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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder
Autoren: Marion Feldhausen
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einer kurzen Überprüfung war ihm klar, dass sie nicht infrage kamen. Meiners hatte recht gehabt, Bartholdy war es wieder gelungen, sich davonzumachen. Er musste Vorkehrungen für diesen Moment getroffen und auf dem Rastplatz ein zweites Fahrzeug bereitgestellt haben.

58
    Noch hundertzwanzig Kilometer bis Karlsbach, überlegte der Bleiche. Ich mache es nicht, die Nummer ist mir zu heiß. Ich würde keine Ruhe mehr finden, hinter jeder Ecke den Albaner und seine Bluthunde vermuten. Tobler haben sie auch aufgespürt. Ich bringe den Auftrag zu Ende, kassiere mein Geld und mache mich aus dem Staub.
    Tobler muss sehen, wie er klarkommt.
    »Nein, verdammt, die Nummer läuft ohne mich«, entschied er sich.
    »Hast du was zu mir gesagt?«
    Als er in den Rückspiegel schaute, sah er, dass die Kleine aufgewacht war.
    »Nein, nein.«
    »Ich habe Durst«, erklang ihre matte Stimme wieder. »Wohin fahren wir?«
    »Wir sind bald da. Neben dir sind Brote und Wasser, nimm dir, was du willst.«
    Wenig später spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Das Kind beugte sich vor und hielt ihm eine Wasserflasche hin. Sie schwankte ein wenig, die Flasche fiel ihr aus der Hand.
    »Hast du auch Durst?«
    Der Bleiche langte mit der Hand hinter sich und hob die Flasche auf. Er trank ein paar Schlucke.
    »Glaubst du, dass Kira wiederkommt? Die anderen sagen, dass sie abgehauen ist.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie hat versprochen, auf mich aufzupassen.«
    Nur noch diesen Auftrag, das Geld kassieren, und dann bin ich weg, dachte der Bleiche. Andere Gedanken schob er energisch beiseite. Stattdessen sagte er sich, dass er den Wahnsinn nicht aufhalten könne, nicht er, das kleinste Rad im Getriebe.

59
    Als Alvermann nach Hause fuhr, empfand er eine tiefe Leere. Sein Zorn hatte sich erschöpft, die Enttäuschung war gewichen. Selbst die Vorstellung, dass es erneut zu einem Übergriff auf ein Kind kommen würde, erreichte ihn nicht.
    Noch am Wagen Bartholdys, nachdem die Gruppe wieder in der Lage war, klar zu denken, hatte Alvermann veranlasst, das Fahrzeug sicherzustellen, obwohl es bestimmt sorgfältig gereinigt worden war und man nichts finden würde. Sie waren sich schnell einig geworden, die Auswertung und alles Weitere auf den nächsten Tag zu verschieben. Zum Beispiel musste ihnen ein Grund für die Beschlagnahme des Wagens einfallen.
    Ihre Kraftreserven gingen zu Ende, das war mehr als deutlich. Dennoch, entschied Alvermann, sollte Bulleken noch mit einem Streifenwagen zum »Black Cat« und Meiners zum Haus des Richters fahren.
    »Er wird sicher irgendwo einen Schlupfwinkel haben, den wir nicht kennen und dorthin unterwegs sein. Aber wir dürfen natürlich keine Möglichkeit auslassen.«
    Frederik hockte vor dem Fernsehgerät, bestens gelaunt, und schien auf ihn gewartet zu haben. Alvermann entschied spontan, mit ihm in ein Restaurant zu gehen, obwohl es schon verdammt spät war. Egal, der Junge hatte die letzten Tage nur im Haus verbracht, und er selber brauchte dringend Ablenkung, wenigstens für kurze Zeit. Danach würde ihm der Misserfolg ihrer Aktion wieder im Nacken sitzen und ihn vermutlich bis tief in die Nacht beschäftigen.
    Auf dem Weg zum Restaurant meldeten sich Bulleken und Meiners kurz hintereinander. Der Richter habe sich nicht blicken lassen, ob sie noch warten sollten. Alvermann schickte sie nach Hause.
    Als sie das Haus verlassen hatten, reagierte er gleich. Er hatte sich in der Nacht zuvor das Schloss angesehen und sich entsprechend ausgerüstet. Mit Hilfe seines Picksets hatte er schon ganze andere Schlösser geöffnet. Ohne erkennbare Eile machte er sich am Schloss zu schaffen und betrat wenig später den Hausflur. Eilig nahm er die Treppenstufen bis in den zweiten Stock und wartete einen Moment, ob alles ruhig blieb. Für das Türschloss brauchte er ein wenig länger. Die Wohnung lag im Dunkel, er arbeitete rasch und methodisch. Ja, ohne Zweifel, der Junge wohnte hier, wie er es sich schon gedacht hatte. Er öffnete eines der Fenster nach hinten raus, für einen geübten Kletterer war es eine gute Fluchtmöglichkeit. Das war es, was er wissen wollte. Er verließ die Wohnung. Im Erdgeschoss hörte er jemanden sprechen. Erst als eine Tür geschlossen und es wieder ruhig wurde, ging er die Treppe hinunter und warf auch einen Blick auf das Schloss der Kellertür.
    Anschließend verließ er das Haus und ging die Straße hinunter zu seinem Fahrzeug. Er öffnete die Tür und setzte sich hinein. Er würde bis zum nächsten
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