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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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schien. Nie zuvor hatte er auch nur etwas Vergleichbares gesehen. Gold, Marmor und edelste Stoffe waren um ihn her, Möbel, die von den Kundigsten dieser Kunst gefertigt worden sein mußten, bis ins kleinste Detail verziert, und alles in das Licht eines güldenen Kerzenmeeres getaucht.
    Hidden Moon stemmte sich in eine sitzende Position, spürte Seide unter seinen Händen. Erst jetzt bemerkte er, daß er inmitten eines Bettes lag, über das sich ein schwarzer Baldachin spannte und das allein schon größer war als das Tipi, das ihm jahrhundertelang ein Zuhause gewesen war.
    Verblüffung und Staunen vergingen.
    Nicht jedoch, weil er sich so rasch an den Anblick seiner Umgebung gewöhnt hätte. Sondern weil etwas sie verdrängte.
    Durst.
    Durst von jener Art, die er fürchtete - unbändig und maßlos, eine Begierde, die durch nichts mehr gezügelt, gereinigt wurde ...
    »Lilith«, entwich es wispernd seinen Lippen, ohne bewußtes Zutun.
    Geisterstimmen flüsterten ihren Namen echohaft nach. Und verstummten abrupt, als eine andere sich über sie erhob.
    »Nun, ich hoffe, es ist alles zu deiner Zufriedenheit?«
    Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen, aus der scheinbaren Endlosigkeit des Raumes.
    Hidden Moon ließ seine Blicke über die formlosen Wogen des Kerzenlichtes gleiten, versuchte zu ergründen, was dahinterlag, doch die Dunkelheit dort war von einer Art, die auch vampirische Sinne nicht zu durchdringen vermochten.
    »Wer bist du?« fragte er, sich selbst über das Zögern seiner Worte wundernd. Es war, als würde seine Stimme gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen müssen.
    »Dein Gastgeber«, kam die Antwort aus dem Dunkel, und sie klang - amüsiert?
    »Zeige dich«, verlangte Hidden Moon, sich zu einem festem Tonfall regelrecht zwingend.
    »Gemach, mein Freund«, erwiderte der Unsichtbare.
    Nein, er ist nicht unsichtbar, berichtigte sich Hidden Moon. Ich kann ihn spüren, er ist da ... mehr als nur da. Er ist - überall!
    »Gestatte mir zunächst die Frage nach deiner Person«, fuhr der andere fort. »Wer bist du, und was führt dich in mein kleines Reich?«
    »Mein Name ist Wyando. Und wer ich bin, dürfte dir nicht verborgen geblieben sein .« Der Arapaho zögerte erneut. Die Beweggründe, derentwegen er hierher gekommen war, erschienen ihm mit einemmal - falsch .
    Er hatte Lilith in diese Stadt geführt, damit sie endlich ihren Durst löschen konnte.
    Das hätte er nicht tun dürfen! Er hätte sie längst töten müssen, sich an ihrem Blut laben sollen - zum Wohle all derer, die von der Alten Rasse noch übrig waren!
    »Du bist von meiner Art«, sagte der andere, »aber du bist nicht wie ich.«
    »Doch«, flüsterte Hidden Moon, »ich bin es. Ich werde es. Ich muß, ich will .«
    Seine Stimme klang heiser, rauh vor Durst. Nicht allein seine Keh-le schien ausgedörrt; sein Innerstes drohte zu vertrocknen, wenn er nicht endlich trinken konnte.
    »Du scheinst mir verwirrt, mein Freund.«
    Hidden Moon starrte flammenden Blickes in die Dunkelheit.
    »Zeige dich mir endlich«, knurrte er.
    »Nun, wenn dir soviel daran liegt .«
    Das Licht der Kerzen gewann von einem Moment zum nächsten an Kraft, wogte hinaus über die Grenzen des Bereichs, den es bisher erfüllt hatte, und ließ endlich den sichtbar werden, der sich in Schatten gehüllt hatte. Wie von flüssigem Gold umflossen erschien dem Arapaho die Gestalt.
    Bleich und nackt war der andere, von fast kalkiger Farbe seine Haut. Sein haarloser Schädel schien ihm wie aus Gips gefertigt; scheinbar augenlose Höhlen klafften in seinem hageren Gesicht. Nur tief in diesen Löchern glomm ein düsterer Funke und vermittelte den Eindruck von Leben. Lippen und Mund des anderen waren so welk, daß er ihn kaum mehr richtig zu schließen vermochte. Weit ragten die gewaltigen Eckzähne aus seinen Kiefern .
    »Verzeih, kein schöner Anblick«, sagte er in tatsächlich entschuldigendem Tonfall. Eine Schattenwelle floß über seine Gestalt - - die zu einer anderen geworden war, in dem Moment, da die Bewegung aus Dunkelheit verebbte.
    Einzig die Färbung seiner Haut war gleich geblieben. Ansonsten jedoch erweckte er den Anschein eines Mannes im besten Alter, stattlich und von kräftiger Statur, mit dunklem, vollen Haar und in kostbarste Gewänder gekleidet.
    Der Arapaho sah stumm und starr zu ihm hin, erschauernd unter der Macht, deren Hauch ihn eben gestreift hatte - und zugleich tiefer in ihn gedrungen war. Um aufzurütteln, was längst zu erwachen begonnen hatte
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