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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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    »Komm zu mir«, bat der andere mit einladender Geste.
    Hidden Moon erhob sich von dem Bett und ging zwischen den Kerzen hindurch zu der Gestalt hin.
    »Folge mir«, sagte der Vampir und ging voran.
    Der Arapaho tat, wie ihm geheißen, folgte dem anderen durch Korridore und Säle, deren Glanz und Prunk den des Raumes, in dem er erwacht war, noch übertraf. In einem Saal von fast domähnlichen Ausmaßen blieben sie schließlich stehen. Der andere bedeutete Hidden Moon, Platz zu nehmen. Er selbst setzte sich ihm in der Diwan-Landschaft gegenüber.
    »Nun«, sagte der Herr des Hauses, »erzähle mir, wer du bist.«
    Hidden Moon tat es. Er erzählte die Geschichte seines Stammes, ihres Lebens und wie sie ihr Wesen geändert hatten in der Zeit nach der Kelchtaufe. Doch in seinen Worten schwang kein Stolz mit über ihre Besonderheit mit, darüber, daß sie dem dunklen Keim in sich widerstanden und ihn bezwungen hatten. Er hatte nur noch Verachtung übrig für sich und seinesgleichen. Und als er schließlich auf jene zu sprechen kam, die sich Lilith Eden nannte, war nur noch Haß in seiner Stimme.
    »So seid ihr also gekommen, mich zu töten?« fragte der Vampir belustigt.
    »Ja«, antwortete der Arapaho, »aber dieses Ansinnen liegt mir inzwischen unendlich fern.« Er knirschte vernehmlich mit den Zähnen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so fest, daß schwarzes Blut zwischen seinen Fingern hervorsickerte. »Ich habe jetzt nur eines im Sinn«, erklärte er weiter.
    »Und das wäre?«
    »Ich will Lilith Eden töten, sie bestrafen für all das, was sie unserer Rasse angetan hat.«
    Der andere klatschte lahm in die Hände.
    »Köstlich, köstlich«, kicherte er. »Ich denke, deinem Wunsch kann entsprochen werden.«
    »Ich bin bereit, alles dafür zu tun«, sagte Hidden Moon kalt.
    »Ich denke, ich sollte ein Fest geben aus diesem Anlaß«, sinnierte der Vampir. »Schon lange bot sich mir kein solch würdiger Anlaß mehr zum Feiern.« Er erhob sich. »Doch zunächst solltest du dich stärken. Gedulde dich einen Moment.«
    Er verschwand im Hintergrund des Raumes, und als er wiederkam, hielt er einen Kelch in Händen, den er dem Arapaho reichte. Der zögerte einen Moment lang, danach zu greifen. Die Form des Gefäßes erinnerte ihn an ...
    »Erstaunlich, nicht?« meinte der andere. »Ein wahrer Künstler schuf ihn nach meiner Erinnerung an den Gral unseres Volkes.«
    »Ja, in der Tat«, sagte Hidden Moon. »Die Nacht meiner Taufe liegt zwar lange zurück, aber ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Dieser Kelch ist das perfekte Ebenbild. Und ich wünschte, ich dürfte noch einmal aus dem wahren Gral trinken, um alles auszulöschen, was mein wahres dunkles Sein seither vergiftet hat.«
    »Möge dir auch dieser Trunk munden«, sagte der Vampir.
    Der Arapaho sah in den Kelch hinein. Einen Moment lang war er fast sicher, daß die Flüssigkeit darin nicht rot war, sondern .
    Doch der Eindruck verging, als hätte ihn eine unsichtbare Hand einfach fortgewischt. Er führte den Becher an die Lippen und trank.
    Als er schmeckte, daß das Blut darin in der Tat keine rote Färbung besaß, war es zu spät, um den Kelch noch abzusetzen. Der andere griff danach und schüttete ihm, was darin war, förmlich in die Kehle. Dabei sah Hidden Moon die verblassende Narbe am bleichen Handgelenk des Vampirs.
    Die Schwärze brannte sich kalt durch seinen Leib, entließ die Dinge, die sie unsichtbar in sich barg.
    Hidden Moon sah auf zu dem anderen. Entdeckte das unstete Glitzern in dessen Blick. Und spürte das gleiche Flackern in seinen eigenen Augen.
    Sogar ihr Lachen glich sich, als es durch die Leere von God's Garden hallte, begleitet von wahnsinnweckenden Echos.
    *
    Lilith würgte und spie noch immer, obwohl sie längst den letzten Tropfen des kalten Blutes erbrochen hatte.
    Erschöpft kauerte sie am Fußende des Bettes auf dem Boden, den glasigen Blick auf die nunmehr vollends entseelte Dienerkreatur gerichtet, der sie das Gesicht in einem Akt von Wut und Enttäuschung auf den Rücken gedreht hatte.
    Die Gier nach dem schwarzen Elixier mußte sie blind und taub in jeder Hinsicht gemacht haben. Sonst wäre ihr aufgefallen, daß tot und kalt gewesen war, was unter der Haut des anderen gelegen hatte. Kein noch so träger Rhythmus, in dem Blut durch das Aderwerk kroch .
    »Närrin«, flüsterte sie. »Blutgeile Idiotin ...«
    Doch alle Selbstvorwürfe halfen ihr nicht weiter.
    Und schon gar nicht vermochten sie zu bezwingen,
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