Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
Vom Netzwerk:
würde, geschweige denn so bald.
    Jede eventuelle Antwort ging unter in dem anschwellenden Lärm, als die ein bisschen weiter entfernten Personen anfingen, Zacks Worte in verschiedenen Sprachen zu wiederholen und andere Leute noch mehr Fragen brüllten.
    »Hey, alle miteinander, jetzt kommen wir!«
    Ein attraktiver, wenn auch reichlich zerzaust aussehender Mann in einem windschiefen Rollstuhl wurde von einem Mann, der NASA -Abzeichen trug, durch die Menge geschoben. »Harley Drake«, sagte Zack.
    »Zachary Stewart, nehme ich an?« Er fasste Zack ins Auge und streckte ihm mit einiger Mühe die Hand entgegen. »Einen hübschen Aufenthaltsort hast du hier, Dr. Livingstone.«
    »Die Einrichtung ist noch nicht komplett.« Es war eine Erleichterung, mit Harley einfach nur zu flachsen, aber dann kam auch schon gleich die Anspannung zurück. »Okay, was zum Teufel ist passiert?«
    »Die Kurzfassung lautet, Keanu hat sich dazu entschieden, ein paar menschliche Talente einzusammeln. Während der letzten zwanzig Stunden waren wir wie Fische in einem Goldfischaquarium …«
    »Ihr seid geschwebt?«
    Dann entdeckte Zack noch ein vertrautes Gesicht … Rachel. »Daddy?«
    Seine Tochter löste sich aus der Menge und warf sich ihm in die Arme. »O mein Gott«, rief sie. »Ich wusste es, ich wusste, du würdest hier sein! Deshalb ging ich zu der Stelle, an der dieses Ding aufgeschlagen ist! Keiner hat mir geglaubt, aber …«
    Zack versuchte, sie zu beruhigen, aber ohne Erfolg … und ohne das Gefühl, nichts erreicht zu haben. Er war überglücklich, sie nur in seinen Armen halten zu können.
    Doch dann fragte Rachel: »Wo ist Mom?«
    Als Antwort schüttelte Zack lediglich den Kopf.
    »Sie ist nicht mehr da, stimmt’s?«
    Zack fand noch immer keine Worte.
    Rachel tat einen tiefen Atemzug von der Sorte, die gewöhnlich einen Zusammenbruch ankündigten. Aber sie war reifer geworden, stärker. »Ich wusste es. Ich wusste, dass sie nicht bleiben konnte …« Dann verlor sie ihre Resolutheit und verwandelte sich wieder in ein schluchzendes Kind.
    Wer konnte es ihr verdenken?
    Behutsam trennte Harley die beiden. »Wir alle haben uns noch viel zu erzählen, aber ich schätze, Nahrung, Trink wasser und ein Obdach haben jetzt oberste Priorität.«
    »Vor allem müssen wir herausfinden, warum zum Teu fel wir hierhergebracht wurden.« Die Stimme gehörte Shane Weldon, der grüßend die Hand hob. »Hey, Zack.«
    Nun ja, wenn Harley hier mit Flugleitern von Bangalore gelandet war, warum sollte nicht auch Weldon hier sein? »Willkommen, alle miteinander!«, rief Zack. Er lotste sie zum Tempel und dem dahinterliegenden »Obstgarten«. Ein paar Minuten lang diskutierte man über Erkundungstrupps, Rationierung von Proviant, Suche nach Wasser.
    Während ein Teil seines Gehirns sich ziemlich effizient mit diesen Angelegenheiten beschäftigte, versuchte Zack, seine neue Realität zu akzeptieren. Er würde nie wieder die Erde sehen. Er hatte Megan gefunden und ein zweites Mal verloren, vermutlich für immer. Er würde die ihm noch verbleibenden Tage, Monate, Jahre damit verbrin gen, brutal ums nackte Überleben zu kämpfen. Nie wieder TV , gutes Essen, Sport, Autos, Wissenschaft, Medizin.
    Ihnen stand nur zur Verfügung, was Keanu anbot, was die Architekten arrangiert hatten.
    Es war, als wäre man tot, ohne wirklich gestorben zu sein.
    Endlich war er imstande, sich an Harley zu wenden und zu fragen: »Ich hoffe, jemand hier spricht Portugiesisch.«
    »Ich weiß zwar nicht, was du damit sagen willst, aber du wirst es mir bestimmt erklären.« Harley drehte sich zu einer groß gewachsenen, rothaarigen jungen Frau um, während Zack Rachel an die Hand nahm. Gemeinsam sahen sie zu, wie die Menschen zum Tempel marschierten.
    Sie sind wie neue Seelen, die in den Himmel eintreten , dachte Zack. Oder zumindest in dessen Schatten .

Epilog
    »Wir glauben, dass wir hinter dem Jupiterorbit sind, aber keiner weiß es mit Bestimmtheit. Seit sechs Monaten gab es keinerlei Kommunikation mehr mit Houston oder der Erde überhaupt.
    Wir fangen gerade erst an, Keanu zu erforschen. Es ist ein großer, seltsamer Ort.
    Ich vermisse meine Freunde.«
    RACHEL STEWARTS TEXT,
EINGEGEBEN IN EINEN TABLET-COMPUTER,
DEN EINES DER KINDER VON BANGALORE BEI SICH HATTE.
BOTSCHAFT ABGERUFEN AUS OPTIMIERTEN DATEN
DER RAUMSONDE CASSINI .

Glossar
    AEB A gencia E spacial B rasileira = Brasilianische Raumfahrtbehörde
    ASCAN As tronaut Can didate = Astronautenanwärter
    CACO C rew A ssist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher