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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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daraus ihr neues Leben getrunken hatten, nach dem Ende ihres armseligen menschlichen Daseins.
    Einem jeden von ihnen hielt er den Gral hin.
    »Der Lilienkelch ist das Unheiligtum unseres Volkes«, sagte er feierlich. »Doch er ist nicht allein dafür geschaffen, unsterbliches Leben zu spenden. Nein, wer bestimmt ist, ihn zu hüten, der vermag anderes mit ihm zu vollbringen. Dinge, die weit über die Möglichkeiten, die euch bekannt sind, hinausreichen. Und so soll es hier geschehen.«
    Er kniete nieder und stellte den Kelch auf den Boden. Mit seinem eigenen Blut zeichnete er sinnverwirrende Symbole um den Gral, deren bloßer Anblick einen Hauch der Macht vermittelte, die sich in ihnen verbarg.
    Dann hieß er die anderen, sich niederzusetzen, während er selbst sich neben den Kelch kniete.
    Für andere mochte es aussehen, als würde er nur seinen Blick in die Öffnung des Gefäßes richten. Doch wer fähig war zu spüren, der wußte, daß er mehr tat, viel mehr.
    Er ließ jene Kraft wirken und fließen, die nur seinem Stand zueigen war. Denn die Hüter unterschieden sich in einem wichtigen Punkt von denen, die der Kelch erst zu Blutsaugern gemacht hatten. Sie waren nicht aus Menschenkindern hervorgegangen, sondern als Vampire geboren worden, einst, in der Genesis des Planeten Erde ...
    Ewigkeiten vergingen, die Zeit nicht messen konnte. Draußen mochte eine Generation geboren werden und sterben. An diesem Ort war dies nicht von Bedeutung.
    Die Wirklichkeit ergriff erst wieder Besitz von ihm, als etwas am Grund des Kelches geschah - oder weit jenseits davon.
    Und er spürte, daß es nicht richtig war, in dem Moment, da es begann!
    Nicht einmal er wußte, weshalb es mißglückt war - das Experiment, der Versuch, die Macht des Kelches für neue, nie erprobte Zwecke zu nutzen.
    Doch so endlos die Vorbereitung gewährt hatte, so zeitlos rasch geschah alles weitere. Zu schnell, um noch warnen zu können. Doch selbst dann wäre nichts mehr aufzuhalten oder auch nur abzuwen-den gewesen.
    O ja, etwas entstieg dem Kelch. Wie geplant.
    Doch alles andere sprach diesem Plan hohn.
    Schwärze quoll aus dem Gral. Gestaltlos und allumfassend. Von einer Kälte, die selbst schwarzes Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Er, dessen Genie den Plan ersonnen hatte, wich zurück - und wurde dann unter dem Ansturm materieller Finsternis fortgestoßen. Hart schlug er gegen den Fels und mußte tatenlos mitansehen, was in rasender Geschwindigkeit dort drüben geschah.
    Die Schwärze senkte sich wolkengleich über jene, deren Kraft er für das Experiment genutzt hatte, und verschlang sie. Nichts als Knochen blieben zurück.
    »Ich habe versagt«, wimmerte er, sich allein des Klanges seiner Stimme schämend.
    Er verurteilte sich selbst zur Strafe, die er allein verdient hatte. Mit ausgebreiteten Armen schritt er der wogenden, quellenden Schwärze entgegen.
    »So nimm auch mich!« rief er bebend.
    Der Moloch verharrte.
    »Vernichte mich!« schrie er, verzweifelt. »Ich flehe dich an, NEXIUS!«
    Und die Schwärze kam. Hüllte ihn ein für eine Ewigkeit. Um ihn dann wieder zu entlassen.
    Körperlich unversehrt.
    Aber nur körperlich ...
    Er wußte nicht mehr, wer, noch was er einst gewesen war. Sein Wissen war zersplittert, verteilt auf die Scherben seines zertrümmerten Geistes.
    Nur eines wußte er: Daß es Millenien dauern mußte, um diese Scherben zusammenzufügen.
    Und daß es ihm doch nie gelingen würde.
    *
    Der Irrsinn des anderen, die Vision, derer sie teilhaftig wurde, zerrte an Liliths Geist, trachtete danach, ihn zu sich herabzuziehen die Einsamkeit und alle anderen Schrecken mit ihm zu teilen, auf ewig .
    Doch dann, als hätte er sich seinen Weg durch die Trümmer des fremden Geistes erst mühsam suchen müssen, wirkte Liliths Keim. Er brach den Willen des Vampirs, machte ihn dem ihren gefügig.
    Nachdem der letzte Tropfen seines Blutes in ihr Gedärm geflossen war, ließ sie von ihm ab.
    Seine Gestalt war nicht länger stattlich. Nackt hing er in ihrem Griff, eine Gestalt, wie nur jahrtausendewährender Wahnsinn sie schaffen konnte.
    Als sie ihm das Gesicht nach hinten drehte, glaubte sie einen winzigen Moment lang etwas in seinen leeren Augen blitzen zu sehen, das eine Abart von Dankbarkeit sein mochte.
    Aber vielleicht hatte sie sich auch geirrt . Es war auch nicht wichtig in diesen Augenblicken.
    Etwas anderes zählte mehr.
    Hidden Moon.
    Hinter dessen Wahnsinn, den er sich mit dem Blut des Vampirs einverleibt hatte, erkannte sie
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