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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf!
Autoren: Debbie Macomber
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blickte zu der Reihe der ersten Soprane – auch die andere Frau war weg. Wo die dritte gestanden hatte, wusste er noch nicht einmal. Keine Ahnung, wie sich die drei hatten in Luft auflösen können, aber das interessierte ihn auch gar nicht. Hauptsache, sie waren fort. Er konnte die Erleichterung schon fast körperlich spüren.
    Sandy fing augenblicklich an, ihm Vorwürfe zu machen, sobald sie im Auto saßen. “Eine Schande, wie du dich heute Abend benommen hast”, sagte sie verärgert. “Was ist bloß los mit dir?”
    “Nichts.” Der Motor sprang an, und Phil lenkte den Wagen aus der Parklücke und auf die Straße. Am liebsten wollte er den ganzen Zwischenfall vergessen.
    “Andrew zu sagen, er solle den Mund halten – das war wirklich der Gipfel der Unhöflichkeit!”
    “Ich habe nicht Andrew gemeint.”
    “Wen denn sonst?”
    Entnervt atmete Phil aus. “Die Blonde.”
    Für einen langen Augenblick schwieg Sandy – leider nicht so lange, wie Phil es sich gewünscht hatte. “Welche Blonde?”
    “Die vor mir stand. Eigentlich waren es sogar zwei blonde Frauen, nein, drei – aber die dritte habe ich nicht gesehen; nur gehört.”
    Wieder wurde es still. “Phil, vor dir stand keine blonde Frau”, sagte Sandy endlich. “Im ganzen ersten Sopran gibt es keine.”
    “Doch.” Er wusste wirklich nicht, wie Sandy so blind sein konnte. Glaubte sie allen Ernstes, er dachte sich so etwas aus? “Greg hat sie hergeschickt.”
    “Greg? Dein Bruder?”
    “Wer sonst würde so etwas Mieses tun, bitte schön?”
    Schon wieder Schweigen. Offenbar glaubte Sandy ihm nicht, und das ließ Phil nur noch gereizter werden. Natürlich steckte Greg hinter der ganzen Sache. Er hatte diese Blondinen dazu angestiftet, ihn vor dem gesamten Chor lächerlich zu machen und dann zu verschwinden. Das sah Greg wieder einmal ähnlich. Aber diesmal würde Phil seine Niedertracht nicht so einfach hinnehmen. Oh nein. Wenn Greg Ärger wollte – er war bereit!
    “Was hat Greg mit alldem zu tun?”, fragte Sandy.
    “Er hat die drei bezahlt, um mich auszuspionieren.”
    “Ach, Phil. Das ist doch Wahnsinn.”
    “Wenn sie keine Spione waren, woher wussten sie dann alle diese Dinge? Nur jemand, der mich beobachtet hat, kann wissen, dass ich Gregs Kreditantrag auf dem Schreibtisch liegen habe. Außerdem schienen die drei genau darüber informiert zu sein, wie sehr ich mich darauf freue, den Antrag abzulehnen.” Sobald die Worte draußen waren, bereute er sie. Aber es war zu spät – er hatte sie ausgesprochen.
    “Du lehnst Gregs Antrag ab?” Der vorwurfsvolle Klang in ihrer Stimme traf ihn an einer empfindlichen Stelle.
    “Das Risiko ist zu hoch. Er hat keine Sicherheiten.”
    “Phil, er ist dein Bruder!”
    “Mein selbstsüchtiger, arroganter Bruder.” Anscheinend musste er seine Frau daran erst erinnern. “Mom hat ihn immer in Schutz genommen, selbst kurz vor ihrem Tod. Jetzt fang du nicht auch noch an.”
    “Du bist eifersüchtig, stimmt’s? Deine Eltern sind schon lange tot, und du glaubst immer noch, dass sie deinen Bruder lieber mochten als dich.”
    “Das stimmt ja auch.” Dieses Wissen trug er nun schon sein ganzes Leben mit sich herum.
    “Greg ist zu dir gekommen, weil er Hilfe braucht. Es kann ihm nicht leichtgefallen sein.”
    “Und es wird keineswegs leichter werden”, gab Phil verärgert zurück.
    “Du klingst, als … als würde dich das freuen.”
    Phil drückte das Gaspedal durch und nahm die Auffahrt zur Autobahn mit Höchstgeschwindigkeit.
    Erst als sie sich in den Verkehr eingefädelt hatten, fuhr Sandy fort: “Greg ist dein Bruder. Und es steht in deiner Macht, ihm zu helfen.”
    Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass sich seine Finger verkrampften. “Du klingst schon genau wie diese Blondinen mit ihren Soli, die mich unbedingt vor allen anderen blamieren mussten.”
    “Die Frauen haben gesungen?” Jetzt klang Sandy besorgt.
    “Willst du mir damit sagen, dass du sie noch nicht einmal
gehört
hast?”
    “Nein”, antwortete Sandy. “Hätte ich das tun sollen?”
    “Ja … nein.” Vielleicht war alles gar nicht so schlimm, wie er zunächst angenommen hatte. “Du sagst das nicht nur so, oder?”
    “Was?”
    “Dass du sie nicht gehört hast.”
    “Nein, es stimmt”, versicherte Sandy ihm. “Aber ich möchte trotzdem wissen, was sie gesagt haben.”
    Er seufzte. “Dass ich mir nur einrede, ich wäre der tugendhafte Bruder. Dass ich mich hinter einer Fassade der Wohlanständigkeit verstecke,
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