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Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten

Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten

Titel: Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
Autoren: Anthologie
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Solidarität. Von dieser Ware brauchte man jetzt viel. Katari
na sah zu Boden. Es war komisch, auf seinem eigenen Boot zu
sitzen und nichts zu tun – verdammt komisch.
»Katarina.« Rolfs Stimme klang bittend. »Sei nicht betrübt. Ich
habe ja nur Angst um das Boot deines Vaters.«
Der Sitzbrunnen erschien plötzlich quälend eng.
»Mach dir keine Gedanken um mich«, antwortete sie. Die
Zunge war schwer. »Ich sitze nur hier und ruhe mich aus.«
Er sah mit Wohlbehagen um sich. Welcher Tag zum Segeln.
Das Boot, der Wind, die Mädchen, grüne, lockende Strände, ein
Himmel ohne Wolken. Aber bald nagte das Gewissen wieder an
ihm.
»Hast du irgendwelche Befehle?« fragte er. »Schließlich bist du
doch der Kapitän auf diesem Kahn.«
Sogar diese Aufforderung verwandelte sich in eine Demüti
gung. Sie starrte auf den Boden. »Keine besonderen«, erwiderte
sie.
Gudrun, die auf Deck lag und sich sonnte, hob den Kopf.
»Und das Essen?« fragte sie. »Wir müssen uns wohl verprovi
antieren.«
Rolf fühlte sich plötzlich irritiert. Was war das für eine Art
und Weise von Katarina zu schmollen. Sie tat, als wollte er ihr die
Befehlsgewalt über das Boot rauben. Er beherrschte sich mit
einer gewissen Anstrengung.
»Was hältst du von Almö?« fragte er und zeigte auf die Karte.
»Da gibt es einen Kaufmannsladen. In dieser kleinen Lagune
könnten wir gut über Nacht liegen.«
Es war das dritte Mal, daß er sie freundlich ansprach. Sicher
auch das letzte Mal. Ihre ganze Vernunft sagte ihr das. Sie war
ein Idiot, wenn sie nicht mit ihm Frieden schloß. Gut, dann war
sie eben ein Idiot.
»Mir ist das gleich«, sagte sie. »Nimm, welche Insel du willst.«
Es wurde totenstill um sie. Sie spürte die Blicke der Mädchen
auf sich. Sie vermied es, ihn und sie anzusehen. Außerdem konn
te sie sich gut vorstellen, wie er aussah, mit eingezogenem Ge
nick, stinkwütend. Der Wind frischte auf, aber die Luft erschien
dumpf – dumpf wie vor einem nahenden Gewitter. Sie starrte auf
seine Hände, die elektrisch bis in die Fingerspitzen wirkten.
Er kochte vor Erbitterung. Sie hatte das ganze Vergnügen des
Segelns zerstört. Er preßte die Lippen zusammen. Wenn sie es so
haben wolle, bitte sehr. Er machte niemandem den Hof.
Als sie auf der Höhe des Längdragssundes lagen, war das
Schweigen so unausstehlich, daß Margareta hätte schreien mö
gen. Warum sagte er nichts, warum zankte er nicht, warum wüte
te er nicht? Sie sah auf die Uhr. Sie waren fast zwei Stunden
gesegelt, und das einzige Wort, das er gesprochen hatte, galt
Barbro und der verfluchten Untiefe. Wenn das so weiterging,
sprang sie ins Wasser. Das konnte ja kein Mensch aushalten.
»Backbord liegen zwei Steine im Wasser«, sagte er zu Barbro.
»Achte auf sie.« Er blickte in die schmale Einfahrt. Dann sah er
wieder auf die Karte. Als er wieder hochsah, merkte er, daß sie
nach Backbord trieben. Dämlicher Wind, er hatte sich gedreht.
Damit hätte er rechnen müssen. Na, er kam wohl trotzdem klar
von den Steinen.
Im letzten Moment bemerkte er die Brandung. Er warf das
Ruder herum und ging über Stag. Es war höchste Eisenbahn. Er
hörte den dumpfen, hohlen Ton, als der Kiel an den Steinen
schabte. Ehe er denken konnte, mußte er wieder über Stag gehen.
Er spürte plötzlich kalten Schweiß auf der Stirn. Er war auf
Grund gekommen und hatte zwei unnötige Schläge mitten in
einer engen Einfahrt gemacht. Elegantes Manöver, was? Ver
dammt elegantes Manöver!
Und Barbro? Seine Wut wandte sich gegen sie. Sie, die helfen
sollte, auf die Steine zu achten.
»Was bist du für ein Ausguck«, rief er voll Verbitterung.
»Willst du uns ins Unglück reiten, wie?«
Sie versuchte den Spiegel zu verstecken, war aber nicht flink
genug. Er übergab Katarina das Ruder. Mit einem Brüllen über
querte er in drei Sprüngen das Deck und schüttelte sie, als wäre
sie ein Lappen. Der Spiegel fiel aufs Deck und zersprang. Sieben
Jahre Pech, gelang es ihr zu denken. Sieben Jahre Pech.
»Entschuldige«, sagte sie hastig. »Lieber… entschuldige.«
Die Erbitterung über das plumpe Manöver sprengte ihn fast
in Stücke. Er schnappte nach Luft. Dieser ganze verfluchte
Tag…
»Entschuldige«, schrie er. »Ist das alles, was du zu sagen hast?«
Barbro wurde böse.
»Reicht das nicht?« fragte sie trotzig. »Soll ich auch noch auf
die Knie fallen?«
Vor seinen Augen wurde es rot.
»Nimm dich in acht«, sagte er. Der Griff um ihre Schultern
wurde härter. »Du
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