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HHhH

HHhH

Titel: HHhH
Autoren: Binet Laurent
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mache, was ich auch sage, ich werde Jan Kubiš nicht wiederbeleben können, den tapferen, heldenhaften Jan Kubiš, den Mann, der Heydrich getötet hat. Es hat mir nicht das geringste Vergnügen bereitet, diese Szene zu erzählen, deren Bearbeitung mich mehrere arbeitsame Wochen gekostet hat – und mit welchem Ergebnis? Drei Seiten wildes Hin und Her in einer Kirche und drei Tote. Kubiš, Opálka und Bublík sind zwar als Helden gestorben, aber das macht sie nicht weniger tot. Mir bleibt nicht einmal Zeit, um sie zu trauern, da die Geschichte, dieses unaufhaltsame Verhängnis, keine Pause kennt.
    Die Deutschen durchwühlen die Trümmer, finden aber nichts. Den Leichnam des dritten Mannes legen sie auf dem Gehweg ab und rufen Čurda herbei, um ihn zu identifizieren. Der Verräter senkt den Kopf und murmelt: «Opálka.» Pannwitz freut sich: Glück gehabt. Er geht davon aus, dass es sich bei den zwei Männern im Krankenwagen um die Hauptakteure des Attentats handelt, deren Namen Čurda während seines Verhörs fallenließ: Jozef Gabčik und Jan Kubiš. Er hat keine Ahnung, dass sich Gabčik direkt unter seinen Füßen befindet.
    Gabčik muss in dem Moment, in dem die Schüsse verstummten, klar gewesen sein, dass es seinen Freund erwischt hat, denn keiner von ihnen hätte sich jemals lebend in die Hände der Gestapo begeben. Nun wartet er, ob die Deutschen in die Krypta vordringen oder aufbrechen werden, ohne sie zu entdecken. Bei ihm befinden sich Valčík und zwei weitere Kameraden, Jan Hrubý von «Bioscope» und Jaroslav Švarc von «Tin», der gerade erst von London ausgesandt wurde, um ein weiteres Attentat auszuüben – diesmal auf Emanuel Moravec, den Minister und Kollaborateur.
    Über ihren Köpfen wird immer noch fieberhaft gesucht, aber ohne Ergebnis. Die Kirche sieht aus wie nach einem Erdbeben, und die Luke, die zur Krypta hinunterführt, ist unter einem Teppich versteckt, den bisher noch niemand angehoben hat. Wenn man nicht weiß, wonach man sucht, gestaltet sich eine solche Aktion gezwungenermaßen weniger effizient, davon abgesehen liegen die Nerven der Polizisten und Soldaten blank. Im Stillen sind sich alle einig, dass es hier nichts mehr zu tun gibt, die Mission erfüllt wurde und Pannwitz Frank vorschlagen wird, das Feld zu räumen. Doch dann findet einer der Männer doch noch etwas und zeigt es seinem Vorgesetzten: ein Kleidungsstück, ich weiß nicht einmal, ob es sich um eine Jacke, einen Pullover, ein Hemd oder Socken handelt, das er in einer Ecke aufgelesen hat. Pannwitz’ Polizeiinstinkt schlägt sofort Alarm. Woran er feststellt, dass dieses Kleidungsstück keinem der drei toten Männer von der Empore gehört, weiß ich nicht, jedenfalls ordnet er an, die Suche fortzusetzen.
    Es ist bereits nach sieben Uhr, als sie die Falltür finden.
    Gabčik, Valčík und ihre beiden Kameraden sitzen wie die Ratten in der Falle. Ihr Versteck wird zum Gefängnis, und es sieht ganz danach aus, als ob es auch ihr Grab werden würde, doch bis es so weit kommt, werden sie daraus einen Bunker machen. Die Falltür hebt sich. Als die Beine eines uniformierten SS-Mannes auftauchen, geben sie zum Zeichen ihrer Entschlossenheit ein paar gezielte Schüsse darauf ab. Geschrei. Die Beine verschwinden. Ihre Lage ist aussichtslos, aber für den Augenblick zumindest stabil, stabiler, als sie es oben auf der Galerie war. Kubiš und seine zwei Kameraden konnten aus ihrer erhöhten Position Profit schlagen und ihre Angreifer von oben in Schach halten. Hier ist es umgekehrt: Die Angreifer kommen von oben, doch aufgrund der Enge des Zugangs müssen sich die SS-Männer einzeln hindurchzwängen. Damit geben sie den Verteidigern alle Zeit, sich der Lage anzupassen und jeden Eindringling abzuschießen. Vom Prinzip her ähnelt die Situation der Schlacht bei den Thermopylen, mit dem Unterschied, dass die Aufgabe, die Leonidas erfüllte, bereits von Kubiš erledigt wurde. Im Schutz der dicken Steinmauern haben Gabčik, Valčík, Hrubý, Švarc also ein wenig Zeit, zumindest, um nachzudenken. Wie sollen sie hinauskommen? Über ihren Köpfen hören sie: «Ergebt euch! Es wird euch nichts geschehen!» Die Falltür ist der einzige Zugang zur Krypta. Außerdem gibt es etwa drei Meter über dem Boden einen horizontalen Lüftungsspalt. Sie haben zwar eine Leiter, mit der sie die Öffnung erreichen können, doch sie ist zu eng, als dass sich ein Mann hindurchzwängen könnte. Davon abgesehen führt sie direkt auf die Straße Resslova, auf
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