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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder
Autoren: Marion Feldhausen
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einzuschlafen. – Neues? Masur ist zur Entgiftung, und anschließend macht er eine stationäre Therapie. Er wird sich bald bei dir melden. Nach dem Taxikonvoi ist er feiern gegangen und hat sich die Kante gegeben.«
    »Ja, so was macht der hin und wieder. Meldet euch mal bei ihm, das wird er mögen.«
    »Ja, mache ich. Ellen hat auch Kontakt zu ihm und hält ihn auf dem Laufenden.«
    »Und Frederik? Komm, spann mich nicht auf die Folter!«
    »Er ist nicht glücklich da, will aber durchhalten und vor allem dich besuchen.«
    »Hol ihn doch das nächste Mal ab, ja? Ich möchte gern mit eigenen Augen sehen, wie es ihm geht.«
    »Ich habe ihm eine neue Lebensretterhose spendiert. Die alte war zerrissen und verdreckt. Sie hat aber einen Ehrenplatz in seinem Schrank bekommen.«
    »Nicht zu glauben, dass ihm nichts passiert ist bis auf den Schrecken.«
    »Und auf die Beule. Er schien richtig stolz auf sie zu sein und bedauert, dass sie so schnell verschwunden ist.«
    »Hm. Wie ist der neue Staatsanwalt?«
    »Eine Sie. Nett, keine Schönheit, aber nett. Der Gröbner sitzt übrigens in einer Versicherung und ist glücklich.«
    Sie schwiegen beide. Sie hatten zwar die Reihen lichten können, das war es aber auch.
    Als Meiners gegangen war, sichtete sein Chef die Mitbringsel und roch beglückt an den Abariscos.
    Kurz nach dem Abendessen, um Viertel nach fünf, nach Graubrot mit Quark und einer Art grober Mettwurst, die schon bessere Tage gesehen haben musste, ertönte ein leises Klopfen an der Tür, kaum zu hören. Und dann erschien ein kleines Nachtgespenst mit karierten Pantoffeln.
    »Wie geht es Ihnen, mein lieber Herr Alvermann?«, fragte Frau Nösser und legte ihre Hand auf seine. »Ich werde morgen entlassen. Wenn Sie dann kommen, feiern wir ordentlich, ja? Und holen unseren Jungen dazu.«
    Alvermann musste ein wenig mit den Augen zwinkern, dann hatte er sich wieder gefangen.

Epilog
    Ein russlanddeutscher Kollege aus dem kk22 hatte sich bereit erklärt zu übersetzen. Sie waren zu dritt zum Flughafen gefahren: Alvermann, Frederik und der Dolmetscher.
    Die Maschine aus Kasachstan hatte Verspätung. Sie gingen in ein Café und bestellten Wasser. Frederik fragte, wie es Janne ging.
    »Wir sehen uns nicht mehr so oft. Irgendwie klappt es nicht mit uns beiden.«
    »Hm. Wie lange bleibt er hier? Meinst du, er ist noch sehr traurig, Erik?«
    »Ganz bestimmt. Aber es ist gut für ihn, ihr Grab zu sehen und Abschied zu nehmen.«
    Sie dachten schon, er hätte seinen Flug verpasst oder es sich anders überlegt. Aber dann kam er doch, als alle anderen Passagiere schon längst die Halle verlassen hatten. Er stand wie verloren hinter der Absperrung und blickte sich um. Alvermann hob die Hand und winkte ihm zu. Sie begrüßten einander. Der Dolmetscher erklärte ihm, wer sie waren, vor allem, wer Frederik war und wie er das Mädchen gefunden hatte.
    Er erklärte, dass seine Muttersprache kasachisch sei, dass der Herr Dolmetscher bitte langsam sprechen möge, sonst verstehe er leider nicht.
    Als er dem Jungen die Hand gab, ließ er sie nicht gleich wieder los.
    Er sagte etwas, und der Dolmetscher übersetzte:
    »Du hast sie gefunden, als sie noch lebte, und dafür gesorgt, dass sie nicht wie ein Hund sterben musste. Dafür möchte ich dir danken.«
    Ellen Neusser hatte sich um ein Hotel gekümmert. Dorthin fuhren sie zuerst, damit er sich frisch machen konnte. Auf dem Weg zum Friedhof hielt er eine Tüte im Arm.
    Sie fanden nicht gleich ihr Grab. Alvermann ärgerte sich, dass er sich nicht besser vorbereitet hatte. Ein Friedhofsgärtner, der ihnen mit einer Schubkarre entgegenkam, zeigte ihnen, wo Kira Kusnezowa ihre letzte Ruhe gefunden hatte.
    Sie traten ein Stück zurück, als Jakow sich an das Grab seiner Tochter kniete. Aus der Tüte nahm er ein Holzkreuz, in das kyrillische Buchstaben geschnitzt waren.
    Später saßen sie zusammen in einem Restaurant und bestellten etwas zu essen. Alvermann holte eine Schachtel aus der Tasche. Er nahm die beiden kleinen silbernen Ohrringe heraus und legte sie in die Hand des Vaters.

Vielen Dank
    an Anna Feldhausen für erstes Lesen und sicheres Gespür für Holzwege, an Ulrich Opfermann für letztes Lesen und unschätzbare Korrekturarbeit, und an Joachim Jessen, Literaturagentur Schlück, für Ermutigung und Tatkraft.
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