnete Zack. Tatsächlich empfand er Mitleid mit dem Komman danten der Brahma , Taj Radhakrishnan, und seiner Crew. Ein erfahrenes Flugsteuerungs-Team hätte die »Reaction Control Jets« nicht zünden müssen, jedenfalls nicht in dieser frühen Phase. Aber die Koalition hatte insgesamt nur drei bemannte Missionen ins All geschickt, und dies war die erste, die über einen erdnahen Orbit hin ausging. Entsprechend vorsichtig agierte das in Bangalore stationierte Kontrollteam.
    Nun erschien das verschwommene Bild der Brahma auf Zacks Schirm, und Trajektorie-Daten füllten ein Fenster. »Houston, Destiny auf Kanal B«, sagte Zack und berührte den »Senden«-Button an seinem Headset. Ohne auf eine Bestätigung zu warten, fügte er hinzu: »Wir haben die Brahma im Teleskop.« Die Distanz von vierhundert vierzigtausend Kilometern verursachte bei den Gesprächen eine Zeitverzögerung von vier Sekunden, ein Umstand, der immer lästiger wurde.
    Natürlich war die Antwort des Missionsleiters Shane Weldon nicht lippensynchron. »Dann nichts wie los, Destiny .« Es dauerte mehrere Sekunden, um Houston zu informieren, dass die Brahma gesichtet worden war, und genauso lange brauchte Houston, um zu bestätigen, dass für die Zündung immer noch grünes Licht gegeben war.
    Zack verließ den an der linken Seite liegenden Pilo tensitz, dann driftete er ans Teleskop. Zur Hölle mit der Brahma … viel lieber wollte er sich das Near-Earth-Objekt Keanu ansehen.
    Drei Jahre zuvor hatten zwei Amateurastronomen – einer in Australien, der andere in Südafrika – hoch oben am südlichen Himmel ein hell strahlendes Near-Earth-Objekt entdeckt … buchstäblich über dem Südpol.
    Das NEO erhielt die Kennzeichnung X2016 K1 – ein unbekannter (»X«) Körper, gesichtet in der ersten Hälfte des Juli 2016 –, doch zum Entsetzen der Berufsastronomen wurde es bald unter seinem viel populäreren Namen » Keanu « bekannt, nach dem Schauspieler Keanu Reeves, der in den Matrix -Filmen die Kultfigur Neo gespielt hatte.
    Innerhalb weniger Tage, als Keanus Größe (über hundert Kilometer im Durchmesser) und Flugbahn (das Ob jekt kam aus dem Sternbild Oktant und raste in Richtung Sonne, wobei es im Oktober 2019 nahe an der Erde vor beifliegen würde) feststanden, begannen fantasievolle Elemente in der Raumfahrergemeinde über eine bemannte Mission zu dem NEO zu reden. Ein Raumschiff gab es bereits: die Destiny der NASA , konstruiert für Flüge jenseits des Erdorbits, zum Mond und zum Mars – und zu erdnahen Objekten.
    Aber angesichts knapper Budgets und dem fragwürdigen Nutzen eines derartigen Unterfangens – was konnte eine bemannte Mission in Erfahrung bringen, das eine Flotte von unbemannten Sonden nicht für ein Zehntel der Kosten entdecken würde? – flaute die Begeisterung für diese Idee ab, während Keanu am südlichen Himmel immer heller wurde.
    Bis die Russland-Indien-Brasilien-Koalition verkündete, dass sie ihre erste geplante Mondlandemission zugunsten einer Landung auf Keanu aufgeben wolle. Die
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