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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine besondere Art von Aufzeichnungsgeräten, wie George ihm erklärt hatte. Drehte man sie auf der Tischplatte, ertönte eine Stimme, die das gespeicherte Wissen preisgab. Howard hatte sie alle gedreht und einen kurzen Abriss der modernen Menschheitsgeschichte erhalten, der vieles erklärte – allerdings noch viel mehr offen ließ.
    »Sie wissen so gut wie ich, dass die Morlocks ebenso wie die Eloi von den Menschen abstammen. Es sind intelligente Wesen, die ebenfalls ein Recht zu leben haben.«
    »So, glauben Sie?« George schnaubte aufgebracht und für einen Moment blitzte Zorn in seinen Augen auf, der jedoch gleich darauf wieder verflog. »Anfangs habe ich ebenso gedacht«, fuhr er mit sanfterer Stimme fort. »Wir haben alles versucht, eine friedliche Lösung zu finden, aber es ist unmöglich. Die Morlocks sind nur von Hass beseelt. Sie haben diese Ungeheuer doch selbst erlebt. Das sind keine intelligenten Wesen mehr! Wenn sie es jemals waren, so sind sie längst auf die Stufe primitiver, kannibalischer Tiere herabgesunken. Bevor ich kam, waren die Eloi für sie nichts weiter als … als Nahrung. Sie haben sie regelrecht gezüchtet und dann geschlachtet. Jede andere Nahrung verweigern sie. Wir töten sie schon dadurch, dass wir uns von ihnen nicht weiterhin auffressen lassen. Aber sie greifen immer wieder im Schutz der Dunkelheit an und holen sich Opfer. Wollen wir überleben, bleibt uns gar keine andere Wahl, als sie zu töten. Erst dann werden wir endlich Frieden finden.«
    »Was er sagt, stimmt«, ergriff Weena zum ersten Mal das Wort. Sie hatte eine sonderbare, weiche Stimme, die Howard fast sofort in ihren Bann zog. »Ohne seine Hilfe hätten wir uns nie gegen die Morlocks aufgelehnt. Wir lebten wie in einem Traum. Es war für uns etwas ganz Natürliches, eines Tages durch das Tempeltor in die unterirdischen Höhlen zu gehen. Keiner von uns wusste, was mit denen geschah, die gingen. All meine Brüder und Schwestern … sie waren nur Schlachtvieh.« Sie senkte den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen.
    Nachdenklich griff Howard nach einem der Ringe und drehte ihn zwischen den Fingern. Was Weena und George gesagt hatten, erschreckte ihn, allerdings weniger die Grausamkeit der Morlocks als vielmehr Georges Reaktion darauf. Die Zivilisation dieser Zeit wies eine völlig andere Kultur auf, die sich nicht mit den gewohnten moralischen Maßstäben messen ließ. Die Morlocks mochten schrecklich sein, ihr Tun barbarisch, doch Weena hatte gerade eingeräumt, wie glücklich die Eloi zuvor in ihrem kurzen, von Unwissenheit geprägten Leben gewesen waren.
    George hatte diesen Zustand beendet, hatte die bisherige Ordnung zerstört. Die Eloi waren ein friedliches Volk ohne jede Aggressivität gewesen. George hatte diese mitgebracht und gab sie an sie weiter, indem er versuchte, aus den Eloi ein Volk von Kämpfern zu machen. Sie würden diese Aggressivität nicht wieder ablegen, nachdem die Morlocks besiegt waren; ihre Nachkommen würden eine völlig andere Generation sein, aufgewachsen in Kriegszeiten und geprägt von Gefahren und dem Gedanken an Kampf. Wenn diese Zeit wirklich ein – wenn auch nur kurzzeitiges und höchst unvollkommenes – Paradies gewesen war, so war George selbst die Schlange und hatte es zerstört. Möglicherweise würde es ihm gelingen, die Morlocks zu vernichten, aber ebenso gut möglich, sogar zu befürchten war, dass sich die Eloi als indirekte Folge davon in dieser Welt ohne weitere natürliche Feinde ausbreiten und zersplittern und vielleicht schon bald untereinander bekriegen würden.
    Howard maßte sich kein Urteil darüber an. Was ihm Sorgen bereitete, war der Umstand, dass George nicht aus dieser Zeit stammte, sie aber dennoch veränderte. Die Zeit war ein höchst sensibles Gebilde, das sich nicht leicht betrügen ließ. Manipulationen in der Zukunft wogen weniger schwer, als solche in die Vergangenheit, da sich die Zukunft in einem beständig sich verändernden Fluss befand. Im Grunde gab es so etwas wie die Zukunft gar nicht, nur eine unendliche Vielzahl möglicher zukünftiger Entwicklungen, die von der Gegenwart abzweigten. Dennoch hatte George das Gefüge der Zeit aufgerissen. Vielleicht war seine Manipulation sogar der Grund dafür, dass das Tor sie gerade hierher versetzt hatte.
    »Überlegen Sie es sich noch einmal«, drängte George. »Selbst wenn Sie uns nicht im Kampf gegen die Morlocks helfen wollen, würde ich mich freuen, wenn Sie ein paar Tage unsere Gäste blieben. Ich bekomme
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