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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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lassen.
    Vor ihnen lag das Hawksbill-Lager.
    Es erstreckte sich auf einem Gebiet von etwa fünfhundert Morgan. Das Zentrum der Anlage bildete das Hauptgebäude, ein geräumiger Kuppelbau, der einen Großteil der Ausrüstung und Vorräte beherbergte. In einiger Entfernung, jeweils so weit wie möglich voneinander abgesetzt, erhoben sich die Plastikwände der einzelnen Unterkünfte, die auf dem Felsplateau wie gigantische grüne Pilze wirkten. Wie Barretts Hütte hatten einige dieser Behausungen einen zusätzlichen Wetterschutz aus Wellblech; andere trotzten dem Wetter, wie sie aus dem Hammer gekommen waren.
    Insgesamt waren es etwa achtzig Hütten, Im Augenblick hatte Hawksbill etwa hundertundvierzig Insassen, womit die größte Kapazität des Lagers fast erreicht war. Seit einiger Zeit war von Oben kein Baumaterial mehr gekommen, so daß die Neuen jeweils mit einem Alteingesessenen zusammenziehen mußten. Barrett und die Männer, deren Exil vor 2014 begonnen hatte, hatten Anrecht auf eine Einzelhütte, wenn auch einige davon keinen Gebrauch machten. Barrett dagegen hielt es für erforderlich, allein zu wohnen, um den nötigen Abstand zu schaffen. Die Neuen wurden also mit den Männern zusammengelegt, die bisher allein gewohnt hatten. Auf diese Weise hatten schon die meisten im Jahre 2015 Angekommenen einen Partner aufnehmen müssen. Noch ein Dutzend Deportierte – dann war auch die Gruppe der 2014er an der Reihe. Natürlich gab es durch Todesfälle ständig freie Plätze; außerdem gefiel es den meisten, in ihrer Unterkunft Gesellschaft zu haben.
    Trotzdem war Barrett der Meinung, daß ein zu lebenslänglicher Verbannung Verurteilter das Recht hatte, allein zu sein, wenn er es wünschte. Als eines der schwierigsten Probleme erwies sich hier im Lager immer wieder die Tatsache, daß ein Mann durchdrehte, weil er kein hinreichendes Privatleben führen konnte.
    Norton deutete auf die große grünschimmernde Kuppel des Hauptgebäudes. »Altman ist gerade 'rein«, sagte er. »Und auch Rüdiger und Hutchett. Da geht etwas vor!«
    Barrett beschleunigte seinen Schritt. Von allen Seiten näherten sich die Männer und winkten ihm zu, als sie ihn bemerkten; mit einer Bewegung seiner fleischigen Hand grüßte er zurück. Die Erregung in ihm wuchs. Es bedeutete ein großes Ereignis für das Lager, wenn ein Neuer ankam, zumal seit der letzten Ankunft fast ein halbes Jahr vergangen war. Das hatte es bisher noch nicht gegeben. Man hatte schon fast denken können, daß überhaupt niemand mehr käme.
    Und das wäre allerdings eine Katastrophe gewesen.
    Denn die Neuen waren für viele der Lagerinsassen der letzte Strohhalm, der sie vor dem Verrücktwerden bewahrte. Die Neuankömmlinge brachten Nachrichten aus der Zukunft, Nachrichten aus einer Welt, die die Männer hier für immer hinter sich gelassen hatten. Sie brachten neue Persönlichkeiten in eine Gruppe, die in der ständigen Gefahr des Abstumpfens schwebte.
    Und Barrett wußte, daß einige Männer in der vergeblichen Hoffnung lebten, man werde eines Tages von Oben vielleicht eine Frau ins Lager schicken.
    Es pflegte sich also das ganze Lager im Hauptgebäude zu versammeln, wenn der Hammer zu glühen begann.
    Es hörte zu regnen auf, als Barrett den Eingang der Kuppel erreichte.
    Sechzig oder siebzig Lagerbewohner drängten sich bereits in dem kleinen Raum zusammen, der den Hammer beherbergte; es war fast jeder gekommen, der körperlich und geistig noch bei Kräften und noch beweglich genug war, um bei der Ankunft eines Neuen Interesse zu zeigen. Barrett wurde durch zahlreiche Zurufe begrüßt, die er lächelnd und nickend beantwortete, ohne auf die Fragen näher einzugehen.
    »Wer wird es diesmal sein, Jim?«
    »Vielleicht ein Mädchen, wie? Neunzehn Jahre, blond und mit einer Figur, die …«
    »Ich hoffe nur, daß er wenigstens Schach spielen kann.«
    »Seht mal, der Hammer! Das Glühen wird dunkler!«
    Sie starrten auf den Hammer, der – ebenso wie die zahlreichem geheimnisvollen Instrumente der Zeitreise-Apparatur – hellrot erglühte und auf diese Weise von den unzähligen Kilowatt elektrischer Energie zeugte, die am anderen Ende der Leitung verbraucht wurden.
    Das Glühen begann sich langsam auf den Amboß auszubreiten, eine breite Aluminiumplatte, auf der die Sendungen aus der
Zukunft abgeladen wurden. Gleich mußte …
    »Karmesinrot!« schrie plötzlich jemand. »Da ist er!«
     
     
    2
     
    Der wirkliche Hammer, von dem dieser nur eine unvollständige Replik war,
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