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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nicht aus den Augen.«
    »Ich glaube, wir brauchen uns keine Sorgen um ihn zu machen.«
    »Vielleicht… vielleicht aber auch nicht.« Rajcik nagte an seiner Unterlippe. »Er gibt der Maschine die Schuld an der Situation, obwohl sie nichts damit zu tun hat. Er will seinen Schuldkomplex abreagieren, das ist alles. Dabei steht doch einwandfrei fest, daß wir ihm die verdammte Lage zu verdanken haben. Ein Ingenieur ist für die technische Ausrüstung eines Schiffes verantwortlich.«
    »Ich glaube nicht, daß man ihm die Schuld allein in die Schuhe schieben sollte«, gab Somers zu bedenken.
    »Doch, das kann man. Mir persönlich ist es egal. Sterben müssen wir alle einmal, und es gibt schlechtere Tode als den, der uns bevorsteht.«
    Captain Somers wischte sich abermals den Schweiß von der Stirn. Er suchte krampfhaft nach einer Möglichkeit, aus dem engen, heißen Raum zu entfliehen, in den er mit zwei anderen Männern eingesperrt war. Rajcik meinte:
    »Der Tod im Weltraum – eine grandiose Idee, wenn man es sich überlegt. Stellen Sie sich vor – ein ganzes Schiff steht uns als Sarg zur Verfügung. Wer hat schon einen so großen und teuren Sarg? Der eigentliche Tod hat viele Formen. Durst und Hunger scheiden aus; das scheint mir zu phantasielos zu sein. Es gibt bessere Möglichkeiten. Hitze, Kälte, Implosionen, Explosionen…«
    »Ich finde, das ist ein makabres Thema«, unterbrach ihn Somers angewidert.
    »Vielleicht bin ich krankhaft veranlagt«, gab Rajcik zu. »Aber wenigstens schiebe ich die Schuld nicht auf andere, wie Watkins es versucht hat.« Er betrachtete aufmerksam Somers Gesicht. »Es ist das erstemal, Captain, daß Sie in eine solche Lage geraten sind, nicht wahr?«
    »Schätze schon.«
    »Und Sie reagieren wie ein betäubter Ochse, wenn Sie mich fragen. Wachen Sie endlich auf, Captain! Wenn Sie schon nicht in Freuden leben wollen, dann sterben Sie doch wenigstens mit Vergnügen.«
    »Halten Sie Ihren Mund«, forderte Somers ihn ruhig auf. »Von mir aus lesen Sie ein Buch, aber lassen Sie mich in Frieden.«
    »Leider habe ich alle Bücher an Bord schon gelesen. Die Analyse Ihres Charakters ist alles, was mir zum Zeitvertreib übriggeblieben ist.«
    Watkins kam in die Zentrale zurück.
    »Ich habe euren elektronischen Gott aktiviert. Vielleicht ist jemand bereit, ihm ein Brandopfer zu bringen …?«
    »Haben Sie dem Komputer die vorhandenen Daten gegeben?«
    »Noch nicht«, erwiderte Watkins spöttisch. »Ich wollte den Hohenpriester entscheiden lassen. Was also soll ich ihn fragen, Sir?«
    »Geben Sie ihm nur die Daten«, verlangte Somers. »Treibstoff, Sauerstoff, Wasser, Lebensmittelvorräte und Kurs. Na, Sie wissen schon. Und verlangen Sie eine Antwort auf die Frage, wie wir lebendig zur Erde zurückgelangen können.«
    »Gern«, sagte Watkins. »Das Ding wird sich freuen, unser Problem als unlösbar abzulehnen. Vielleicht redet es sich auch damit heraus, daß die Daten ungenügend sind. In einem solchen Fall wird die Maschine andeuten, daß eine Lösung durchaus möglich wäre, wenn uns weitere Daten zur Verfügung stünden. Sie nimmt uns nicht sofort alle Hoffnungen.«
    Somers und Rajcik folgten ihm in den Laderaum. Der Riesenkomputer stand in der Mitte. In seinem Innern summte es leise. Über die Kontrolltafeln huschten blaue, weiße und rote Lichter.
    Fünfzehn Minuten lang war Watkins damit beschäftigt, Knöpfe einzudrücken und Skalen einzustellen, dann trat er zurück.
    »Achten Sie darauf, ob oben ein rotes Lämpchen aufleuchtet«, sagte er. »Es bedeutet, daß die Maschine unser Problem nicht zu lösen vermag.«
    »Verschreien Sie es nicht«, warnte Rajcik schnell.
    Watkins lachte höhnisch.
    »Sie sind wohl abergläubisch, was?«
    »Immerhin versage ich nicht in meinem Fach«, gab Rajcik anzüglich zurück.
    »Könnt ihr nicht endlich damit aufhören?« erkundigte sich Somers wütend. Die beiden Männer starrten ihn an. Rajcik sagte:
    »Aha, der Schläfer ist endlich aufgewacht.«
    »Wurde auch Zeit«, murmelte Watkins.
    Somers wußte plötzlich, daß sie es in diesem Zustand der Gereiztheit nicht mehr lange aushielten. Wenn der Tod oder die Rettung nicht sehr bald eintrafen, würden sie sich gegenseitig umbringen. Vielleicht würden sie auch vorher noch verrückt werden.
    »Seht doch!« rief Rajcik plötzlich.
    Das Licht oben am Komputer flammte auf. Es war grün.
    »Das ist doch nicht möglich!« Watkins schüttelte mehrmals den Kopf. »Grünes Licht heißt, daß unser Problem unter den
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