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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Gedanken hinter seiner Stirn jagten.
    Das TIEFE WESEN stieß ein unwilliges Knurren aus und wollte abermals nach mir greifen. Joshua machte eine zornige Geste, und die Kreatur erstarrte. »Nicht!«, sagte er. »Wir dürfen ihn nicht töten. Der Meister hat es verboten.«
    Das TIEFE WESEN knurrte enttäuscht. Seine gewaltigen Hände zuckten und in seinen übergroßen Fischaugen loderte blanke Mordlust. Doch so unglaublich es mir selbst vorkam – es gehorchte Pasons Befehl. Widerwillig zog es sich ein Stück zurück und auch Joshua richtete sich auf und bedeutete mir mit einer Geste, ebenfalls aufzustehen.
    Ich gehorchte. Rasch trat ich einen Schritt von der Steilküste zurück und blieb wieder stehen, als das TIEFE WESEN ein warnendes Knurren hören ließ. Alles drehte sich um mich herum. Mein Herz jagte, als würde es aus meiner Brust herausspringen, und ich hatte kaum die Kraft, mich auf den Beinen zu halten. Plötzlich begann ich am ganzen Leib zu zittern. Erst jetzt, als die unmittelbare Gefahr vorüber war, schlug der Schrecken zu.
    »Nick!«, wandte sich Joshua an einen der anderen Jungen. »Geh und hole den Meister. Erzähle ihm, was hier passiert ist. Sag ihm, dass wir Craven gefangen haben.«
    Der Junge entfernte sich gehorsam in die Dunkelheit und Joshua wandte sich wieder an mich. In seinen Augen stand noch immer die gleiche Verwirrung und Unsicherheit geschrieben wie bisher, dazu aber auch eine Härte und Entschlossenheit, die mich jeden Gedanken an weiteren Widerstand aufgeben ließ.
    »Das war sehr dumm von Ihnen, Mr. Craven«, sagte Joshua. »Sie hätten darauf hören sollen, was man Ihnen gesagt hat, und in den Zug steigen. Jetzt ist es zu spät.«
    Ich antwortete nicht – schon weil mir die Situation einfach grotesk vorkam. Ich stand da, am ganzen Leib zitternd, hinter mir ein Ungeheuer wie aus einem Albtraum, und musste mir die Drohung eines fünfjährigen Jungen anhören! Das war nicht nur grotesk, das war … völlig widersinnig.
    »Sei vernünftig, Junge«, sagte ich beschwörend. »Du weißt nicht, mit welchen Mächten ihr euch da eingelassen habt.«
    Natürlich war es sinnlos. Ich wusste es und im Grunde sprach ich die Worte nur aus, um überhaupt etwas zu sagen und vielleicht noch einige Sekunden zu gewinnen. Ich musste hier weg. Wer immer dieser geheimnisvolle Meister war, von dem Joshua sprach (und ich hatte das ungute Gefühl, es zu wissen), ich durfte nicht mehr hier sein, wenn er kam, oder meine Feinde würden zu Ende bringen, was sie vor zwei Wochen in London begonnen hatten.
    »Sie irren sich, Mr. Craven«, sagte Joshua. »Ich weiß sehr wohl, welchem Herrn ich diene. Aber Sie scheinen es nicht zu wissen.«
    Ich machte einen weiteren halben Schritt zur Seite. Das drohende Knurren hinter meinem Rücken, auf das ich wartete, blieb aus und ich wagte es, einen raschen Blick über die Schulter zurückzuwerfen.
    Das TIEFE WESEN stand unmittelbar hinter mir, die Hände zum Zupacken bereit erhoben, aber zumindest im Moment blickte es nicht mich an. Seine Aufmerksam war auf einen Punkt irgendwo draußen auf dem Meer gerichtet.
    »Es tut mir wirklich Leid, Joshua«, sagte ich. »Aber du lässt mir keine Wahl, weißt du?«
    Pasons sah mich erstaunt an – und dann weiteten sich seine Augen erschrocken, als er begriff, was ich meinte.
    Aber sein Begreifen kam zu spät. Ich sprang blitzschnell auf ihn zu, packte ihn, riss ihn in die Höhe und drehte mich gleichzeitig herum. Er war überraschend schwer, aber die Angst gab mir zusätzliche Kräfte, sodass ich ihn ohne spürbare Anstrengung hoch über den Kopf hob.
    »Keine Bewegung!«, schrie ich.
    Das TIEFE WESEN hatte bereits Anstalten gemacht, sich auf mich zu stürzen, aber nun erstarrte es mitten im Schritt. Joshua begann wie von Sinnen zu strampeln und schrie gellend, sodass ich heftig hin- und herwankte und die Beine spreizen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Rühr dich nicht!«, rief ich. »Nur eine Bewegung und ich werfe ihn in die Tiefe.«
    Natürlich würde ich das nicht wirklich tun. Ganz egal, was Joshua gesagt oder gedacht hatte, er war doch ein Kind und ich hätte nicht sein Leben geopfert, um meines zu retten. Aber das wusste er nicht. Und sein grünhäutiger Freund offensichtlich auch nicht, denn er bewegte sich tatsächlich nicht weiter, sondern starrte mich nur aus tückisch funkelnden Augen an. Sein Blick huschte von mir zur Küste und wieder zurück. Vielleicht schätzte er seine Aussichten ab, mich mit
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