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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht oft Besuch, mit dem ich über die gute alte Zeit plaudern kann, wissen Sie?« Er grinste über seinen Scherz.
    »Ich muss zurück«, beharrte Howard. »Ein Freund von mir befindet sich in ziemlichen Schwierigkeiten.«
    »Kein Problem.« George breitete jovial die Arme aus. »Sie werden keine einzige Stunde verlieren. Ich kann Sie an jeden beliebigen Zeitpunkt zurückbringen. Wenn Sie wollen, können Sie sogar eher wieder in London sein, als Sie hergekommen sind.«
    Die Verlockung war groß. Ein paar Tage Entspannung waren genau das, was Howard nach den Jahren im Gefängnis und den nachfolgenden Ereignissen dringend benötigte, um seine Kräfte zu sammeln. Bislang war keine Gelegenheit dazu gewesen, doch hier stand ihm – im wahrsten Sinne des Wortes alle Zeit der Welt zur Verfügung, ohne dass er auch nur eine Stunde verlieren würde. Auch von den Morlocks drohte keine große Gefahr, zumindest nicht bei Tage, solange sie nicht gerade erneut in deren unterirdisches Reich hinunterstiegen.
    Dennoch schüttelte Howard nach kurzem Zögern den Kopf. Er wusste, dass er ohnehin keine Ruhe finden würde, solange die Sorge um Robert in ihm nagte, aber es gab noch andere Gründe. Wenn sie blieben, würden sie unweigerlich in die Kämpfe mit den Morlocks hineingezogen werden, die sich im Schutz der Dunkelheit aus ihren Höhlen wagten, und darüber hinaus fürchtete Howard, dass jede Stunde, die sie länger als nötig hier blieben, das Gefüge der Zeit nur noch stärker erschüttern würde, so stark, dass es schließlich trotz Georges Maschine keine Möglichkeit zur Rückkehr mehr geben würde.
    »Es geht nicht, auch wenn es mir Leid tut«, behauptete er. »Ich würde gerne mehr von dieser Welt sehen und darüber erfahren, aber vielleicht ist es besser, nicht allzu viel über die Zukunft zu wissen. Im Gegensatz zu Ihnen haben wir nicht vor hier zu bleiben, und wenn wir zu viel wissen, könnte das alle Zeitlinien so sehr durcheinander wirbeln, dass bis Folgen bis hierher zu spüren wären.«
    George wirkte enttäuscht – aber er versuchte nicht noch einmal, Howard umzustimmen.
     
    Cohen und ich hatten noch eine halbe Stunde zusammengesessen und über dies und das geredet; Belanglosigkeiten zumeist, denn aus einem Grund, der uns beiden nicht ganz klar war, scheuten wir doch davor zurück, unsere Befürchtungen und jeweiligen Erkenntnisse in Worte zu fassen. Davon abgesehen verließ Cordwailer kein einziges Mal den Raum, sondern beschäftigte sich intensiv damit, hinter seiner Theke herumzuwuseln und so zu tun, als sei er beschäftigt. Wobei das Einzige, womit er wirklich beschäftigt war, das Lauschen war. Schließlich hatten wir uns beide wieder auf unsere Zimmer zurückgezogen.
    Es war noch nicht sehr spät. Meine Uhr behauptete hartnäckig, dass es noch nicht einmal fünf geschlagen hätte, während mich der Blick aus dem Fenster davon zu überzeugen versuchte, dass es bereits nach Mitternacht sein musste. Der Sturm hatte mittlerweile die Dimension eines kleinen Orkans angenommen und ich begann ernsthaft darüber nachzudenken, ob das baufällige Gebäude dem Wüten der Elemente tatsächlich noch lange standhalten würde. Ich hatte mich auf dem unbequemen Bett ausgestreckt; nicht um zu schlafen, wohl aber, um in Ruhe meine Gedanken zu ordnen und zu versuchen einen Sinn in das Durcheinander von Geschehnissen und Vermutungen zu bringen, das hinter meiner Stirn herrschte. Und dabei musste ich wohl doch eingeschlafen sein, denn das Nächste, was ich hörte, war ein um das Zehnfache angeschwollenes Sturmheulen – und ein fernes, dünnes Glockengeläut.
    Ich öffnete verblüfft die Augen, starrte einen Moment lang die stockfleckige, schräge Decke über meinem Gesicht an und versuchte vergeblich, diesem Laut die Bedeutung zuzuordnen, die er für irgendetwas in mir zu haben schien, denn er erfüllte mich mit einer großen Beunruhigung, ja, fast Furcht. Erst nach einigen Sekunden begriff ich, warum das so war: Ich konnte keine Glocken hören, weil Brandersgate keine Kirche mit einem Glockenturm hatte.
    Verwirrt und beunruhigt zugleich stand ich auf und trat ans Fenster. Der Anblick hatte sich nicht geändert, war allenfalls noch ein bisschen schlimmer geworden. Was ich von Brandersgate überhaupt noch sehen konnte, erinnerte mich an die Umrisse einer in einem schmutzigen Ozean versunkenen Ruinenstadt. Dann hörte ich erneut das Läuten der Glocke. Und diesmal so deutlich, dass kein Zweifel möglich war.
    Verblüfft trat ich
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