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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf!
Autoren: Debbie Macomber
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jetzt hergekommen? Lächerlich.
Trotzdem setzte er einen Fuß über die Schwelle.
    Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen an das Dämmerdunkel im Kircheninneren gewöhnt hatten. Der Raum kam ihm riesig vor. Zwei Reihen von Kirchenbänken liefen auf den großen Altar zu. Auch hier war bereits alles festlich geschmückt. Töpfe mit weißen und roten Weihnachtssternen ersetzten den üblichen Blumenschmuck, und hinter dem Altar stand eine Reihe von lichterbesteckten Weihnachtsbäumen. Von der Decke hing ein großes Kreuz herab.
    Seitlich entdeckte Greg die Orgel, neben der ein Bereich für den Kirchenchor abgetrennt war. Ihm fiel auf, dass er gar nicht geschaut hatte, welcher Konfession diese Kirche angehörte. Aber eigentlich interessierte es ihn auch nicht.
    Obwohl seine Mutter so eifrig in die Kirche gegangen war, hatte Greg die Gottesdienstbesuche immer gehasst. Sie kamen ihm bedeutungslos vor. Ganz im Gegensatz zu Phil: Sein Bruder hatte die Gebete und Predigten förmlich aufgesogen.
    “Okay”, sagte Greg laut. Er gehörte nicht zu denen, die in der Kirche ehrfurchtsvoll flüsterten. “Die Tür stand offen und ich bin reingekommen. Willst du mir sagen, dass mein Leben ein Scherbenhaufen ist? Ja, gut – ich habe versagt. Natürlich hätte ich alles besser machen können. Wolltest du das etwa hören? Bitte schön, ich habe es ausgesprochen. Bist du jetzt glücklich?”
    Seine Worte hallten in dem großen Raum nach, sodass Greg unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
    In diesem Augenblick überwältigte ihn das Bewusstsein, gescheitert zu sein. Alle seine Fehler, seine Unzulänglichkeiten, sein gesamtes Versagen stürmten auf ihn ein wie eine Lawine, die ihn umzuwerfen drohte. Haltlos schien er durch die Vergangenheit zu fallen, und er sank in eine Kirchenbank, weil er die Bürde der Jahre nicht mehr tragen konnte. Verzweifelt barg er das Gesicht in den Händen.
    “Kannst du mir verzeihen, Mama?”, flüsterte er mit erstickter Stimme. “Wie kann ich wiedergutmachen, was ich getan habe – dass ich nicht für dich da war, als du mich gebraucht hast …”
    Er hatte es alles verdient. All das Unglück, alles Schlimme, das ihm widerfahren war – er hatte es verdient. Wenn er kein Darlehen bekam, wenn er das Weingut verlor, dann geschah es ihm nur recht.
    Greg selbst hätte seine Worte niemals als Gebet erkannt. Aber sie stiegen auf, vorbei am Altar, vorbei an dem Kruzifix, in Richtung Kirchturm. Nachdem sie an den Glocken vorbeigeflogen waren, verschwanden sie im Himmel, wanden sich durch die Wolken und landeten schließlich mit einem lauten “Rumms!” auf dem überfüllten Schreibtisch des Erzengels Gabriel.
    “Schau an, schau an”, bemerkte der Erzengel ein bisschen überrascht, aber durchaus erfreut. “Was haben wir denn hier?”

2. KAPITEL
    D er Erzengel Gabriel zog die weißen Augenbrauen in die Höhe, während er Greg Bennetts Akte durchblätterte. Es handelte sich um eine ziemlich dicke Akte. “Na, das wurde aber auch Zeit”, murmelte er. Pflichtbewusst notierte er das Anliegen.
    “Da gebe ich dir ganz recht”, antwortete leise eine weibliche Stimme.
    Gabriel musste nicht aufblicken, um festzustellen, wer an seine Seite getreten war. Dazu war ihm diese Engelsstimme nur allzu vertraut. Sie gehörte Shirley, die ihn offenbar mal wieder besuchte. Und wo Shirley auftauchte, da waren Goodness und Mercy mit Sicherheit nicht weit. Du lieber Himmel – seine drei größten Unruhestifterinnen! Er brauchte gar nicht erst zu fragen, was sie von ihm wollten. Seit Jahren lagen ihm die drei nun schon in den Ohren, dass sie zur Erde zurückkehren wollten.
    “Hallo, Shirley”, erwiderte Gabriel ohne große Begeisterung. Eigentlich mochte er Shirley, Goodness und Mercy sehr gerne, aber er tat alles, um diese Zuneigung zu verbergen. Die Flure des Paradieses summten nur so von Gerüchten über die Erden-Eskapaden des Trios, und bei mehr als einer Gelegenheit hatten ihre Abenteuer hier oben für Aufruhr gesorgt.
    “Wir finden, dass du ziemlich fix und fertig aussiehst”, bemerkte Goodness, die neben ihrer Freundin aufgetaucht war. Sie stützte die Ellenbogen auf Gabriels Schreibtisch, legte das Gesicht auf die Hände und betrachtete den Erzengel eingehend.
    “Vollkommen überarbeitet”, ergänzte Mercy, die das Trio komplettierte.
    “Und wir sind gekommen, um dir zu helfen.” Shirley umrundete den Schreibtisch und sah Gabriel mitleidig an.
    “Wir spüren deinen Schmerz”, versicherte Goodness
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