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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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eine Frage der Zeit. Ich bin gerade erst elf Jahre hier.«
    »Altman hat es nur auf acht gebracht, und Valdosto war nicht mal so lange hier.«
    »Der eine zerbricht eben früher, der andere später«, sagte Quesada leise. »Da kommt unser neuer Freund.«
    Hahn hatte das kleine Krankenzimmer verlassen und trat zu den beiden Männern. Er wirkte noch immer ziemlich bleich, doch die Angst war aus seinen Augen gewichen. Er begann sich bereits dem Undenkbaren anzupassen.
    Er sagte: »Ich habe euer Gespräch mit angehört. Gibt es hier viele Geisteskrankheiten?«
    »Einige der Männer sind nicht in der Lage gewesen, sich hier eine Beschäftigung zu suchen, die sie ausfüllt«, erklärte Barrett bereitwillig, »und das zehrt natürlich an ihnen. Quesada zum Beispiel hat seine medizinischen Pflichten, die ihn ziemlich in Anspruch nehmen. Ich kümmere mich hauptsächlich um verwaltungstechnische Arbeiten. Andere haben damit begonnen, das Seeleben zu studieren. Dann haben wir eine Zeitung, die ebenfalls einigen Leuten Beschäftigung gibt. Aber es sind noch genügend andere übrig, die sich von ihrer Verzweiflung übermannen lassen und daran schließlich zerbrechen. Nach meiner Schätzung haben wir etwa dreißig bis vierzig akute Fälle hier im Lager – bei hundertundvierzig Insassen insgesamt.«
    »Das ist gar nicht mal so schlimm«, sagte Hahn, »wenn man die grundsätzliche Unausgeglichenheit der Männer und die ungewöhnlichen Lebensbedingungen in Betracht zieht.«
    Barrett lachte. »Du machst dich ja plötzlich ganz schön 'raus! Was hat dir Doc Quesada eingegeben?«
    »Ich wollte mich nicht zum Lehrmeister aufspielen«, erwiderte Hahn schnell. »Es klang vielleicht ein wenig von oben herab, ich meine…«
    »Schon gut. Was hast du Oben getrieben?«
    »Ich war eine Art Ökonom.«
    »Das ist genau das, was wir hier brauchen«, sagte Quesada. »Du kannst uns behilflich sein, unsere Zahlungswirtschaft in Ordnung zu bringen.«
    Barrett sagte: »Als Volkswirt hast du hier eine Menge Gesprächsstoff. Das Lager steckt voller Möchtegern-Ökonomen, die liebend gern ihre Theorien bei dir loswerden wollen. Und einige sind fast normal. Am besten zeige ich dir jetzt deine Unterkunft.«
     
     
    3
     
    Der Weg vom Hauptgebäude zu Donald Latimers Hütte führte bergab. Die Hütte stand an der Ostseite des Lagers, direkt über der Küste.
    Hahn stellte sich sofort auf Barretts Fußverletzung ein, und Barrett irritierten die übertriebenen Bemühungen des jüngeren Mannes, mit ihm Schritt zu halten.
    Dieser Hahn verwirrte ihn überhaupt etwas. Er schien auf den ersten Blick ein Mann voller Widersprüche zu sein. Er war aus dem Hammer gefallen und hatte einen Schock erlitten, wie ihn Barrett noch bei keinem Neuen erlebt hatte. Dabei war er überraschend schnell wieder zu sich gekommen. Er wirkte unausgegoren und zurückhaltend, doch gleichzeitig versteckte er seine harten Muskeln unter dem Stoff seiner Jacke. Er versuchte sich ahnungslos zu geben, schien aber trotzdem über vieles Bescheid zu wissen. Barrett fragte sich, was dieser Mann getan halben mochte, um jetzt hier in diesem Lager zu sein.
    Aber diese Art Fragen konnte er später stellen. Zeit war hier im Überfluß vorhanden.
    Hahn fragte: »Ist das hier überall so? Ich meine, gibt es nichts weiter als Felsen und Ozean hier?«
    »Nein. Leben auf dem Land hat sich hier noch nicht entwickelt. Das macht alles so herrlich einfach, nicht? Kein Gekrabbel, kein Gewühle, kein undurchdringliches Gewirr. Nur etwas Moos hat dich bisher aufs Land verirrt, aber das ist auch schon alles.«
    »Und was befindet sich im Meer? Schwimmende Dinosaurier?«
    Barrett schüttelte den Kopf. »Wirbeltiere wird es erst in einer halben Milliarde Jahren geben. Wir haben noch nicht einmal richtige Fische dort draußen gefunden, lediglich kriechendes Getier. Muscheln, sowie große, tintenfischähnliche Burschen und Trilobiten. Es gibt angeblich siebenhundert Milliarden verschiedene Trilobitenarten. Wir haben einen Mann namens Rüdiger im Lager – er hat dir den Drink gegeben –, der sammelt Trilobiten. Er stellt eine richtungweisende Arbeit über Trilobiten zusammen.«
    »Die aber niemand lesen wird – in der Zukunft.«
    »Oben, wie wir sagen.«
    »Oben.«
    »Und das ist das Bedauernswerte daran«, sagte Barrett. »Wir haben Rüdiger vorgeschlagen, er solle sein Buch auf unzerstörbaren Goldplatten schreiben, die später vielleicht von Paläontologen gefunden werden. Aber er ist der Meinung, daß seine
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