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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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Es drehte den Kopf hin und her, scannte die Umgebung. »Ich werde dieses bösartige Monstrum angreifen.«
    »Nein, das wirst du nicht. Ich will, dass du Camilla holst und mit ihr zum Tunnel zurückgehst. Von mir aus begebt euch wieder zum Tempel, egal, wohin, nur hier könnt ihr nicht bleiben …«
    Er blickte sie an und erschrak. Megan war blass, zusammengesunken, und sie krümmte sich nach vorn, als litte sie unter Bauchschmerzen.
    »Du musst durchhalten …«
    »Sag das nicht! Für mich ist es vorbei! Lass mich den Wächter ablenken, während du mit der Kleinen flüchtest!«
    »Ich werde dich nicht verlassen!«
    »Du hast gar keine Wahl. Vielleicht lebe ich keine zehn Minuten mehr.«
    Er wollte widersprechen, aber die Anzeichen waren offenkundig. Sie konnte kaum noch auf den Beinen stehen. Und dennoch blitzten ihre Augen, erinnerten ihn an eine Situation, in der sie so wütend auf ihn gewesen war wie noch nie zuvor – doch was er getan hatte, um sie so aufzubringen, wusste er nicht mehr. Vielleicht wollte er sich auch nicht entsinnen. »Ich habe dich einmal verloren. Ein zweites Mal ertrage ich nicht!«
    Plötzlich funkelten ihre Augen nicht mehr, sondern füllten sich mit Tränen. »Du musst aber. Denk nur immer daran … ›die Toten sind frei‹.« Sie warf sich an seine Brust zu der kürzesten, gefühlvollsten Umarmung ihres fast zwanzig Jahre dauernden Zusammenseins, und zu einem allerletzten Kuss. »Jetzt schnapp dir das Mädchen und hau ab!«
    Ohne abzuwarten, was Zack tat, stürmte Megan direkt auf den Wächter zu.
    Der beäugte sie mit dem Blick einer Bestie aus dem Dschungel. Dann öffnete er sich und verschlang sie.
    Zack zwang sich, nicht hinzuschauen und zu Camilla zu laufen.
    Er nahm sie auf den Arm. Sie schien kaum etwas zu wiegen, was von Vorteil war.
    Es war höchste Zeit zu flüchten.

4
    »Ich möchte dem Kommandanten der Destiny , Zachary Stewart, für seinen heldenhaften Mut in einer außer-
gewöhnlichen Situation danken. Er bewies, dass er ein wahrer Held ist, indem er sich für die gesamte Menschheit einsetzte.«
    BOTSCHAFT DES BRAHMA -KOMMANDANTEN
T. RADHAKRISHNAN AN DIE GANZE WELT,
24. August 2019
    »Wir erreichen den Terminator«, verkündete Tea.
    Ein paar Zündungen der Steuerdüsen hatten die Destiny aus den Trümmerwolken, die Keanu einhüllten, herausgebracht und das Schiff schließlich in einen niedrigeren Orbit um die Erde eingeschwenkt.
    Aber wenn sogar das Perigäum dieses Orbits über vierhunderttausend Kilometer entfernt war, war nah nur ein relativer Begriff.
    Die Manöver schoben die Destiny auf Kenaus dunkle Seite. Natürlich sahen sie den schiefen Halo der Trümmerwolke im Licht der Sonne glänzen … aber die Oberfläche des NEO s war schwarz, verborgen, nicht zu erkennen.
    Jedenfalls für einige Augenblicke.
    » Destiny , Houston. Euer Kurs erfordert eine weitere Zündung der Steuerdüsen in dreißig Minuten.«
    »Verstanden, Houston. Danach kannst du dir hoffentlich eine Pause gönnen.« Jasmine Trieu tat immer noch Dienst als CapCom – nach einer Fünfzehn-Stunden-Schicht, wenn Tea sich nicht verrechnet hatte.
    »Ich bleibe gern so lange hier, wie ihr mich braucht«, erwiderte Trieu. »Bis zur Wasserung, wenn es sein muss.«
    »Vorher werden wir ein bisschen schlafen«, erklärte Tea. Der Korrekturschub würde die Destiny in einen Orbit mit einem viel niedrigeren Perigäum bringen, und innerhalb von drei Tagen hätten sie dann die Erde erreicht. »Das solltest du auch.«
    Natürlich würde Trieus Antwort erst nach der Zeitverzögerung ankommen. Tea schaute sich in der Kabine um. Natalia Yorkina lag, von Gummiseilen leicht festgehalten, am Boden; sie schlummerte tief und fest, die Augen waren mit Teas Schlafmaske verdeckt.
    Lucas und Taj gähnten, hüpften aber emsig zwischen einem Laptop und einem der Sichtfenster hin und her, während sie die russische Mission Control – die das zerstörte Center in Bangalore ersetzte – darüber informierten, was mit der Brahma passiert war.
    Tea kümmerte es nicht, was der Rest der Welt erfuhr oder nicht erfuhr. Sie hatte keine Ahnung, ob ihre Gespräche mit Houston live übertragen wurden.
    Sie wollte nur, dass alles vorbeiging, wollte die Erinnerungen an Keanu, an die wiederauferstandene Megan Stewart, die vaporisierten Überreste der Venture … und an Zack Stewarts trauriges, wissendes Lächeln … nehmen und sie irgendwo verstecken, wie Fotos in einem Familienalbum, um sich zu einem glücklicheren Zeitpunkt damit zu
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