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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zur Seite und wandte sich schließlich um. Barrett führte ihn durch den Korridor in den hellerleuchteten kleinen Raum zurück, der im Lager als Krankenstation diente. Doc Quesada wartete bereits.
    Quesada war kein richtiger Arzt, aber er hatte vor seiner Verurteilung als medizinischer Techniker gearbeitet, was ihn für seinen hiesigen Posten durchaus qualifizierte. Er war ein massiger Mann von unbestimmbarem Alter, der großes Selbstvertrauen ausstrahlte. Und unter Berücksichtigung aller Umstände hatte er gar nicht einmal zu viele Patienten verloren. Barrett hatte einige seiner erfolgreichen Blinddarmoperationen persönlich verfolgt. In seinem weißen Kittel wirkte Quesada wie ein echter Mediziner.
    Barrett sagte: »Doc, das ist Lew Hahn. Er hat einen Zeitschock erlitten. Du solltest ihn etwas aufmöbeln.«
    Quesada führte den Neuen zu einer Liege und öffnete ihm den Reißverschluß seiner Jacke. Dann langte er nach seinem Köfferchen.
    Das Lager war inzwischen für die meisten Notfälle medizinisch gerüstet. Offensichtlich wollte man Oben nicht unmenschlich erscheinen und schickte eine Menge nützlicher Dinge; Betäubungsmittel, chirurgische Klammern, Arzneien und Spritzen. Barrett konnte sich noch gut an die Anfangszeit erinnern, als die leeren Hütten praktisch die gesamte Lagereinrichtung darstellten und es noch ausgesprochen gefährlich war, sich auch nur die kleinste Verletzung zuzuziehen.
    »Er hat schon einen gehoben«, sagte Barrett.
    »Das sehe ich«, murmelte Quesada. Er fuhr sich über den kurzgeschnittenen Schnurrbart. Der kleine, in die Liege eingebaute Diagnostat hatte zu arbeiten begannen und registrierte eifrig Hahns Blutdruck, Respiration, Blutzuckerspiegel und dergleichen. Quesada schien mit der Vielzahl anfallender Daten durchaus vertraut.
    Nach kurzem Schweigen sagte er zu Hahn: »Du bist gar nicht krank, mein Lieber. Nur ein bißchen durcheinander. Das nimmt dir keiner übel. Hier – ein kleines Mittel, um deine Nerven zu beruhigen, und schon bist du in Ordnung.«
    Er preßte den kleinen Zylinder gegen Hahns Halsschlagader und drückte den Knopf. Mit leisem Zischen wurde ein Beruhigungsmittel in den Blutstrom des Patienten gedrückt.
    Hahn erschauerte.
    Quesada sagte: »Wir wollen ihn jetzt in Ruhe lassen. Er hat es bald überstanden.«
    Sie verließen das kleine Krankenrevier und traten auf den Korridor hinaus. Barrett wandte sich an den kleinen Mediziner: »Neuigkeiten über Valdosto?«
    Valdosto hatte vor einigen Wochen einen totalen psychischen Zusammenbruch erlitten. Quesada verschrieb ihm seitdem täglich ein starkes Betäubungsmittel, um ihn auf diese Weise langsam wieder in die Wirklichkeit des Lagers zurückzuführen.
    Achselzuckend erwiderte Quesada: »Zustand leider unverändert. Ich habe die Dosis heute morgen etwas zurückgenommen, und er war genau wie vorher. Nicht zu bändigen.«
    »Du glaubst nicht, daß er es schaffen wird?«
    »Ich bezweifle es. Er ist ein für allemal hinüber. Es gäbe vielleicht eine Möglichkeit für ihn, Oben, aber…«
    »Ja«, sagte Barett. Wenn diese Möglichkeit von vornherein bestanden hätte, wäre es gar nicht erst soweit gekommen. »Dann laß ihn weiterdämmern«, sagte er. »Wenn er schon nicht normal sein kann, soll er es wenigstens angenehm haben. Was ist mit Altman und seinen Schüttelfrösten?«
    »Er baut sich eine Frau.«
    »Norton hat schon davon gesprochen. Wie stellt er das eigentlich an? Ich meine, mit Lumpen oder einem Knochen…?«
    »Ich habe ihm einige Chemie-Abfälle gegeben, die er sich wohl hauptsächlich wegen der Farben aussuchte. Außerdem hat er sich etwas Erde und Muschelfleisch zusammengekratzt. Aus alldem versucht er nun so etwas wie eine frauliche Gestalt zu formen und wartet auf den Blitz, der sein Werk zum Leben erweckt.«
    »In anderen Worten, er ist verrückt geworden«, stellte Barrett fest.
    »Das wäre nicht völlig aus der Luft gegriffen. Aber wenigstens fällt er nicht mehr über seine Freunde her. Soweit ich mich erinnere, warst du der Meinung, daß seine homosexuelle Periode noch einige Zeit andauern würde.«
    »Nein. Aber ich hatte nicht angenommen, daß er sie zum Negativen hin beenden würde. Wenn ein Mann damit anfängt, sich eine Frau aus Dreck und verdorbenem Fischfleisch zu formen, haben wir ihn verloren. Verdammt schade um ihn.«
    In Quesadas dunklen Augen blitzte es auf. »Früher oder später erwischt es uns alle, Jim.«
    »Aber es hat uns nicht erwischt, weder dich noch mich.«
    »Das ist nur
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