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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder
Autoren: Marion Feldhausen
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sein Handy zu.
    »Raus hier, Janne. Drück die Eins und dann auf Wählen. Sie sollen sich beeilen.«
    Wenig später stand er im Hausflur und brüllte ihr hinterher:
    »Notarzt und Krankenwagen, schnell.«

62
    Er saß neben Frau Nösser auf dem Boden des Badezimmers. Eine dicke Decke lag über ihr, die er aus dem Wohnzimmer geholt hatte. Wie lange brauchte der Notarzt bloß? Es waren schon über zehn Minuten vergangen. Er hatte alles getan, was in seiner Macht stand. Überall würden im Moment Straßensperren entstehen, alle Ausfallstraßen würden gesperrt, die Autobahnen in beide Richtungen kontrolliert. Aber er machte sich nichts vor, er wusste, dass die Chancen nicht gut standen, den Jungen zu finden. Hätte er ihn doch bloß nicht zu sich genommen. Überall wäre er besser aufgehoben gewesen als hier bei ihm.
    Als sein Handy klingelte, kam er auf die Knie, um in seine Hosentasche greifen zu können. Automatisch schaute er auf das Display. Wer rief ihn von seinem Ersatzhandy an? Wo war das überhaupt? Janne saß oben in seiner Wohnung; die würde doch wohl runterkommen und nicht anrufen. Er meldete sich.
    »Ja?«
    Frederiks Stimme, nur ein Flüstern.
    »Red lauter!« Alvermanns Magen schien Probleme mit dem Fisch zu bekommen. »Ich verstehe nichts!«
    Frederiks Stimme, etwas lauter jetzt, aber nur Bruchstücke:
    »… Mann … ihr beobachtet habt, im Keller. Komm so schnell …!«
    Schon war die Stimme wieder verschwunden. Alvermann sprang auf. Er hastete in den Flur und trieb sich weiter zur Eile an. Was immer da im Keller von Bartholdy passierte, viel Zeit hatte er sicher nicht.
    War Bartholdy bei sich zu Hause? Und das Kind? Auf der Treppe rief er Janne zu, sie solle auf den Notarzt warten. Er rief die Zentrale an und beorderte Einsatzkräfte direkt zum Haus von Bartholdy, dann Meiners, dem er mit fünf Worten die Situation erklärte.
    Für die Strecke brauchte er weniger als fünf Minuten und überfuhr zwei rote Ampeln. Er war als Erster da, wollte aber nicht auf die Kollegen warten, obwohl er ohne Waffe war. Er stieg vor dem Wäldchen aus. Haus und Umgebung waren ihm vertraut von den nächtlichen Wanderungen, wenn er sich während der Überwachung die Füße vertreten hatte. Er lief bis zu Bartholdys Grundstück. Die Fenster nach vorne raus waren dunkel. Vor der Garage stand ein fremdes Fahrzeug. Er schlich am Haus entlang zur Rückfront. Auch hier war alles dunkel, die Vorhänge zugezogen. Alvermann näherte sich der Terrasse. Von hier führte eine Treppe nach unten in den Keller. Er blieb stehen und überlegte einen Moment, was er jetzt tun konnte, ohne den Jungen zu gefährden. Wenn es nicht schon zu spät war. Eine Hand war plötzlich auf seiner Schulter, und Meiners Stimme zischte in sein Ohr:
    »Wo, da unten?«
    »Im Keller, hat er gesagt. Hast du eine Waffe?«
    Meiners bejahte.
    »Ich klingle vorne, versuche, in das Haus zu kommen. Möglich, dass sie durch den Keller verschwinden wollen. Tue alles, um den Jungen zu retten.«
    Er drehte sich um und ging zurück. Als er an der Haustür stand, sah er geduckte Gestalten, die einen Kreis um das Haus bildeten. Gut so.
    Er schellte, schellte noch einmal. Nichts, keine Reaktion.
    »Hier ist die Polizei, öffnen Sie die Tür, sofort!«, rief er zweimal und schlug mit der Faust gegen die Tür. Nichts.
    Er winkte einem der Männer vom SEK.
    »Geben Sie mir eine Waffe! Und wir müssen hier schnellstens rein.«
    Der Mann wechselte ein paar Worte mit einem Kollegen über den Sprechfunk. Wenig später kam jemand mit einem Einsatzgewehr und Spezialmunition die Treppe heraufgestürmt.
    Alvermann zeigte auf die Tür. Der Lauf des Gewehres wurde direkt an das Schloss angesetzt. Alvermann hob die Hand.
    »Wir öffnen jetzt die Tür mit einer Schusswaffe, treten Sie von der Tür zurück!«
    Nach drei Schüssen war die Tür geöffnet. Alvermann winkte den Kollegen, die mit ihrer Schutzbekleidung als Erste in das Haus eindrangen, er blieb direkt hinter ihnen. Er meinte, Schüsse von der Hinterfront des Hauses zu hören und hoffte, dass es Meiners gelang, den Jungen zu schützen. Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit des Flurs und rannte auf die Haustür zu. Schüsse fielen. Alvermann warf sich auf den Boden und legte die Arme schützend über seinen Kopf. Einer der Kollegen rief etwas, ein anderer antwortete.
    Als er getroffen wurde, hörte er sich schreien. Die Kugel drang in seine linke Schulter, eine nächste in seinen Oberschenkel. Merkwürdig, war ein
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