Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf!
Autoren: Debbie Macomber
Vom Netzwerk:
ihm.
    Wenn sie nicht so aufrichtig geklungen hätte, wäre Gabriel in Lachen ausgebrochen. Am liebsten hätte er ihr gesagt, sie solle mit dem Psychogeschwätz aufhören, aber er wusste genau, dass es ohnehin nichts nützen würde. Deshalb seufzte er lediglich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    “Also – was können wir tun, um dir zu helfen?” In Mercys Stimme lag eine heitere Gelassenheit, hinter der kaum jemand Hintergedanken vermuten würde.
    “Mir helfen?”, fragte Gabriel zurück. “Am meisten helft ihr mir, wenn ihr auch dieses Jahr wieder an der Menge der himmlischen Heerscharen teilnehmt.”
    “Aber das haben wir jetzt schon drei Jahre lang getan”, beschwerte sich Goodness. Sie zog eine Schnute und verschränkte die Arme. “Es macht einfach keinen Spaß, eine unter Tausenden zu sein.”
    “Wir möchten zurück zur Erde”, erklärte Shirley. Unter den dreien war sie diejenige, die am deutlichsten ihre Meinung kundtat. Gabriel wusste, dass sie ihm immer die Wahrheit sagen würde. Außerdem setzte sie alles daran, die anderen beiden zur Ordnung anzuhalten. Aber wenn ihre Ermahnungen nichts nützten, erlag sie üblicherweise früher oder später selbst der Versuchung.
    “Ich finde Menschen einfach faszinierend.” Goodness hatte die Hände gefaltet und starrte sehnsüchtig zur Erde hinab.
    “Ich auch”, stimmte Mercy ihr zu. “Wo sonst im gesamten Universum würde man allen Ernstes glauben, dass Gott tot ist und Elvis lebt?”
    Gabriel musste ein Lächeln unterdrücken. “Trotz aller guten Vorsätze ist es euch dreien noch nie gelungen, euch da unten zurückzuhalten.”
    “Das stimmt.” Shirley nickte. “Aber vergiss nicht, wir sind schließlich Engel und keine Heiligen.”
    “Ein Grund mehr, euch hier im Himmel zu behalten, wo ihr hingehört”, erklärte Gabriel.
    Der lautstarke Protest ließ nicht lange auf sich warten.
    “Aber du brauchst uns dieses Jahr!”
    “Und zwar dringender denn je, Gabriel. Du hast einfach mehr zu tun, als du alleine schaffen kannst.”
    “Du bist überarbeitet!”
    Und das stimmte. Weihnachten war üblicherweise die arbeitsreichste Zeit im Jahr, und auf Gabriels Schreibtisch türmten sich die Anliegen und Gebete. Es ließ sich nicht leugnen: Menschen waren und blieben mit Abstand die schwierigsten Wesen in Gottes Reich – starrköpfig, anspruchsvoll und widerborstig. Wie viele von ihnen schickten ihre Gebete gen Himmel, ohne auch nur einmal darüber nachzudenken, dass sie selbst ein Teil ihres eigenen Problems waren! Nichts war schwieriger, als sie zu der Einsicht zu bringen, dass sie gewisse Lektionen verinnerlichen mussten, bevor man ihren Bitten stattgeben konnte. Gabriels Aufgabe bestand darin, sie mithilfe seiner anderen Himmelsgesandten auf den richtigen Weg zu bringen.
    “Hast du irgendwelche Bitten von Kindern?”, erkundigte sich Shirley. Sie hatte früher als Schutzengel gearbeitet und kümmerte sich immer noch am liebsten um die Jüngsten.
    “Gibt es jemanden, der ein bisschen Barmherzigkeit braucht?” Mercy war, wie ihr Name sagte, der Engel der Barmherzigkeit.
    “Oder gute, gottesfürchtige Seelen, die sich nach ein bisschen himmlischer Führung sehnen?” Goodness, die nach der Güte benannt war, mischte sich nun ebenfalls ein.
    “Da.” Abrupt schob Gabriel ihnen das Anliegen von Greg Bennett hinüber.
    Schon im nächsten Augenblick fragte er sich, was in ihn gefahren war, diesem Trio nachzugeben. Vielleicht Frust. Möglicherweise war der Impuls aber auch aus etwas viel Mächtigerem entstanden. War Gottes Hand im Spiel? “Also gut. Diese Aufgabe dürfte euch alle drei fordern. Lest das Bittgesuch durch, macht eure Hausaufgaben, und dann sprechen wir darüber. Kann durchaus sein, dass ihr zu dem Ergebnis kommt, vielleicht doch lieber bei den himmlischen Heerscharen mitwirken zu wollen.”
    Er lächelte etwas verhalten, als die drei aufgeregt davonflatterten, um alles über diesen traurigen Menschen und sein erbärmliches Leben herauszufinden.
    Im Grunde rechnete Gabriel damit, dass sie in Kürze zurückkehrten. Dann würden sie ihm vermutlich sagen, dass sie doch im Himmelschor singen wollten. Und er könnte es ihnen nicht einmal verdenken. Greg Bennetts Fall sah verzwickt aus. Vermutlich würde er sogar die erfahrensten Himmelsgesandten vor echte Herausforderungen stellen – von diesen drei einmal ganz zu schweigen. Sobald Shirley, Goodness und Mercy einen Blick in die Hintergründe warfen, würden sie das einsehen.
    Das Trio
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher