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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wirklich etwas wahrgenommen hätte.
    »Da hat was gekracht«, erklärte er knapp und riss die Tür auf. Er stürmte in die Eingangshalle. Howard folgte ihm. Sicherheitshalber zog er den kleinen doppelschüssigen Revolver, den ständig zu tragen er sich angewöhnt hatte, aus der Tasche.
    Ein markerschütternder Schrei ließ ihn zusammenzucken und beseitigte die letzten Zweifel, ob Rowlf sich vielleicht doch getäuscht hätte. Im ersten Augenblick glaubte er, Harvey, der reichlich senile Butler, hätte geschrien, doch es handelte sich um eine andere Stimme. Mit einem Mal ahnte er, woher der Schrei stammte und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sein Verdacht nicht zutreffen möge.
    Das Gebet wurde nicht erhört.
    Rowlf hatte bereits den Korridor erreicht, an dem das Zimmer lag, in dem sich die Überreste des Craven-Roboters befanden. Ein faustgroßes Loch prangte in der Tür. Jemand hatte im Zimmer das Licht eingeschaltet. Durch das Loch sah Howard den Schatten, der sich der Tür näherte.
    »Zurück!«, brüllte er Rowlf zu und hob die Waffe, obwohl er wusste, dass sie ihm gegen diesen Gegner nichts nutzen würde. Der Hüne zögerte. Er hatte bereits die Hand nach der Klinke ausgestreckt, ließ sie aber auf Howards Befehl hin wieder sinken. Auch er musste die Gefahr erkannt haben und sprang zur Seite.
    Im nächsten Moment wurde die Tür mit Urgewalt aus den Angeln gerissen. Es versetzte Howard einen schmerzhaften Stich, die Gestalt Robert Cravens zu sehen. Seine Hände wurden feucht vor Aufregung. Der Roboter wirkte so lebensecht, dass er für einen Sekundenbruchteil der wahnwitzigen Hoffnung nachhing, es könnte sich wirklich um den vermissten Freund handeln.
    Allerdings nur für einen Sekundenbruchteil.
    Ohne Rowlf, der sich neben ihm an die Wand presste, auch nur zu beachten, schritt das Maschinenwesen über den Korridor. Bei jedem Schritt dröhnte der Boden unter seinem Gewicht.
    Howard wollte Rowlf eine Warnung zurufen, aber er kam nicht mehr dazu. Ungeachtet aller schlechten Erfahrungen, die er bereits mit de Laurecs Puppen gemacht hatte, stürzte der Hüne sich auf die Kreatur und klammerte sich an ihr fest.
    Sie schüttelte ihn wie ein lästiges Insekt ab. Rowlf wurde durch die Luft geschleudert. Die Holzvertäfelung zersplitterte, als er gegen die Wand prallte, daran entlang rutschte und reglos liegen blieb.
    Howard schoss. Beide Kugeln trafen den Kopf des Monstrums und beide prallten wirkungslos an dem Stahl ab. Er ließ die Waffe fallen und rannte in die Halle zurück. Zitternd presste er sich neben der Tür an die Wand.
    Sekunden später trat die Kreatur aus dem Korridor. Ohne ihn zu beachten, wandte sie sich der Eingangstür zu. Sie machte sich nicht erst die Mühe sie zu öffnen, sondern stapfte geradewegs hindurch und verschwand in der Dunkelheit.
    Howard atmete auf. Sarim de Laurecs Programmierung schrieb dem Roboter vor Robert zu töten; und er würde nach ihm suchen, bis er ihn fand. Andere Menschen griff er nur an, um sich zu verteidigen. Solange man sich ihm nicht in den Weg stellte, nahm er niemanden wahr.
    Howard überlegte kurz, ob er der Kreatur folgen sollte, aber dann siegte seine Sorge um Rowlf. Er eilte in den Korridor zurück.
    Rowlf richtete sich gerade stöhnend auf. Wie ein Bulle schüttelte er den Kopf. Seine Konstitution war wirklich unglaublich. Jeder andere wäre von dem Schlag stundenlang betäubt gewesen, sofern er überhaupt jemals wieder aufgewacht wäre.
    »Wo isser?«, brüllte Rowlf und ballte die Fäuste.
    »Verschwunden, wahrscheinlich aus Angst vor dir«, antwortete Howard. Er erinnerte sich wieder an den Schrei und lief in das Zimmer.
    Ein junger Mann, den er noch nie gesehen hatte, lag auf dem Boden. Howard beugte sich über ihn. Er machte sich bittere Vorwürfe. Ohne seine stümperhaften Versuche in der vergangenen Nacht wäre das alles nicht geschehen. Die Übermüdung hatte ihn unverzeihliche Fehler begehen lassen, die schreckliche Früchte getragen hatten. Jede Hilfe kam für den Unbekannten zu spät. Er war tot.
    Howard untersuchte seine Taschen und förderte eine Brieftasche zutage.
    »Vernon Jackson«, murmelte er nach einem Blick in den Ausweis. Ein zweites Schreiben erweckte seine Aufmerksamkeit. »Arzt im Summers-Sanatorium«, fügte er überrascht hinzu.
    »Dat is doch die Klapsmühle, wo Prisille liegt«, stieß Rowlf hervor.
    »Priscylla«, verbesserte Howard automatisch. Sein Sinn für Humor war erloschen. »Ich möchte nur wissen, was der hier
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