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Heyne Galaxy 11

Heyne Galaxy 11

Titel: Heyne Galaxy 11
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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›Eroberung‹ auf ihre Fahnen geschrieben hatten und nur dem Imperium gehorchten, das sie ausrüstete und auf Reisen schickte.
    Glorring, der die bunte Schar anführte, genoß die frische Luft in vollen Zügen und blickte sich besitzergreifend um.
    Das war also seine Welt, die er mit größerer Berechtigung als sein Eigentum betrachten konnte als die anderen Planeten, die er dem Imperium lediglich wieder angegliedert hatte. Hier hatte er eine blühende Welt gefunden, die mit Kolonisten bereits reich gesegnet war und von deren Existenz die Erde keine Ahnung hatte.
    Es war bereits eine Ruhmestat für alle Beteiligten, die Herde des Imperiums um einige verirrte Schafe zu vergrößern. Als wieviel tüchtiger mochte ein Mann gelten, der eine völlig unbekannte Welt für das Imperium entdeckte!
    Vielleicht sollte er einige Bewohner dieser Kolonie zur Erde überführen – etwa zehn. Das war natürlich ein ungewöhnliches Vorgehen, aber daß er überhaupt auf diesen unbekannten Planeten gestoßen war, war bereits ungewöhnlich genug! Ja, er wollte zehn Eingeborene zur Erde mitnehmen!
    Als sie sich der Siedlung näherten, fiel Glorrings Blick auf Cahann und den Soldaten, die im Schatten des ersten Gebäudes warteten. Die beiden waren noch weit entfernt, aber der Vizemarschall konnte sich ihren Gesichtsausdruck lebhaft vorstellen – den bewundernden Neid Cahanns und den militärischen Stolz des Soldaten.
    Und konnten die Gesichter der Eingeborenen, die ebenfalls auf ihn zu warten schienen, etwas anderes zeigen als einen Ausdruck ehrfürchtigen Staunens?
    Seine goldbetreßten Beine vollführten plötzlich einen kleinen Hopser; er wechselte den Schritt.
    Hinter ihm machten seine Gefolgsleute gleichzeitig dieselbe Bewegung.
    Er achtete nicht darauf.
    Cahanns Gesicht hatte eine grünliche Färbung angenommen, allerdings nicht aus Neid. Ihm war nur ausgesprochen schlecht zumute. Er hatte einiges zu überstehen.
    Seine Erinnerung an das Ding, sie, die Geliebte – was immer es gewesen sein mochte – begann bereits zu verschwimmen, und er hatte das Gefühl, als hielte er es auf unbestimmte Weise für zweckmäßig, sich Einzelheiten nicht zu intensiv ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Eine seltsame Gewalt hatte von ihm Besitz ergriffen, hatte ihn zu Handlungen getrieben, die ihm durchaus richtig und natürlich vorgekommen waren, die seinem eigenen Entschluß und Willen zu entspringen schienen.
    Er erinnerte sich an diese Gewalt – erinnerte sich mit Schaudern –, aber der Gedanke daran hatte etwas Unwirkliches, als ob er sich an eine besonders schmerzhafte Folterung erinnerte, die er niemals am eigenen Leibe erlebt, deren ausführliche Beschreibung er aber studiert hatte. Es war eine Erinnerung aus zweiter Hand, vor deren voller Wirkung er aus irgendeinem Grund verschont geblieben war.
    Als er das Bewußtsein wiedererlangt hatte, war sein Blick auf Harvey gefallen, der sich in fast komischer Besorgnis über ihn beugte. Harveys Stimme hatte unwirklich und entfernt geklungen:
    »Cahann! Wachen Sie auf, Cahann! Es ist alles vorbei! Los, Mann, aufwachen! Das Ding will nichts mehr von Ihnen!«
    Und dieser letzte Satz hatte ihn auffahren lassen, doch ehe er schreien konnte, ehe er dem unwiderstehlichen Drang wieder erlag, hatte ihm Harveys Hand den Mund verschlossen, bis es abgeklungen war. Dann hatte ihn Harvey endlich zufrieden gelassen. »Es tut mir leid, Cahann«, hatte er gesagt, »es tut mir wirklich leid. Hoffentlich können Sie mir verzeihen.«
    »Wieso Ihnen verzeihen?« fragte Cahann und wischte sich mit zitternder Hand die Stirn. »Ich weiß ja noch nicht einmal, was Sie überhaupt mit mir angestellt haben!«
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, sagte Harvey langsam, »wie stark die Verlockung für einen völlig unvorbereiteten Menschen ist. Kein Wunder, daß ihr in den ersten Generationen so viele Menschen zum Opfer gefallen sind.«
    »Worum handelt es sich eigentlich?« fragte Cahann, der sich ein wenig besser fühlte. Doch noch immer schmerzten seine Arme und Beine, als hätte er sich absolut verausgabt. »Woran bin ich da geraten?«
    »Unsere Vorfahren gaben ihr den Namen Sirene«, sagte Harvey. »Als sie auf diesem Planeten landeten und ihre Kolonie gründeten, waren diese Pflanzen praktisch überall. Jetzt gibt es nur noch wenig Exemplare, wenn man von dem gewaltigen Dschungelgürtel im tropischen Gebiet absieht, wo wir uns nicht weiter um ihre Ausrottung gekümmert haben. Das Land ist dort für uns sowieso unbrauchbar, und
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