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Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten

Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten

Titel: Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
Autoren: Anthologie
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noch vier übrig«, stellte Ullabritt fest, als Lena
mit Zeichenblock und Feder nach oben verschwunden war. Die
Kajüte erschien ihr plötzlich leer wie eine Kirche.
»Unsinn«, protestierte Katarina. »Sie ist nur hinaufgegangen,
um ihn zu zeichnen.«
»Typisches Einleitungsmanöver«, murrte Barbro.
Ullabrit fühlte Düsternis in sich aufsteigen. Sie selbst sah sich
als sehr frei an – im Vergleich zu ihren Eltern jedenfalls. Sie hatte
auch Liebhaber gehabt. Immerhin einen. Aber das hier fing an,
Sodom und Gomorrha zu werden.
»Wir legen den Daumen drauf, daß wir uns nie mit ihm einlas
sen«, schlug sie feierlich vor. Sie hielt einen stumpfen Mädchen
daumen hoch. »Was auch kommen mag, wir werden nicht fallen.«
Ihr Ernst steckte Barbro an.
»Daumen drauf«, sagte sie und klang ebenso feierlich wie Ul
labritt.
Katarina zuckte die Achseln.
»Wenn es euch freut… dann eben Daumen drauf.«
Gudrun betrachtete mitleidig ihren Daumen, ehe sie ihn zu
den anderen hielt. »Kalle zuliebe«, sagte sie widerwillig. Sie sah
beinah so finster aus wie Ullabritt. Dann hellte sich ihr Gesicht
auf: »Daumen lügen natürlich, das wißt ihr wohl alle?«
In dieser Nacht gab es nicht viel Schlaf in der Kajüte.
Durch die dünne Wand hörte man Rufen und fröhliches La
chen. Katarina lauschte.
»Ich weiß«, hörte sie Margaretas Stimme. »Du nimmst das eine
Bein und ich das andere, und dann gehen wir langsam nach
oben…«
»Bis ihr mit den Köpfen zusammenrennt, ich weiß.« Es klang,
als wenn Rolf diese Worte hervorpreßte. »Oh, meine Lieben ihr
Lieben… Lena, hilf mir. Guck, was sie mit mir machen.«
»Herrgott«, rief Lena aufgeregt, »wie groß der ist… so… oh!«
Gudrun setzte sich heftig auf. Das Kissen fiel auf den Boden.
»Soll doch der Teufel hier liegen und sich das anhören«, brach
sie los. »Oh, Kalle, wo bist du?« Hingerissen fuhr sie mit der
Hand unter die Schlafanzugjacke.
Das Stöhnen im Mannschaftsraum nahm an Stärke zu.
»Was machen die eigentlich?« fragte Ullabritt. Ihr Herz poch
te.
»Was glaubst du?« sagte Barbro trocken, sie spürte eine plötz
liche Ermattung.
»Das ist ungerecht«, brummte sie vor sich hin, »ungerecht,
ungerecht, ungerecht.«
»Was ist denn ungerecht?« wunderte sich Katarina. Barbro
drehte das Gesicht zur Wand.
»Alles«, murmelte sie mürrisch. Sie überlegte, ob sie das Kis
sen auf die Ohren legen sollte, aber da hörte sie ihn von neuem
stöhnen. Heftig faßte sie mit der Hand nach ihrem leeren Schoß
und ließ einen Finger hineinfahren. Er wurde naß. Warum konn
te ein Mädchen nicht mit sich selbst schlafen?
Ullabritt stand auf und setzte sich neben Katarina.
»Darf ich zu dir reinkriechen?« flüsterte sie. Das kurze Haar
lockte sich um ihr rundes Gesicht. Katarina rückte zur Seite.
»Kriech nur herein«, sagte sie tröstend. »Heute nacht kommt
es ja doch zu keinem Schlaf.«
Ein mehrfaches Bumsen war aus dem Mannschaftsraum zu
hören, gefolgt von Schreien und Lachen. Die Aurora schlingerte
ein bißchen.
»Wer liegt jetzt oben drauf?« hörten sie ihn fragen, froh und
triumphierend.
»Jetzt kriegt ihr alles wieder.«
Der Mannschaftsraum wurde von Seufzern erfüllt. Ullabritt
warf sich unruhig hin und her.
»Wie können sie davon etwas haben?« fragte sie. »Verstehst du
das?« Katarina strich ihr ohne zu antworten über das Haar. Ir
gendwie war es schön, die Freundin so nahe bei sich zu haben,
schön und trostreich. Sie beide würden immer wissen, was sie
aneinander hatten.
Lena ließ plötzlich eine wild klagende Stimme ertönen, in der
die übrigen Seufzer untergingen. Gudrun verbarg das Gesicht in
den Händen.
»Blöder Kalle«, brummte sie. »Mich hat er nie so zum Schrei
en gebracht.«
»Saug jetzt an meiner Brust«, hörte man Margareta betteln.
»Lieber du… saug auch an meiner Brust.«
»Ruhe«, sagte er. »Ich habe nur einen Mund. Dreh dich um,
Gunilla. Oh… was für einen Hintern du hast, mein Mädchen…
was für einen Hintern.«
Barbro legte endlich das Kissen auf die Ohren. So ein Hin
tern, was? Gunillas? Wenn jemand einen süßen Hintern hatte,
dann war sie selbst das! Sie befühlte ihn mit der Hand. Wie fest,
wie rund. Seufzend glitt sie mit dem Finger nach dem Schoß, um
sich endlich zufriedenzustellen und zur Ruhe zu kommen.
Die Sonne begann schon die Baumwipfel zu färben, als Gud
run aus Lenas wildem Lärm heraushörte, für wen er das Beste bis
zuletzt gespart hatte. Sie stand an einer der Ventilklappen der
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