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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sondern etwas völlig anderes, das nichts mit Magie zu tun hatte. So absurd es mir selbst vorkam, in den Augen dieses Kindes war etwas … Vertrautes. Ich sah nichts als Schrecken und Zorn und Hass darin, aber darunter, tief vergraben unter all diesen negativen Gefühlen glaubte ich noch etwas zu erblicken, etwas, das mir auf unheimliche Weise bekannt vorkam. Ich wusste sehr wohl, wie unmöglich das war. Dieser Junge war fünf Jahre alt, und ich hatte in den vergangenen fünf Jahren mein Versteck in Viktors Haus nicht für eine Sekunde verlassen und konnte ihn überhaupt nicht kennen. Aber das Gefühl war da und so sehr ich dagegen anzukämpfen versuchte, es wurde eher stärker als schwächer.
    Schatten tauchten hinter Joshua in der Dunkelheit auf, die Gestalten von zwei, drei, vier Jungen, die rasch herankamen und auf mich zustürmten, und ich erwachte endlich – und zu spät – aus meiner Erstarrung und fuhr herum, um davonzulaufen.
    Ich kam nur zwei Schritte weit. Eine nicht einmal einen Meter große Gestalt warf sich mit erstaunlicher Kraft gegen meine Beine und klammerte sich daran fest. Ich fiel nicht, aber aus meinem Rennen wurde ein ungeschicktes, torkelndes Stolpern und eine Sekunde später sprang mich ein zweiter Junge an und klammerte sich wie ein Äffchen an meinen linken Arm. Ich versuchte ihn abzuschütteln und schaffte es auch, doch er war noch nicht einmal zu Boden gestürzt, als mich gleich zwei weitere Kinder ansprangen.
    Diesmal brachte mich der Anprall aus dem Gleichgewicht. Ich fiel, hörte einen keuchenden Schmerzensschrei, als ich einen der Jungen unter mir begrub, wälzte mich hastig herum und rappelte mich wieder auf, kam aber nur auf die Knie, denn plötzlich waren überall rings um mich herum kleine, schlanke Gestalten, die verbissen mit ihren winzigen Fäusten auf mich einschlugen, an meinem Haar zerrten, mir das Gesicht zerkratzten und mich in den Leib traten.
    Ich riss den linken Arm in die Höhe und versuchte mein Gesicht zu schützen, während ich mit der anderen Hand um mich schlug; nicht sehr fest, denn es waren trotz allem Kinder und ich konnte und wollte sie nicht verletzen, aber doch heftig genug, dass ich für einen Moment zu Atem kam.
    Ich sprang auf, machte eine blitzschnelle Drehung zur Seite, sodass die Gestalt, die mit weit ausgebreiteten Armen nach meinen Beinen gesprungen war, der Länge nach im Matsch neben mir landete, versetzte einem zweiten Knaben eine Ohrfeige, die ihn ebenfalls zu Boden schleuderte, und fegte einem dritten der kleinen Angreifer die Beine unter dem Leib weg. Er fiel mit dem Gesicht in den Morast und blieb spuckend und keuchend nach Luft ringend liegen.
    Ein furchtbarer Schlag traf meine linke Schulter. Mit einem Schmerzensschrei fiel ich auf die Knie herab, sah eine schattenhafte Bewegung über mir und reagierte ganz instinktiv, indem ich mich zur Seite kippen ließ und über die unverletzte Schulter abrollte. Der Faustschlag des TIEFEN WESENS, der mein Gesicht hatte treffen sollen, ging ins Leere und ich kam, den Schwung meiner eigenen Bewegung ausnutzend, wieder auf die Füße.
    Wenigstens für eine Sekunde. Dann traf mich ein Hieb vor die Brust, der mich meterweit zurücktaumeln und mit ausgebreiteten Armen in den Matsch fallen ließ.
    Ich bekam keine Luft mehr, meine Rippen fühlten sich an, als wären sie von einem Vorschlaghammer getroffen worden, und ich war sicher, dass zumindest eine davon gebrochen war. Jeder Atemzug wurde von einem stechenden Schmerz begleitet und in meinen Armen war nicht mehr genug Kraft, mich in die Höhe zu stemmen. Ich rollte mich zur Seite, sah einen riesigen, missgestalteten Schatten auf mich zufliegen und vollführte eine zweite Drehung. Das TIEFE WESEN stürzte dicht neben mir zu Boden. Seine ineinander gefalteten Fäuste, die mein Gesicht zu Brei hatten zermalmen sollen, ließen nur einen Geysir von braunem Morast hochspritzen.
    Ich richtete mich in eine halb sitzende Position auf, wartete, bis das Ungeheuer ebenfalls versuchte sich zu erheben, und rammte ihm dann mit aller Kraft den Ellbogen ins Gesicht.
    Einem Menschen hätte dieser Schlag auf der Stelle das Bewusstsein geraubt. Der grünhäutige Koloss schien ihn nicht einmal richtig zu spüren. Er wankte zwar ein wenig zurück, aber sein Knurren klang nur zornig, nicht schmerzerfüllt, und seine riesigen Hände grabschten schon wieder nach mir. Ich duckte mich im letzten Moment, robbte blindlings einige Yards weit durch den Schlamm und kam mehr durch Glück
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