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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon
Autoren: Vampira VA
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was nunmehr noch schlimmer in ihr brannte, nachdem es einmal angefacht und ungelöscht geblieben war.
    Ein leises Krähen drang wie von weither an ihr Ohr.
    Sie erhob sich, schwerfällig und langsam wie die Hundertjährige, die sie an Lebensjahren tatsächlich längst war.
    Die Frau saß auf dem Bett, ihr Kind unversehrt im Arm haltend. Doch ihr Blick ging in unauslotbare Fernen. Nur das Neugeborene selbst quäkte leise vor sich hin, als wäre nichts geschehen, alles seinen normalen Gang gegangen.
    Lilith seufzte schwer. Nun, wenigstens etwas konnte sie hier noch ausrichten.
    Sie faßte nach dem Kinn der Frau. Widerstandslos ließ die es geschehen, daß die Fremde ihr Gesicht anhob. Sie nahm Lilith nicht einmal wahr. Das Entsetzliche, dessen Zeugin sie geworden war, hatte jede normale Wahrnehmung ausgelöscht.
    Lilith hielt den stieren Blick der anderen mit dem ihren fest und tauchte hinein. Ein Gefühl, als würde sie durch eine frostrauhe Eisröhre gleiten .
    Als sie daraus zurückkehrte, verspürte sie zumindest einen Hauch von Wärme, den das Vergessen brachte. Mehr konnte sie nicht tun. Den Rest mußte die Zeit erledigen.
    Lilith hoffte, daß es so geschehen würde. Schon wegen des kleinen Wesens, das sich im Arm seiner Mutter räkelte - und Lilith wie zum Abschied zuzublinzeln schien, als sie sich unter der Tür des Schlafzimmers im Hinausgehen noch einmal umwandte.
    Noch einmal fing sie den Blick der Mutter fest.
    »Lilith ist ein hübscher Name«, flüsterte sie.
    »Ja, das ist er«, sagte Kristin Tewes leise, den Blick senkend und still lächelnd.
    Lilith verließ das Haus. Auf der leeren Straße davor blieb sie stehen. Ihr blieb nur eines zu tun: zu suchen. Nach der Quelle, aus der sie ihren Durst löschen konnte.
    Dann erst würde sie weiter suchen. Nach Hidden Moon.
    Vorher durfte sie sich nicht in seine Nähe wagen.
    Die nächste Sekunde jedoch brachte ihren Entschluß nicht nur ins Wanken, sondern zertrümmerte ihn regelrecht!
    »Lilith, hilf mir ...«
    Der Ruf war kaum ein solcher, und er drang nicht wirklich an ihr Ohr. Er war um sie her, als trüge der Wind ihn mit sich, und er schien von überall her zugleich zu kommen.
    Dennoch erkannte Lilith die Stimme. »Hidden Moon!«
    Dem Ruf zu folgen, bereitete ihr keine Mühe. Er leitete sie in einer Weise, als berührte sie ein unsichtbares Band, dem sie nur nachzugehen brauchte.
    Und so erreichte Lilith God's Garden.
    Ein prachtvolles und verschwenderisch illuminiertes Anwesen, in dem ein wahrhaft rauschendes Fest stattfand.
    *
    Liliths Vorsicht hielt, bis sie den Fuß der steinernen Treppe erreicht hatte, die zum Eingangsportal hochführte. Wohlwollend schienen ihr die leeren Blicke der marmornen Jünglinge links und rechts des Aufgangs. Wie durch ein Spalier schritt sie zwischen ihren Reihen hindurch.
    Die Flügel der riesigen Tür oben schwangen wie von Geisterhand bewegt vor ihr auf.
    Augenblicklich gewann die Musik, die sie bisher nur gedämpft vernommen hatte, an Lautstärke. Walzerklänge wehten durch das Haus, dessen Eingangshalle allein schon jede europäische Adelsfamilie vor Neid hätte erblassen lassen. Ein solches Anwesen in Nebraska vorzufinden .
    Lilith vergaß den Gedanken und trat ein, staunend, fast ehrfürchtig. Mit einem eher beiläufigen Befehl wies sie den Symbionten an, sie anders, angemessener zu kleiden. Das schwarze Material zerfloß zu einem enganliegenden ärmellosen Gewand, das die Spitzen ihrer Brüste hinter den Rändern hervorlugen ließ. Ein hauchfeiner Schleier umwehte ihre Hüften.
    Sehr schön, befand sie lächelnd und strich mit feuchten Fingern über ihre Brustwarzen, um sie richtig zur Blüte zu bringen.
    Langsam ging sie weiter, sich immer wieder umsehend und sich am Prunk dieses Hauses berauschend. Wer auch hier lebte, er mußte der Reichste dieser Stadt sein, der Herr Osceolas. Und daß er ausgerechnet sie zu einem solchen Fest einlud . Welch eine Ehre!
    War es das? Eine Ehre? Lilith verhielt für einen Moment. Ein Wort geisterte durch ihren Sinn.
    Hidden Moon .
    Ein Name?
    »Hidden Moon«, flüsterte sie nach.
    Stimmen mischten sich in die Musik, von der sie sich regelrecht umweht glaubte. Keine von ihnen war verständlich; Worte versanken in gedämpftem Murmeln, über das sich nur hin und wieder ein helles Lachen erhob.
    Lilith tat den nächsten Schritt.
    Wohin gehe ich überhaupt? fragte sie sich. Und vor allem - warum?
    Hidden Moon .
    Eine einzelne Stimme drang durch das Rauschen der anderen.
    »Lilith ...
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