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Himmelskinder

Himmelskinder

Titel: Himmelskinder
Autoren: Marion Feldhausen
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gedacht, dass er dann eben wieder abhauen würde. Aber was Alvermann dazu zu sagen hatte, war vielleicht nicht nur der typische Erwachsenenmist. Na ja, mal gucken, wo die ihn hinsteckten. Er wusste, dass das Jugendamt schon gleich zu Anfang seine Mutter hatte wissen lassen, wo er war und dass es ihm gut gehe. Das war ihm recht, aber zurück zu denen wollte er auf keinen Fall.
    Er ging in Alvermanns Schlafzimmer und nahm dessen Zweithandy vom Nachttisch. Ob er versuchen sollte, seine Mutter anzurufen? Wenn der Alte abnahm, konnte er ja die Verbindung unterbrechen. Er ging in die Küche und schaute sich im Display die Handyfotos von der hübschen Frau an. Alvermann hatte ihm gesagt, dass das Janne, seine Freundin, sei.
    Das Essen hatte ihm heute Abend nicht geschmeckt. Er hatte, wie Alvermann, Fisch bestellt und wegen der vielen Gräten kaum etwas von dem Fisch gegessen. Sein Stiefvater wäre letzten Sommer fast an einer Gräte erstickt. Leider war er sie dann irgendwie doch losgeworden, aber seine Todesangst hatte Frederik nicht vergessen können.
    Er durchforstete den Kühlschrank und holte sich Saft, Käse, Senf und Tomaten heraus. War nicht noch Weißbrot übrig, das Alvermann nicht kaufen wollte, aber das die Omi von unten öfter anschleppte? Nein, nur dieses Vollkornbrot, wo doch eh sein einer Backenzahn wackelte. Er stieß mit der Zunge davor, der Zahn antwortete mit einem bohrenden Schmerz. Auf dem Weg ins Bad konnte er den Zahn nicht in Ruhe lassen. Mit aufgerissenem Mund blickte er in den Spiegel und betrachtete den Übeltäter. Er holte sich das Handy und fotografierte sein Spiegelbild mit dem geöffneten Mund. Auf dem Foto war wenig zu sehen. Er ging zurück in die Küche, goss sich Saft in ein Glas und trank. Ob es schon zu spät war, unten zu schellen? Beim Zurückstellen des Glases kippte es um, und der Saft floss auf den Fußboden. Ein paar Spritzer gelangten auf die neue Hose, die ihm Alvermann gekauft hatte. Eine grüne Hose mit wenigstens zehn Taschen, sogar unten über dem Knöchel. War die echt? Tatsächlich, es war eine richtige Tasche. Frederik nahm sich Alvermanns Handy, von dem immer noch Janne lächelte, und steckte es hinein. Er schloss sie und ging auf und ab. Wie ein Spion oder so was Ähnliches, dachte er.
    Wieder überlegte er, nach unten zu gehen und Brot zu schnorren. Frau Nösser saß bestimmt noch vor der Glotze. Die aß nur Weißbrot, weil sie keinen einzigen Zahn mehr im Mund hatte, nur das Gebiss, das ihr oft wehtat. Nach einem Blick auf die Uhr holte er den Schlüssel aus der Schale, für den Fall, dass die Tür zuschlug, und tappte mit nackten Füßen in den Flur. Als er den Lichtschalter für das Flurlicht drückte, geschah nichts. Komisch, dachte er, das war vorhin noch nicht. Er ging die Treppe hinunter und schellte. Frau Nösser öffnete gleich.
    »Frederik, wieder ohne Schuhe, und dann im Dunkeln. Komm rein, Junge, ich freue mich. Ich sehe gerade einen Kriminal mit so einem netten Kommissar, fast wie der Herr Alvermann. Magst du etwas knabbern?«
    »Nein, danke. Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir was von Ihrem Weißbrot abgeben. Oben gibt es nur Vollkornbrot.«
    Frau Nösser lachte, ging in ihre Speisekammer und hatte bald eine Plastiktüte in der Hand. Sie ließ sich nicht lumpen, Frederik bekam die ganze Tüte in die Hand gedrückt.
    »Mach dir Licht, Junge.«
    Frau Nösser betätigte den Lichtschalter, ohne Erfolg.
    »Das gibt es doch nicht, habe erst vorige Woche die Birne gewechselt. Warte mal, vielleicht ist die Sicherung draußen.«
    Sie holte sich eine Taschenlampe und ging ins Erdgeschoss. Frederik wartete oben an der Treppe.
    »Das ist ja merkwürdig!«, hörte er ihre Stimme. »Alles in Ordnung. Ja, dann weiß ich es auch nicht.«
    Sie kam die Treppe wieder hinauf, mühsam Stufe für Stufe. Sie gab ihm die Lampe.
    »Sag doch bitte Herrn Alvermann Bescheid, vielleicht hat der eine Idee. Sonst hole ich morgen einen Elektriker. Das geht ja nicht, dass wir hier im Dunkeln sitzen.«
    »Der ist nicht zu Hause. Aber er wird schon merken, dass das Licht nicht funktioniert. Bis morgen, und danke!«
    Er ging mit eingeschalteter Taschenlampe die Treppe hoch. Als er vor der Wohnungstür stand, fuhr ihm die Angst in die Knochen. Irgendwas stimmte nicht. Er hatte die Tür doch sperrangelweit aufgelassen. Oder nicht? Jetzt war sie nur angelehnt. Und das Flurlicht, wieso ging das nicht mehr? Er zog die Tür mit einem lauten Knall zu und sprang die Treppe wieder hinunter, hämmerte
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