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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin
Autoren: Christopher Moore
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verwunderte Blicke aus und machten sich einer nach dem anderen schleunigst auf den Weg zur Tür.
    Jake sagte: »Ich zähle bis fünf, und dann komme ich rüber und zerre dir das Ding raus. Eins, zwei …«
    Ein Rodeocowboy, der an einem Urinal stand, knöpfte sich eilig seine Wranglers zu, zog seinen Hut ins Gesicht und stürmte, so schnell ihn seine O-Beine trugen, auf die Tür zu, um sich einen Flieger irgendwohin zu schnappen, wo solche Sachen nicht passierten.
    »Fünf!«
    Wachmänner rannten durch den Terminal zu der Stelle, wo der Schrei herkam. Irgend jemand wurde auf der Herrentoilette umgebracht, und sie mußten sich darum kümmern. Ihre Waffen im Anschlag, stürmten sie in die Toilette. Jake Skye stand an einem Waschbecken und rollte irgend etwas Schlauchartiges zusammen. Aus einer der Kabinen drang Wehklagen. »Es ist alles in Ordnung, Officers«, sagte Jake. »Mein Freund hat ein wenig die Fassung verloren, weil er gerade erfahren hat, daß seine Mutter gestorben ist.«
    »Meine Mutter ist nicht tot«, klang Tuckers Stimme aus der Kabine.
    »Er weigert sich, es zu akzeptieren«, flüsterte Jake den Wachleuten zu. »Hier, ich denke es ist besser, wenn Sie das an sich nehmen.« Er reichte einem der Wachmänner den Katheder. »Wir wollen doch nicht, daß er sich vor lauter Kummer aufhängt.«
     
    Zehn Minuten später saßen sie nach Beileidsbekundungen durch die gesamte Wachmannschaft in der Abflughalle und tranken Gin Tonic, während sie darauf warteten, daß Tucks Flug aufgerufen wurde. Um sie herum saßen Männer und Frauen in Anzügen, die mit ihren Handys ganze Salven von Anrufen in die Welt hinausschickten, während eine Gruppe von etwa zwanzig Leuten sich in der winzigen Raucherzone an der Bar zusammendrängte wie ein Rudel Hunde, dem man einen Fleischbrocken hingeworfen hat. Jake Skye betete den Inhalt des Rucksacks herunter, den er für Tuck zusammengepackt hatte. Doch Tucker hörte nicht zu – er war völlig geplättet von der rapiden Geschwindigkeit, mit der sein Leben den Bach runtergegangen war, und er versuchte noch immer herauszufinden, wie es soweit hatte kommen können. Jakes Stimme hatte ähnliche Chancen, Gehör zu finden, wie ein Kazoo in einem Windkanal.
    Dennoch tönte Jake: »Der Ofen funktioniert mit allem, was brennt. Diesel, Düsen-Treibstoff, Benzin, sogar mit Wodka. Außerdem hab ich dir eine Taucherbrille eingepackt, samt Schnorchel und Flossen und zwei wasserdichte Taschenlampen.«
    Der Job bei Mary Jean war einfach perfekt gewesen. Alle paar Tage eine andere Stadt, schöne Hotels, ein Spesenkonto und buchstäblich Tausende von aufrechten Damen aus Mary Jeans Gefolge, die ihm das Leben versüßten. Inspiriert von Mary Jeans Reden zum Thema Selbstbestimmung, Selbstmotivierung und darüber, daß jeder es schaffen konnte, fiel ihre Wahl mit schöner Regelmäßigkeit auf Tucker, wenn es darum ging, einmal im Leben eine Affäre mit einem Piloten zu haben. Und weil er, so oft es auch vorkommen mochte, jedesmal wieder aufs neue über ihre Avancen erstaunt war, spielte Tucker seinen Part. Er benahm sich wie ein Mann aus einem schwülstigen Groschenroman: der charmante Schurke, der leidenschaftliche Pirat, der bei Sonnenaufgang mit seinem Schiff in See stechen mußte, um Gott, Königin und Vaterland zu dienen. Allerdings mußten die Damen – ebenfalls üblicherweise in den frühen Morgenstunden – erkennen, daß unter seiner sanften, gingeschwängerten Hülle ein Kerl steckte, der an seinen Shorts roch, um festzustellen, ob er sie wohl noch einmal anziehen konnte. Aber zumindest einen Moment lang war er in ihren wie in seinen Augen wirklich cool gewesen. Schäbig, aber cool.
    Wenn ihn seine Schäbigkeit einholte, mußte er sich nur ein paar Züge aus der Sauerstoffflasche im Cockpit genehmigen, den pinkfarbenen Jet hochziehen, und schon war er wieder davon überzeugt, daß er alles unter Kontrolle hatte und durch und durch Profi war. Wenn er die entsprechende Flughöhe erreicht hatte, schaltete er den Autopiloten ein, und das war's.
    »Denkst du manchmal an Gott?« fragte Tucker seinen Freund Jake.
    Jake Skye schaute ihn an, als hätte ihn der Schlag getroffen. »Du mußt über all diesen Kram Bescheid wissen, falls du in Schwierigkeiten kommst. Genauso wie die Tankanzeigen überprüfen, wenn du weißt, was ich meine.«
    Tucker zuckte zusammen. »Hör zu, ich habe jedes Wort verstanden, das du gesagt hast. Aber das hier kam mir auf einmal ziemlich wichtig vor, verstehst du?«
    »Na
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