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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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nicht. Ich will es nicht!«
    Dann stirb, du dümmstes Geschöpf, das je auf Erden wandelte, keifte die andere Stimme, lautlos, aber mit jeder Silbe wie mit einer Klinge über Liliths Nerven fahrend.
    »Ja, lieber sterbe ich«, flüsterte sie, »als daß ich Hidden Moon etwas zuleide täte.«
    Die andere Stimme verstummte. Aber sie blieb in ihr. Selbst ihr Schweigen bedeutete Lilith Schmerz.
    Sie schloß die Augen und zwang sich, ruhig zu atmen, versuchte nachzuahmen, was Menschen Meditation nannten. Der Versuch glückte leidlich. Zumindest aber gut genug, daß sie ihre wirbelnden Gedanken halbwegs in Ordnung bringen konnte.
    Die Antwort auf jene Frage, die sie über allem beschäftigte, fand Lilith jedoch nicht darin.
    »Was ist nur geschehen?«
    Sie merkte kaum, daß sie sie laut stellte. So laut eben, wie ihre trockenen Stimmbänder es noch zuließen ...
    Etwas hatte zwischen ihr und dem Arapaho bestanden, war geflossen, wie in einer Art von Austausch. Dieses Etwas mochte daran »schuld« sein, daß sie ihm sein Blut nicht nehmen konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte .
    Wollte sie es denn nicht? Hatte sie überhaupt die willentliche Möglichkeit, es nicht zu wollen?
    Nach allem, was sie über sich, über ihre Aufgabe und ihre Bestimmung wußte, mußte sie diese Frage verneinen. Sie war schlicht und ergreifend dazu gezwungen, es zu wollen.
    Und doch widerstand sie. Was nur einen Schluß zuließ: Etwas war schiefgelaufen in SEINEM Plan. Etwas Unvorhergesehenes war eingetreten. Nur - konnte es etwas geben, daß der Schöpfer übersehen würde?
    Wieder eine dieser Fragen, die Lilith nur mit Nein beantworten konnte. Und doch - Sie spürte, daß die Antwort zum Greifen nahe lag. Sie war in ihr. Schon längst. Seit sie in die Augen des sterbenden .
    Sie kam nicht dazu, den Gedanken weiterzuverfolgen, nachdem sie sein Ende fast erreicht, die Antwort beinahe schon gefunden hatte. Etwas riß sie aus ihrem Grübeln. Ein Schrei.
    Der Schrei eines Kindes - eines Neugeborenen? Ein anderer kam hinzu, lauter und anders. Der Schrei einer Frau -der Mutter? Vermutlich. Aber es klang keine Freude über das Neugeborene darin. Sondern nur panische Angst um dieses gerade entstandene Leben!
    *
    Ace Merrill hatte den Ruf ebenso vernommen wie die allermeisten Bewohner Osceolas. Wahrscheinlich sogar lauter und deutlicher als alle anderen.
    Aber er hatte sich ihm verweigert, war ihm nicht mit der hündischen Ergebenheit gefolgt, wie diese anderen Kreaturen es getan hatten.
    Kreaturen .
    Kreaturen waren die anderen schon immer für ihn gewesen - auch vorher, ehe er wirklich über sie gestellt worden war, weil er ihr Leben nicht länger teilen mußte. Armselige Geschöpfe in einer armseligen Stadt, in der es nur einen Grund zu leben gab - für ihn jedenfalls war das so gewesen, weil er als einer der wenigen begriffen hatte, was in Osceola Sache war. Und jetzt hatte er dieses hehre Ziel endlich erreicht, war ihm die Ehre schließlich zuteil geworden.
    Er, Ace Merrill, hatte an seine Seite treten dürfen. War zu seinem Diener geworden.
    Ace lachte - und sein Lachen klang so häßlich, wie sein narbiges Gesicht dabei aussah: eine wahnverzerrte Maske. Seiner wahrhaft würdig .
    Aus einer Gasse zwischen zwei schmutzigen Backsteinbauten her-aus beobachtete er die anderen, die treu und brav dem Ruf folgten. Wie Ratten, die Abfall witterten, strömten sie zu Stoker's hinüber.
    Sollten sie ruhig. Er hatte keine Lust dazu. Und der Herr war hundertprozentig vollauf damit beschäftigt, diese Horde anzuleiten, so daß er, Ace, sich anderen Dingen widmen und einen kleinen Alleingang erlauben konnte.
    Ein Schlückchen in Ehren .
    Ace Merrill grinste, ein bißchen gequält, als hätte der Gedanke genügt, den Brand in ihm stärker anzufachen. Der Durst schien sein Gedärm zu entflammen. Es wurde verdammt Zeit, etwas dagegen zu tun.
    Er wartete, bis auch der letzte der Gerufenen - und auch die beiden Fremden - im Stoker's verschwunden waren. Dann startete er die Harley, auf der er saß. Aufröhrend wie ein wütender Büffel schoß die Maschine aus der Gasse hinaus.
    Dennoch ließ Ace Merrill das Motorrad eher gemächlich durch die Stadt rollen.
    Er suchte, witterte. Es sollte ein ganz besonderes Tröpfchen sein in dieser Nacht .
    Und Ace Merrill wurde fündig.
    *
    Leichenblaß und schweißglänzend lag Kristin Tewes auf dem, was vor kurzem noch ihr Ehebett gewesen war.
    Jetzt tränkten Blut und rotschlierige Flüssigkeit Matratze und Laken. Und zwischen
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