Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
kein Zurück mehr gibt. Vielleicht hat er auch Frau und Kind zurücklassen müssen, wer weiß. Es ist ihm womöglich sehr zuwider, heute die ganze Nacht herumzusitzen und sich den Mund über abstrakte philosophische Theorien fusselig reden zu müssen, während er sich viel lieber irgendwo hinwerfen und die Augen ausweinen würde. Ich meine, wir sollten ihn erst einmal in Ruhe lassen.«
    Quesada und Norton nickten zustimmend; trotzdem unterbrach Barrett die Zusammenkunft nicht. Die Fragerei lief sich schließlich von selbst tot, und die Männer gingen schnell auseinander.
    Die Redakteure der handgeschriebenen Hawksbill-Times machten sich daran, Hahns allgemeine Äußerungen zu einem Leitartikel für die nächste Ausgabe zu verarbeiten. Rüdiger kletterte auf einen Tisch und verkündete, er werde einen nächtlichen Fischzug unternehmen; vier Männer schlossen sich ihm an. Charley Norton wandte sich an seinen üblichen Diskussionspartner Ken Belardi, einen Anhänger des Nihilismus, und die beiden stürzten sich in eine Diskussion über Planordnung und Chaos, eine Auseinandersetzung, die sie bereits seit Jahren führten, die aber immer wieder wie eine offene Wunde für sie war. Im übrigen taten sich die üblichen Schachspieler zusammen, während die Einsamen, die nur wegen Hahn den Weg ins Hauptgebäude gefunden hatten, in ihre Hütten zurückkehrten, um fortzusetzen, was sie einsam begonnen hatten.
    Hahn stand abseits. Er war nervös.
    Barrett trat zu ihm. »Ich schätze, die Fragestunde heute abend war nicht gerade nach deinem Geschmack, wie?« fragte er.
    »Es tut mir leid, daß ich nicht mehr Informationen liefern konnte«, sagte Hahn leise. »Aber ich bin schon eine Zeitlang nicht mehr unter Menschen gewesen, mußt du wissen.«
    »Aber du warst doch politisch aktiv, nicht wahr?«
    »O natürlich«, erwiderte Hahn. »Natürlich.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Und was passiert jetzt?«
    »Nichts Besonderes. Hier gibt es keine gemeinschaftliche Freizeitgestaltung. Doc und ich machen jetzt einige Krankenbesuche. Willst du mitkommen?«
    »Wie geht das zu?«
    »Wir besuchen einige der schlimmeren Fälle. Ist nicht ganz harmlos, aber auf diese Weise bekommst du auf die Schnelle einen umfassenden Überblick über unser Lager.«
    »Ich würde gern mitgehen.«
    Barrett winkte Quesada heran, und die drei Männer verließen gemeinsam das Gebäude. Die Krankenbesuche waren zu einer Art Ritual für Barrett geworden, obwohl es ihm seit seinem Unfall immer schwerer fiel, die tägliche Runde zu machen. Zuerst besuchte er die leichteren Fälle, half den Männern zu Bett, wünschte ihnen eine gute Nacht und einen gesunden Geist für den nächsten Tag. Irgend jemand mußte ihnen zeigen, daß er für sie da war. Und Barrett war für sie da.
    Draußen starrte Hahn zum Mond empor, der – lachsfarben und fast makellos – wie eine glühende Münze am Himmel stand.
    »Sieht anders aus«, bemerkte Hahn. »Die Krater – wo sind die Krater?«
    »Die meisten gibt es noch gar nicht«, sagte Barrett. »Zwei Milliarden Jahre sind auch für den Mond eine beträchtliche Zeit. Wir sind sogar der Meinung, daß er noch eine Atmosphäre hat, deshalb sieht er wohl so rosa aus. Natürlich hat man Oben nicht daran gedacht, uns astronomisches Gerät zur Verfügung zu stellen. Es ist daher nur eine Vermutung.«
    Hahn setzte zum Sprechen an, unterbrach sich jedoch nach der ersten unverständlichen Silbe.
    Quesada sagte: »Du brauchst keine Rücksicht zu nehmen. Was wolltest du vorschlagen?«
    Hahn lachte, als wäre er über sich selbst belustigt. »Ich wollte sagen, daß man doch einfach mal hinfliegen könnte, um sich das genau anzusehen. Es kam mir seltsam vor, daß wir jetzt all die Jahre hier unten sitzen und darüber grübeln werden, ob der Mond eine Atmosphäre hat oder nicht, ohne uns jemals Gewißheit verschaffen zu können.«
    »Es ist schon richtig, daß uns ein kleines Raumschiff ganz gelegen käme«, sagte Barrett. »Aber auf die Idee ist man Oben noch nicht gekommen. Also können wir nur schauen. Der Mond ist wohl ziemlich populär im Jahre '29, nicht wahr?«
    »Er ist das beliebteste Erholungsgebiet im ganzen System«, sagte Hahn. »Ich habe sogar meine Flitterwochen dort verbracht. Und es ist ganz großartig. Lea und ich…«
    Er brach ab.
    Barrett sagte hastig: »Das ist Bruce Valdostos Hütte. Er ist vor einigen Wochen durchgedreht. Wenn wir jetzt hineingehen, bleibst du am besten etwas zurück, damit er dich nicht sieht.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher