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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf!
Autoren: Debbie Macomber
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dieser auf. “Einkaufen? Nur über meine Leiche.”
    Der jüngere Mann lächelte wissend. “Ach, zu
der
Sorte gehören Sie also.”
    “Sie meinen, zu denen, die ihren gesunden Menschenverstand noch nicht vollständig ausgeschaltet haben? Sagen Sie, wie kommt es eigentlich, dass Weihnachten vernünftige Leute plötzlich in sentimentale Schwachköpfe verwandelt?”
    Greg schüttelte den Kopf. Voriges Jahr, Tess und er waren kaum anderthalb Jahre verheiratet, hatte sie unmissverständlich durchblicken lassen, dass sie zu Weihnachten Diamanten erwartete. Und zwar viele. Sie wollte damit vor ihren Freundinnen prahlen. Das hatte er davon, dass er sich auf eine neunzehn Jahre jüngere Frau eingelassen hatte. Tess war hübsch, blond und besaß eine Figur, die bewundernde Blicke auf sich zog, wo sie auch ging oder stand.
    Beim nächsten Mal würde er eine solche Frau einfach in sein Bett holen und wieder hinauswerfen, sobald sie ihn langweilte. Nie wieder heiraten – er brauchte wirklich keine weiteren juristischen Verwicklungen.
    In diesem Augenblick betrat eine blonde Schönheit die Bar, und Greg fuhr zusammen. Einen Herzschlag lang glaubte er, Tess vor sich zu sehen, doch glücklicherweise hatte er sich getäuscht. Anerkennend ließ er den Blick über sie schweifen: blond, schön und vermutlich eine Zicke. Nicht, dass Letzteres ihn besonders gestört hätte – im Gegenteil, im Moment konnte er etwas Ablenkung gut gebrauchen. Demnächst würde er seinen einundsechzigsten Geburtstag feiern, aber er wirkte schlank und fit. Sein Haar war immer noch dicht, wenn auch inzwischen grau, was ihm eine gewisse weltmännische Eleganz verlieh. Greg wusste, dass er ohne Mühe als Fünfzigjähriger durchgehen konnte. Sein gutes Aussehen hatte ihn weit gebracht, und er tat alles, um es sich zu erhalten.
    “Herzlich willkommen”, begrüßte er den Neuankömmling, während er seinen Barhocker drehte, um sich der Frau voll zuzuwenden.
    “Hallo.”
    An ihrem Lächeln konnte Greg ablesen, dass sie gegen Gesellschaft nichts einzuwenden hatte. Umso besser. Vielleicht bot sie ihm die Ablenkung, die er brauchte. Wenn alles gut ging, blieb er vielleicht sogar über Nacht in der Stadt. Angesichts der Misserfolge dieses Vormittags hatte er sich etwas Trost redlich verdient. Nicht, dass er auf der Suche nach etwas Ernstem wäre – er suchte lediglich einen Flirt, der ihn auf andere Gedanken brachte. Eine kleine Affäre.
    “Erwarten Sie jemanden?”, fragte Greg.
    “Nein, eigentlich nicht.” Ihre Stimme klang tief und sinnlich.
    Greg zeigte auf die Pakete und Tüten. “Sie waren wohl einkaufen.”
    Sie nickte. Als der Barkeeper auf sie zukam, wies Greg ihn an: “Das geht auf meine Rechnung.”
    “Danke.” Wieder diese sinnliche Stimme. Noch mehr beeindruckte Greg allerdings, dass sie ein Glas Bennett-Wein bestellte. Pinot Noir.
    Er glitt vom Barhocker und trat an ihren Tisch. “Ich bin Greg.”
    “Cherry Adams.”
    Der Name gefiel ihm. Er passte zu ihr. “Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?”
    “Nein. Bitte sehr.”
    Sofort sah der Tag ein wenig freundlicher aus. Greg zog einen Stuhl heran und ließ sich nieder. Während sie ein paar Minuten lang über dieses und jenes plauderten, umging Greg geschickt die Notwendigkeit, seinen Nachnamen zu nennen. Sie sollte keinesfalls zwei und zwei zusammenzählen und ihn mit den Schwierigkeiten bei Bennett Wines in Verbindung bringen.
    Doch auch so stellte sich schnell heraus, dass Cherry Adams eine Menge über Wein wusste. Greg fühlte sich geschmeichelt, dass sie seinen 1996er Pinot Noir lobte. Im Gegensatz zu dieser Fremden hatte Tess keinen blassen Schimmer von dem Thema gehabt, obwohl sie mit dem Besitzer eines Weinguts verheiratet war. Schon am Unterschied zwischen einem Chablis und einem Chardonnay scheiterte sie. Er konnte ihr auch nie begreiflich machen, weshalb er seinen Sekt nicht Champagner nennen durfte. Dabei hatte er ihr ein übers andere Mal erklärt, dass diese Bezeichnung den Schaumweinen aus der französischen Region Champagne vorbehalten blieb.
    Nachdem er Cherry ein weiteres Glas Wein bestellt und sich selbst einen zweiten Martini genehmigt hatte, schlug Greg ihr vor, gemeinsam etwas zu essen.
    Cherry zögerte und senkte den Blick auf ihre Hände. “Es tut mir leid, aber ich habe einen Maniküretermin.”
    “Dann versuchen Sie doch, ihn zu verschieben.” Sein Tonfall ließ durchblicken, dass es bessere Arten gab, den Nachmittag zu verbringen. Doch das
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